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Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Ästhetik: Wie zeichnen sich diese
Trends in der modernen
Bauwirtschaft
ab? Karl Weidlinger, Geschäftsführer der Swietelsky Baugesellschaft, über
Veränderungen und Optimierungspotential im (Industrie-)Bauwesen.
WORAUF BAUT INDUSTRIE 4.0
EIGENTLICH?
Gebaut wurde immer schon. Und
zwar schon lange. Genau genommen
seit 1936. Gegründet von Hellmuth
Swietelsky, beschäftigte sich das gleich-
namige Bauunternehmen zu Beginn
mit Straßenbau und Asphaltierungen.
Mittlerweile erstrecken sich die Akti-
vitäten des Unternehmens mit 10.000
Mitarbeitern und 2,5 Milliarden Euro
Umsatz auf alle Sparten des Bauwesens,
insbesondere auf den Hoch- und Tief-
bau. Karl Weidlinger arbeitet seit über
zehn Jahren als Geschäftsführer bei
Swietelsky. Wertvolle Erfahrungen in
der Branche durfte der 60-Jährige schon
früher als Bauleiter bei Ferro-Betonit,
im Unternehmen Swietelsky selbst und
als Filialleiter bei Alpine sammeln und
erklärt: „Industriebau war früher ein rei-
ner Zweckbau.“
Und heute?
Heute müsse ein Businessbau intelligent
sein. Zukunftsorientiert, kosten- und
ressourcensparend, mit Berücksichti-
gung des gesamten Lebenszyklus des
Gebäudes. Und: „Moderne Betriebsge-
bäude müssen die individuellen Unter-
nehmenswerte widerspiegeln“, erklärt
Weidlinger. Unternehmen würden nicht
mehr als „reine Arbeitsstätten" gesehen
werden wollen. „Es ist ein Kampf um
Mitarbeiter in allen Branchen entfacht.
Gebäude spielen als Arbeits- UND Auf-
enthaltsort für potentielle Mitarbeiter
eine wichtige Rolle.“ Kommunikations-
zonen, die richtige Belichtung, ergono-
misches Arbeiten und Klimatisierung
würden wichtige Wohlfühlfaktoren am
Arbeitsplatz sein. Außerdem dürfe der
Außenauftritt eines Betriebsgebäudes
für Kunden und die Öffentlichkeit nicht
unterschätzt werden. „Tolle Gebäude
und Produktionsstätten wirken! Indivi-
dualität und Ästhetik spielen eine große
Rolle.“
Digital am Bau
Welche Antworten gibt es in der tradi-
tionellen Bauwirtschaft auf die rasan-
ten Entwicklungen der Digitalisierung?
„Viele Dinge haben sich natürlich schon
massiv verändert. Aber eigentlich hinken
wir hier anderen Branchen – wie etwa
der Automobilbranche – zumindest in
der Produktivität noch etwas hinterher.
Wir beginnen erst jetzt, richtig Tempo
aufzunehmen“, erklärt Weidlinger. Vor
allem die Methode des Building Infor-
mation Modelling, kurz BIM, habe sich
bereits für eine optimierte Planung und
Ausführung bewährt: Dabei werden alle
relevanten Bauwerksdaten digital model-
liert, kombiniert und erfasst. „Es wird ein
Redaktion_Katharina Ecker
Fotografie_Mario Riener
Bauen & Wohnen