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Als Landesdirektor des mitgliederstärksten Mobilitätsclubs in Oberösterreich kommt man
heute nicht drum herum, sich mit dem Thema Elektromobilität zu beschäftigen. Dass
Harald Großauer
neben dem BWL-Magister auch noch Elektrotechniker mit Meisterbrief ist und
jahrelang in der Energiewirtschaft tätig war, macht ihn zum idealen Ansprechpartner
auf diesem Gebiet.
„GESETZGEBER SOLLTE NICHT IN
TECHNOLOGIEENTSCHEIDUNG
EINGREIFEN
“
noch nicht ausreichend angekommen
ist, weil noch zu viele Hürden beste-
hen: hohe Anschaffungskosten, feh-
lende Reichweite, die Frage nach der
Lebensdauer der Akkus und dem Wie-
derverkaufswert sowie die fehlenden
Lademöglichkeiten etwa in den Städten,
in Mehrparteienhäusern oder beim Ar-
beitgeber. Interessanter ist es derzeit für
Firmenwägen, einerseits für den Nutzer,
der sich den Sachbezug erspart, aber an-
dererseits auch für Unternehmen, denen
ein ökologischer Fußabdruck oder eine
moderne Visitenkarte wichtig ist.
Ging der Ausbau der Lade-
infrastruktur für einen E-Auto-Boom
schnell genug?
Großauer
_Wir haben da das klassische
Henne-Ei-Problem: Was kommt zuerst,
die Ladeinfrastruktur oder die Autos?
Wenn die Nachfrage nach E-Autos grö-
ßer wäre, dann würde auch der Ausbau
der Ladeinfrastruktur schneller gehen.
Am sinnvollsten ist die Elektromobi-
lität in der Breite aber ohnehin, wenn
die Leute zuhause über Nacht laden
können. Solange es Hürden in Bezug
auf die private Installation von Wall-
boxen gibt, wie etwa in Mehrpartei-
enhäusern oder Tiefgaragen, oder gar
keine Lademöglichkeit auf Parkplätzen
Welches Auto fahren Sie selbst,
Herr Großauer?
Großauer
_Einen Diesel der modernen
Euro-6d-Temp-Klasse. Beim Autokauf
haben wir uns verschiedene Antriebs-
technologien angeschaut, wollten auch
in Richtung Elektro gehen. Mit den
Kindern brauchen wir allerdings sehr
viel Platz – insbesondere im Urlaub –
und fahren sehr weite Strecken. Und ich
ziehe mit meinem Auto einen Wohnwa-
gen – dafür gibt es bei E-Autos derzeit
kein leistbares Angebot. Die Auswahl
des Antriebs sollte sich immer am Nut-
zungsverhalten orientieren. Das wird in
Zukunft viel stärker der Fall sein.
Heuer kommen einige neue E-Autos
renommierter Hersteller mit mehr
Reichweite und konventionellerem
Design auf den Markt – wird 2019 das
Jahr der Elektromobilität?
Großauer
_Im Jahr 2018 waren 0,4
Prozent der Autos in Oberösterreich
E-Autos – das ist nicht sehr viel. Selbst
wenn wir jetzt einen totalen Boom an
Neuzulassungen erleben würden, würde
dieser Anteil nur sehr langsam wachsen.
80 Prozent der E-Auto-Neuzulassungen
im vergangenen Jahr gehen auf Firmen
zurück. Das zeigt, dass das Thema E-
Mobilität bei den Privatkonsumenten
Redaktion_Ingo Till
Fotografie_Mario Riener
E-Mobilität