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Um 7,2 Millionen Tonnen CO
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sollen die Emissionen im Verkehr bis 2030 gesenkt werden.
Das sieht die Klima- und Energiestrategie #mission2030 der Bundesregierung vor. Bis 2050 soll
unser
Mobilitätssystem komplett aus regenerativen Quellen
gespeist werden. Aber wie
realistisch ist das aus heutiger Sicht?
GUT DING BRAUCHT WEILE …
Redaktion_Ingo Till
Fotografie_Banner, Robert Tichler, Fill, LINZ AG
Illustration_Gettyimages
Im Individualverkehr ist man noch weit
entfernt von der herbeigewünschten
Wende: Gerade einmal 20.831 Elektro-
autos waren mit Ende 2018 in Österreich
angemeldet – dagegen sind rund fünf
Millionen Pkw mit Verbrennungsmotor
auf den hiesigen Straßen unterwegs, so
die Daten der Statistik Austria. Dass nur
etwa jede 56. Neuanmeldung im vergan-
genen Jahr ein Elektroauto betroffen hat,
ist laut ÖAMTC unter anderem auch
deshalb so, weil die Hersteller mit dem
Ausliefern nicht nachkommen. Aber im
Prinzip ist das sogar gut so. Denn würden
auf einen Schlag nur noch Elektroautos
herumfahren – die Infrastruktur würde
nicht ausreichen. „Eine schrittweise Um-
stellung ist viel realistischer“, sagt dazu
auch Robert Tichler, stellvertretender
Geschäftsführer des Energieinstituts an
der Johannes Kepler Universität in Linz.
Überhaupt werde oft zu sehr schwarz-
weiß gedacht, wenn es um die Mobili-
tätswende geht.
Mehrere Lösungen
„Im Mobilitätssystem der Zukunft wer-
den wir verschiedene Technologien
brauchen“, ist Tichler überzeugt, „weil
wir eben auch verschiedene Mobilitäts-
bedürfnisse damit abdecken müssen.“
Um den Bedarf des Systems allein mit
erneuerbarer Energie decken zu können,
müsse jede adäquate Lösung weiterver-
folgt werden. So könnten Autos, deren
Stromhunger durch wasserstoffbetrie-
bene Brennstoffzellen gestillt wird, die
Antwort auf die verbreitete Reichwei-
tenangst bei längeren Überlandfahrten
sein. Diese Technologie steht bereits in
den Startlöchern, erste Fahrzeuge sind
schon erhältlich – wenn auch sehr teu-
er. Und noch fehlen die Tankstellen. In
E-Mobilität
den Städten hingegen mache die bat-
teriebetriebene Elektromobilität mehr
Sinn. Infrastruktur- und Reichenwei-
tenproblematik stehen dort weniger im
Vordergrund. Eine „schöne Lösung“ für
die angesprochene Übergangszeit seien
aktuelle Hybridlösungen mit Verbren-
nungs- und Elektromotor. Tichler selbst
fährt ein Erdgas-Benzin-Hybridfahrzeug.
Das Nischendasein dieser Antriebsart sei
vor allem darauf zurückzuführen, dass
die Autohersteller bei der Einführung
verabsäumt hätten, „schöne, lässige Au-
tos zu produzieren“. Interessant seien
erdgasbetriebene Fahrzeuge heute und
in Zukunft vor allem deshalb, weil auch
synthetisch und nachhaltig hergestelltes
Methan getankt werden kann. „Keines-
falls“, warnt Tichler, „sollten wir wieder
in die Lage geraten, ein dominierendes
System für sämtliche Einsatzgebiete zu
haben“ – denn die vergangenen hundert
Die neuen, zu 100 Prozent elektrisch
betriebenen Obusse der LINZ AG.