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5 Irrtümer
bei der Jobsuche.
01 Ich finde alle interessanten Jobs auf einer Online-Jobplattform.
Die Mehrheit der ausgeschriebenen Jobs sind online zu finden, das stimmt.
Allerdings sind nicht alle Jobs auf allen Jobplattformen. Manche Plattformen
sind spezialisiert auf gewisse Branchen oder Qualifikationen.
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Ich verwende daher lieber mehrere Jobplattformen bei der Suche. Auch
auf den jeweiligen Unternehmenshomepages sind teilweise mehr offene
Stellen einer Firma zu finden als auf den Plattformen. Florian Mayer weiß
aus Erfahrung: „Sollte die Wunschfirma zurzeit keinen geeigneten Job aus-
geschrieben haben, dann kann auch eine Initiativbewerbung zum Erfolg
führen.“
02 Ich kann auf die Meinung von Onlinearbeitgeberbewertungen
vertrauen.
Man kann Arbeitgeberbewertungsplattformen im Internet als Orientierung
sehen – muss sich aber bewusst machen, dass die Bewertungen sehr subjektiv
sind und vorrangig von Ex-Mitarbeitern abgegeben werden, bei denen die
Trennung nicht ganz harmonisch lief. Die Bewertung wird dann genutzt, um
sich am Arbeitgeber zu rächen. Zufriedene Mitarbeiter sehen sich wesentlich
seltener veranlasst, eine Bewertung abzugeben.
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Ich achte darauf, ob eine ausreichende Anzahl an Bewertungen vorliegt
und diese ein stimmiges Bild ergeben.
03 Meine Strategie: Ich bewerbe mich einfach auf sehr viele Jobinsera-
te, dann steigen meine Chancen, den richtigen Job zu bekommen.
„Wir haben in unseren Karriereberatungen die Erfahrung gemacht, dass viele
Bewerber diese Strategie verfolgen – meist nur mit mäßigem Erfolg“, erzählt
Alexandra Slezak. Die Basis einer erfolgreichen Bewerbung sei die Klarheit
über sich selbst, die eigenen beruflichen Wünsche und Ziele sowie Stärken
und Schwächen.
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Erst wenn ich mir selbst im Klaren darüber bin, warum ich einen gewis-
sen Arbeitgeber oder Job anstrebe und dafür geeignet bin, ist es möglich,
passgenaue Bewerbungsunterlagen zu gestalten und sich zielgerichtet für
Jobs zu bewerben. Und das führt dann meist auch zum Erfolg.
04 Ich muss alle Anforderungen eines Stelleninserats erfüllen.
Falsch. In Stelleninseraten wird ein „Traumbewerber“ skizziert. Und den gibt
es oft nicht.
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Ich unterscheide zwischen zwingenden und erwünschten Anforderun-
gen im Stelleninserat. Erfülle ich eine Muss-Bedingung (Formulierung: „ist
unbedingt notwendig“) nicht, dann habe ich wenig Chancen, zum Vor-
stellungsgespräch eingeladen zu werden. Wenn ich jedoch einige Kann-
Anforderungen (Formulierungen wie „ist wünschenswert“ oder „von Vorteil“)
nicht erfülle, bewerbe ich mich trotzdem. „Unserer Erfahrung nach sind es
besonders Frauen, die sich schneller vom Anforderungsprofil abschrecken
lassen, obwohl die Qualifikation stimmen würde. Seid selbstbewusst und
bewerbt euch trotzdem!“, rät Slezak.
05 Das angegebene Einstiegsgehalt im Inserat ist mir zu niedrig.
Im Stelleninserat ist oft nur das (kollektivvertragliche) Mindestgehalt für die
Stelle angegeben. Davon darf man sich aber nicht verunsichern lassen.
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Das tatsächliche Gehalt liegt meist höher und orientiert sich auch an der
Qualifikation, der Berufserfahrung und am persönlichen Verhandlungsge-
schick. Die Arbeitgeber sind oft zu deutlichen Überzahlungen bereit, um
gute Bewerber zu überzeugen. Mayer: „Sollte die Gehaltsverhandlung im
ersten Schritt noch nicht zum gewünschten Gehalt führen, gibt es auch
die Möglichkeit, sich im Vorhinein eine spätere größere Gehaltssteigerung
nach einer bestandenen Einarbeits- und Kennenlernphase mitauszuverhan-
deln.“
Unternehmenskultur und den Werten
identifizieren? Kann ich mir vorstellen,
dort jeden Tag ein- und auszugehen?
Wie sucht man heute – verglichen mit
vor 20 Jahren – seinen Arbeitgeber?
Slezak
_Fast ausschließlich online. On-
line-Jobbörsen boomen. Die Auswahl ist –
wie beim Onlinedating – ohne großen
Aufwand viel größer: Mit einem Klick
bekommt man eine breite Palette an
Möglichkeiten, die einem zur Verfügung
stehen. Als Bewerber erhält man online
auch wesentlich mehr Informationen.
Damit sind potentielle Arbeitgeber und
Jobs viel einfacher zu vergleichen.
Mayer
_Interessant zu beobachten ist al-
lerdings eines: Trotz oder vielleicht sogar
wegen der zunehmenden Digitalisierung
der Arbeitgebersuche kommt dem ver-
bliebenen analogen Angebot und dem
persönlichen Kontakt dabei nach wie
vor eine äußerst wichtige Bedeutung zu.
Wir selbst merken das etwa am ungebro-
chen großen Ansturm auf den JKU Kar-
rieretag, die jährlich stattfindende Job-
und Karrieremesse der Johannes Kepler
Universität, die dieses Jahr übrigens wie-
der am 27. November stattfindet.
Ihr seid ständig mit Unternehmen in
Kontakt – wie sieht der „Traummitar-
beiter“ dieser Arbeitgeber aus?
Mayer
_Momentan ist der Traummit-
arbeiter für viele Unternehmen wohl
ein Informatiker, der sich nicht inner-
halb kürzester Zeit wieder abwerben
lässt. Spaß beiseite, wichtig ist den
Unternehmen eine gute Mischung aus
sozialen und fachlichen Kriterien. Aus
sozialer Sicht ist vor allem das Schlag-
wort „Cultural Fit“ wichtig, dass also
der Bewerber zur Unternehmenskultur
und den Wertehaltungen des Unterneh-
mens passt und auch gut mit dem beste-
henden Team zurechtkommt. Wichtig
außerdem: Motivation, Entscheidungs-
fähigkeit, unternehmerisches Denken
und Loyalität. In fachlicher Hinsicht
legen die Arbeitgeber wegen des im-
mer schneller werdenden technischen
Wandels großen Wert auf die Weiter-
bildungsbereitschaft. Fähigkeiten wie
Change Management, interkulturelle
Kompetenz, kritisches und vernetztes
Denken sowie Resilienz haben für die
Arbeitgeber einen hohen Stellenwert.
Wenn man sich gefunden hat: Wie
pflegt man beidseitig eine gute