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#7
Wie man Zugang
zu einer (sehr) jungen
Zielgruppe findet.
Wer sie zuhause am Tisch sitzen hat (was
vor 12 Uhr Mittag generell nicht mal
in den besten Familien vorkommt), der
weiß, wie schwierig es ist, mit ihnen zu
kommunizieren. Sie sprechen eine an-
dere Sprache. Oder sind eigentlich gar
nicht wirklich anwesend. Was auch im-
mer. Irgendwann schaltet man als Eltern
eines Teenagers einfach in den Warte-
modus. Man wartet ab, bis die Pubertät
irgendwann vorbei ist. Und stellt erst
dann wieder Fragen mit der Hoffnung
auf Antwort.
Viele Unternehmen wollen nicht so lan-
ge warten. Für sie sind die Dreizehn- bis
17-Jährigen eine verdammt spannende
Zielgruppe. Für Fahrschulen zum Bei-
spiel. Und für die meisten anderen auch
– denn Jugendliche sind natürlich eine
heranwachsende Käufergruppe, die man
„insbesondere mittels Storytelling für die
Marke begeistern kann“, weiß Siegfried
Spiessberger, Geschäftsführer der Digi-
talagentur Spiessberger-Partner. Richtig
interessant sei diese junge Zielgruppe
auch für Lehrlingssuchende. Fragt sich
nur: Wie erreicht man eine Zielgruppe,
die man so schwer verstehen kann und
über die es so viele Mythen gibt? „Ich
glaube, dass noch nie eine Zielgruppe so
variabel war wie die sogenannte Genera-
tion Z. Von Marketingseite wird sie oft
als risikobereit, völlig unabhängig und
digital bestens vernetzt beschrieben“,
erzählt Spiessberger. Tatsächlich sei sie
aber extrem werteorientiert. „Der Sinn
im Leben, Loyalität und Sicherheit, das
sind besonders ausgeprägte Wünsche
unter den Jugendlichen.“
Für jede Zielgruppe der
passende Channel
War vor einigen Jahren Facebook noch
sehr stark bei den Jugendlichen, werde
die Onlineplattform zunehmend von
der App
Snapchat
verdrängt, weiß
Spiessberger. Der Grund? „Die Jungen
haben sich etwas Anderes gesucht als die
Elterngeneration“, erklärt der Agentur-
gründer. Snapchat sei eine relativ jun-
ge App, die die junge Zielgruppe ganz
stark in den Fokus nimmt. Am stärksten
vertreten sind die Dreizehn- bis 24-Jäh-
rigen. „Den Erfolg einer Anzeige in die-
sem Umfeld macht ein kreativer, aber
doch einfach zu erfassender Zugang aus.“
Neben Snapchat empfiehlt er Instagram,
Twitter und dennoch auch Facebook.
Viel bewegen könne man selbst mit ge-
ringen Budgets außerdem mit Influencer
Marketing. „Das belegt auch unsere Er-
fahrung mit der Lehrlingskampagne für
die WKOÖ.“ Der Vorteil dieser Social-
Media-Kanäle: „Ich kann sehr flexibel
Botschaften ausprobieren.“ Ob ein Sujet
funktioniere oder nicht, zeige sich nach
wenigen Wochen – und gegebenenfalls
könne man es schnell austauschen. „Mit
diesen Medien zu spielen, ist unglaub-
lich spannend, weil es ein Herantasten
an die jeweilige Zielgruppe erlaubt“,
sagt Spiessberger.
Und damit hat sich in den vergangenen
zehn Jahren vieles in der Werbebranche
grundlegend verändert – neue Techno-
logien ermöglichen neue Marketingstra-
tegien. „Das Konsumentenbild hat sich
zum Homo Digitalis gewandelt, der
sich durch umgekehrtes Informations-
wissen auszeichnet“, so Spiessberger.
Soll heißen: Anbieter erhalten heute mit
digitalen Methoden tiefgreifende Er-
kenntnisse über ihre Zielgruppe, latente
Bedürfnisse und Wünsche sind sozusa-
gen auf Knopfdruck verfügbar und die
Angebote werden entsprechend maß-
geschneidert. Das bedeutet aber auch,
„dass Kundenorientierung völlig neu
definiert werden muss“. Ebenso wie die
Möglichkeiten zur Bedürfnisbefriedi-
gung – dazu sei nur ein Megatrend, die
Individualisierung, erwähnt. Was heißt
das nun für Unternehmen? „Wo früher
eine Werbeabteilung damit beschäftigt
war, Produkte zu vermarkten, arbeiten
heute alle Unternehmensabteilungen
Hand in Hand.“