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digitaler Zwilling bis ins letzte Detail ge-

plant. Planung, Errichtung und Betrieb 

des Gebäudes  – also auch Wartung und 

Instandhaltung – können so effizient 

abgewickelt werden.“ Und hier könne 

man vor allem bei den Lebenszykluskos-

ten sparen. Das Wichtigste beim Einsatz 

digitaler Lösungen: eine genaue, fix fer-

tige Planung. „Und zwar wirklich VOR 

Baubeginn“, betont Weidlinger. Alle 

beteiligten Akteure würden so virtuell 

an „einem Tisch sitzen", Prozessabläufe 

beschleunigt und die Verwaltung entlas-

tet werden. Um die Digitalisierung wei-

ter voranzutreiben, werde zurzeit auch 

die Lehrlingsausbildung reformiert: „Die 

Arbeitskräfte auf den Baustellen wer-

den weniger, es wird mehr technisches 

Know-how gefordert“, sagt Weidlinger. 

Eine Expertengruppe entwickelte das 

Konzept „Baulehre 2020“. Neue Arbeits-

techniken wie digitale Vermessung oder 

elektronisches Datenmanagement  sollen 

besser in die Lehre einfließen. Ab Herbst 

2019 werden alle Baulehrlinge im zwei-

ten Lehrjahr gratis ein Tablet zur Vor-

bereitung auf die Lehrabschlussprüfung 

bekommen. „Die Tablets werden mit 

Internet-Zugang, vorinstallierten E-Lear-

ning-Programmen und weiteren Apps zu 

Themen wie Arbeitssicherheit, Normen 

und Baustellendokumentation ausgestat-

tet sein. Die Lehrlinge dürfen das Gerät 

auch privat nutzen und nach positivem 

Lehrabschluss natürlich behalten“, erklärt  

Weidlinger. 

Trend: Nachhaltigkeit

Und wie steht es um den Megatrend 

Nachhaltigkeit am Bau? „Die gesamte 

Bauwirtschaft befindet sich noch auf 

dem Weg, um ihren Beitrag zur Errei-

chung der Pariser Klimaziele erfüllen 

zu können“, sagt Weidlinger. Zertifizie-

rungen und Prüfstellen gäbe es bereits 

genug. Das gemeinsame Ziel: Planung, 

Errichtung und Betrieb von Gebäuden 

so zu gestalten, dass diese während ih-

res gesamten Lebenszyklus ökonomisch, 

ökologisch und soziokulturell zukunfts-

fähig sind. Bedeutet im Klartext: res-

sourcenschonend und energieeffizient 

zu bauen und zu wirtschaften. Und das 

würde neben einem kleinerem ökologi-

schen Fußabdruck für das Unternehmen 

auch wirtschaftliche Vorteile bringen: 

„Neben firmen- und baubezogenen Zer-

tifizierungen haben wir vor eineinhalb 

Jahren eine eigene Abteilung für Abfall 

und Ressourcenmanagement gegrün-

det und in Asten einen Recyclinghof 

eröffnet.“ Mit Erfolg: Baureste werden 

gesammelt, sortiert, verwogen, geprüft, 

gelagert und aufbereitet. Und natürlich: 

wiederverwertet. „Wir sind sehr zufrie-

den und möchten zukünftig auch in an-

deren Bundesländern Recyclingstätten 

für Baustoffe eröffnen. Wir möchten 

hier Vorreiter sein und diese Wertschöp-

fungskette auch selbst nutzen.“ 

Die meisten Architekten würden die Ver-

wendung recycelbarer Baustoffe in der 

Planung bereits berücksichtigen. Trotz-

dem würde sich Weidlinger wünschen, 

als Bauunternehmen zukünftig bereits in 

die frühen Planungsphasen von Bauvor-

haben hinzugezogen zu werden: „Das ist 

ein generelles Thema, um das man sich 

in Österreich noch mehr Gedanken ma-

chen muss. Im Moment haben wir fol-

gendes System: Der Architekt plant und 

dann kommt es zur Ausschreibung nach 

dem „Billigstbieter- oder Bestbieterprin-

zip“. Man vergeudet hier Optimierungs-

potential.“ Sein Vorschlag: Vertragsmo-

delle zu entwickeln, in welchen man als 

Bauunternehmen bereits bei der Planung 

mitarbeiten kann. In Großbritannien 

würde „Early Contractor Involvement" 

längst üblich sein und dem Auftragge-

ber helfen, Kosten zu sparen. Was man 

aber als Auftraggeber braucht: Vertrau-

en. Und dieses würde sich in erster Linie 

durch einen guten Ruf, erfolgreiche Pro-

jekte und eine vertrauensbasierte Kom-

munikation mit dem Bauunternehmen  

aufbauen._ 

Moderne Produktions-  

und Arbeitsstätten sollen  

die Unternehmenswerte  

widerspiegeln. 

Karl Weidlinger  

Geschäftsführer,  

Swietelsky