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derungen nach einer Besteuerung von 

maschinell generierter Wertschöpfung. 

„Das wäre ein absoluter Schuss ins eigene 

Knie“, so der IV-Geschäftsführer, „die 

Maschinensteuer war immer schon ein 

Blödsinn.“ Warum? Weil es zu einer „In-

dustrieabsiedelung“ führen würde. Und 

zwar dorthin, wo es solche Steuern nicht 

gibt, nach China oder Südkorea. Der 

in diesem Zusammenhang bekannt ge-

wordene Sozialphilosoph Richard David 

Precht sieht das ähnlich. Dennoch ver-

ortet er steuerpolitischen Handlungs-

bedarf. Precht befürchtet eine durch 

die Digitalisierung ausgelöste Massen-

arbeitslosigkeit. Ein bedingungsloses 

Grundeinkommen für alle Bürger würde 

das entstandene Erwerbslosigkeitsdilem-

ma quasi ausgleichen. Finanziert könnte 

das beispielsweise mittels einer neuen 

Finanztransaktionssteuer werden. Von 

dieser Idee hält Haindl-Grutsch wenig – 

man müsse Menschen „Leistungsanreize“ 

geben, um ihre Entwicklung zu fördern. 

Ebenso kontraproduktiv würden neue 

Steuern sein.

Eine drohende Massenarbeitslosigkeit 

sieht der IV-Geschäftsführer aber ohne-

hin nicht. Vielmehr habe die Künstliche 

Intelligenz das Potential, zum „Jobmo-

tor“ zu werden. Ganz neue Jobs werde es 

geben und alte würden sich verändern, 

aufgewertet werden, gleichzeitig aber 

auch nach mehr Qualifikation verlan-

gen. Beispiel: Der Lkw-Fahrer etwa, der 

in Zukunft nicht mehr zum Lenken des 

Fahrzeuges im Cockpit sitzt, sondern 

die Fahrt bestenfalls überwacht und 

sich währenddessen administrativen Tä-

tigkeiten widmet. „Wir werden immer 

höher qualifizierte Leute brauchen, das 

war schon bei der ersten industriellen 

Revolution so“, sagt Haindl-Grutsch. 

Gefragt sei da vor allem das Bildungs-

system: „IT-Kompetenzen, Programmie-

ren und Software-Know-how müssen 

massiv in die Schulen einziehen.“ Nicht 

Arbeitslosigkeit könnte demnach zum 

Problem werden, sondern die bereits 

spürbare Tatsache, dass das System mit 

Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung 

gar nicht mehr nachkommt. Dass bei 

der digitalen Transformation niemand 

auf der Strecke bleibt, ist hingegen für 

KI-Spezialist Girth eine utopische Vor-

stellung. Vor allem zwischen 2020 und 

2030 werde es viele Menschen geben, 

die sich nicht mehr umstellen kön-

nen: „Das wird kein einfacher Ritt“, so 

Girth. Ob und mit welcher Intensität 

gesellschaftliche Probleme durch die 

Digitalisierung und den Einzug der KI 

in unseren (Arbeits-)Alltag auftreten 

werden, lässt sich freilich nur schwer 

vorhersagen. Aber eines scheint sicher, 

und da kann man Girth nur schwer wi-

dersprechen: „Auf technologischer Ebe-

ne wird es keine Rückschritte geben –  

es liegt wirklich nur beim Menschen, 

das Ganze in eine positive Richtung zu  

leiten.“_

ELLIS Society

Mit dem „

European Lab for 

Learning and Intelligent 

Systems

“ (ELLIS) gründeten 

führende europäische KI-

Forscher eine Initiative für den 

„Aufbau eines Netzwerkes zur 

Durchführung wegweisender 

Grundlagenforschung, ein 

europaweites Promotionspro-

gramm zur Ausbidlung von 

KI-Forschern sowie wesent-

liche Impulse zur Nutzung 

von KI-Technologien zur wirt-

schaftlichen Entwicklung“. 

Unter den Mitbegründern ist 

auch Österreichs Vorzeige-KI-

Experte Sepp Hochreiter von 

der Johannes Kepler Univer-

sität in Linz.

Artificial 

Intelligence 

Mission 

Austria 2030

In der „

Artificial Intelligence 

Mission Austria 2030

“ (AIM 

2030) bekennt sich die Bun-

desregierung klar zur Akzep-

tanz der Künstlichen Intelli-

genz als Gamechanger. In 

Bereiche wie Sicherheit & 

Recht, Qualifizierung & Aus-

bildung oder in der Wirtschaft 

genauso wie im öffentlichen 

Sektor will die österreichische 

Politik investieren, „um den 

Nutzen für Bürger aus KI zu 

maximieren“, wie es in der 

Erklärung heißt. Die Ziele, die 

die Bundesregierung in der 

Erklärung zu AIM 2030 formu-

liert hat, sind noch recht vage. 

Das neue englischsprachige 

Bachelorstudium „Artificial Intelli-

gence“ plus vertiefendem Master-

studiengang startet im Winterse-

mester 2019/20 an der Johannes 

Kepler Universität (JKU) in Linz. 

Infoabend ist am 7. Mai um 18 Uhr 

im Science Park 3 der JKU. 

KI-Studium