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Bewusst sein. Individuell sein. Digital sein. Und: flexibel sein. Welche zukunftsweisenden
Bautrends spiegeln diese aktuellen Entwicklungen wider? Experten rund um den Eigenheimbau
werfen einen Blick auf das
Wohnen von morgen
.
SMARTER, KLEINER, GRÜNER:
BAUTRENDS 2019
Es läuft. Oder sollte man besser sagen:
Es hämmert, zischt, pocht und brummt.
Und das so richtig laut im Land der
Häuslbauer. Zwischen 14.000 und
17.000 Ein- und Zweifamilienhäuser pro
Jahr wurden in Österreich in den letz-
ten dreißig Jahren baubewilligt. Zuletzt
ging die Tendenz sogar noch etwas nach
oben. Doch welche Ansprüche stellt der
moderne Hausbauer an seine zukünfti-
gen vier Wände? Ganz klar: So viele und
so hohe, wie es unser Zeitalter erfordert.
Die Trends im Überblick.
Das kluge Haus
Sanftes Aufwachen mit der Lieblingsmu-
sik. Ein langsames Erhellen der Lampen
im Schlafzimmer. Duschen bei angeneh-
mer Wassertemperatur und Zähneputzen
auf dem warmen Fußboden, während die
Lamellenbeschattung – in Absprache mit
der Heizung – energieeffizient die ersten
Sonnenstrahlen im Querstreifenformat
hereinblinzeln lässt. Während früher je-
des Gerät einzeln bedient werden musste,
sollen mit einem Smart Home jährlich
„50.000 Handgriffe gespart werden kön-
nen“, erklärt Rüdiger Keinberger, CEO
von Loxone, einem Smart-Home-Kom-
plettanbieter. „Grundsätzlich weiß das
Haus bei den Themen Komfort, Sicher-
heit und Energieeffizienz selbst, was zu
tun ist.“ Man könne jederzeit mit einem
Touch-Taster in die selbst durchdachten
Abläufe eingreifen. 85.000 Smart Homes
wurden von dem Unternehmen mit Sitz
in Kollerschlag weltweit bereits realisiert.
Alleine in Österreich wurde im letzten
Jahr jeder vierte Neubau mit einem Mini-
server ausgestattet. „Bei all jenen, die sich
gegen ein Smart Home entscheiden, wur-
den die Komfortvorteile vom Bauherren
noch nicht erkannt“, sagt Keinberger.
Wichtig sei, die Hausautomatisierung
bereits beim Einreichplan mitzudenken:
„Die automatische Haussteuerung ist für
ein Hausleben lang gedacht und kann
jederzeit erweitert und den sich ändern-
den Bedürfnissen angepasst werden.“ Am
meisten genutzt wird das Smart Home
übrigens mit 31,1 Prozent in der Alters-
gruppe der 25 bis 34-Jährigen. Nur etwa
8,7 Prozent der 55 bis 64-jährigen Öster-
reicher verwenden aktuell eine Hausauto-
matisierung (Quelle: Statista 2019).
Das grüne Haus
Keine Frage: Nachhaltigkeit und Öko-
Denken sind zur Lebensphilosophie vie-
ler geworden. Ökologie und Ästhetik sind
Redaktion_Katharina Ecker
Fotografie_Keinberger: Loxone, Schmeller: Doppler,
Wurm: VKB-Bank, Möseneder: Barbara Ziegelböck,
Braschel: Gaulhofer, Haimbuchner: Wakolbinger
Illustration_Martin Anderl
längst kein Widerspruch mehr. Grün also
im, am und rund ums Eigenheim. Und
das funktioniert wie? Wolfgang Holzhai-
der, Geschäftsführer von Holzhaider Bau,
sagt: „Die Baustoffe Ziegel und Holz soll-
ten nach Möglichkeit ohne zusätzliche
Dämmstoffe auskommen, da im Sinne
der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirt-
schaft die Entsorgung am unbedenklichs-
ten ist.“ Der Verzicht auf erdölbasierte
Baustoffe in der Gebäudehülle würde
sich auch finanziell auszahlen: „Hier gibt
es seit letztem Jahr zusätzliche Förderun-
gen, wenn man diese Dämmstoffe beim
Hausbau vermeidet.“ Für eine möglichst
naturbelassene Dämmung gebe es Holz-
faserdämmstoffe und Zellulosedämmun-
gen, die sich am Markt gut etabliert hät-
ten und auch erschwinglich seien. Und
welche Baustoffe eignen sich am besten
für einen nachhaltigen Bau? Lehm habe
sich aufgrund seiner teuren Verarbeitung
nur als Nischenprodukt entwickelt. Holz
und Ziegel wären für unsere Region gut
geeignet, nicht zuletzt da in Oberös-
terreich „einige hervorragende Ziegel-
werke mit schlagkräftigen Produkten
angesiedelt sind“, sagt Holzhaider. Und
auf lokale Produktionsstätten wird auch
in der Bau- und Wohnbranche immer
mehr Wert gelegt. Jürgen Schmeller, Ver-
Bauen & Wohnen