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wichtig es ist, „rechtzeitig dran zu sein“.
So sei die Energie AG schon früh an das
Thema Digitalisierung herangegangen. In-
nerhalb des Unternehmens bedeute das
vor allem, auch die Mitarbeiter „mitzu-
nehmen“ und sie „sukzessive zu Digital
Natives heranzubilden“, wie Steinecker
erklärt. Gefragt sei in diesem Prozess auch
die Fantasie der Mitarbeiter: In einem
internen Ideenwettbewerb sind sie dazu
aufgerufen, eigene Projekte zum Thema
Digitalisierung am Arbeitsplatz vorzustel-
len. Eine Jury aus Führungskräften wählt
die vielversprechendsten aus, die dann re-
alisiert werden. „Prozesse am Arbeitsplatz
sollen schlanker und effizienter werden“,
so Steinecker, „am Ende profitiert der
Kunde davon.“ Bei aller Begeisterung geht
der Energie AG-Chef aber auch auf eine
Schattenseite der Digitalisierung ein: „Im-
mer mehr Automatisierung und Prozes-
soptimierung wird Arbeitsplätze kosten.“
Zwar ist Steinecker wie die meisten seiner
Kollegen überzeugt davon, dass gleichzei-
tig viele neue Stellen entstehen, „ob das
genauso viele sind“, werde allerdings erst
die Zukunft zeigen. Beruhigen kann er,
was das eigene Unternehmen betrifft. So
sei die Energie AG ein „Enabler“ der Di-
gitalisierung und damit in der glücklichen
Lage, durch den Wandel sogar mehr Leute
einstellen zu können.
Früh angefangen habe man auch beim
Breitbandausbau, wie Steinecker erklärt:
„Da haben wir unser Lehrgeld gezahlt.
Aber gerade Dinge, die anfangs müh-
sehlig erscheinen, haben absolut das Po-
tential, zu einer totalen Success-Story zu
werden.“ Heute sei Oberösterreich dafür
wahrscheinlich die Region mit der größ-
ten Breitband-Backbone-Dichte Europas.
Dass man in Sachen Breitbandausbau
„schon sehr weit“ sei, habe man auch den
„außerordentlich guten Rahmenbedingun-
gen“ im Land zu verdanken. Nur in der
Bevölkerung müsse das Bewusstsein noch
stärker gefördert werden. Vielerorts werde
schlicht die Geschwindigkeit unterschätzt,
mit der der „Breitbandhunger“ weiter-
wachsen werde, sagt Steinecker.
Nach einer kleinen Runde durch Linz
sind wir zurück beim Power Tower. Die
Zeit drängt, KI-Spezialist Sepp Hochreiter
wartet schon, klatscht Steinecker quasi ab
und schwingt sich zu Depiereux ins Auto.
„Alles intelligent machen“
„Ich hab ja einen richtig großen Promi
hier“, zeigt sich dieser beeindruckt, als
Hochreiter Platz nimmt. An der Johannes
Kepler Universität in Linz leitet er das In-
stitut für Machine Learning und das Arti-
ficial Intelligence Lab. Seinen Promistatus
hat Hochreiter einer Erfindung zu verdan-
ken, die er vor rund 20 Jahren an der Tech-
nischen Universität München gemacht
hat. Das sogenannte „Long Short Term
Memory“ ist ein Algorithmus, der grund-
legend für die Funktion von Siri und Co.
ist. Thematisiert wird während der Fahrt
auch die angebliche Technologieführer-
schaft seitens den USA und China, die
Hochreiter nicht ganz so drastisch sieht
wie viele andere. Es wäre jetzt genau die
richtige Zeit, so der gebürtige Bayer, die
Künstliche Intelligenz in den Maschinen-
und Anlagenbau zu bringen. So könnten
Österreicher und Deutsche ihre Erfahrung
auf diesem Gebiet ausspielen – mit Hoch-
reiters Worten: „Überall Sensoren rein, al-
les intelligent machen.“
In Europa ist das Thema der
digitalen Transformation leider
sehr stark negativ besetzt.
Philipp Depiereux
Geschäftsführer, Etventure
(rechts im Bild)
Dinge, die anfangs mühsehlig
erscheinen, haben absolut
das Potential, zu einer totalen
Success-Story zu werden.
Werner Steinecker
Generaldirektor, Energie AG
Oberösterreich (rechts im Bild)