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wenn am Weg Fragen auftauchen oder
meine Unterstützung gebraucht wird“,
sagt Schütz. Gemeinsam mit den lokalen
Führungskräften werde jährlich ein Mitar-
beitergespräch als ‚Meilenstein“ der Ent-
wicklung geführt. „Die Mitarbeiter sollen
das Gefühl haben, dass wir uns dafür in-
teressieren, wie sie ihren Weg beschreiten
und wie es ihnen dabei geht. Es soll kein
Kontrollieren sein, denn ein Leitsatz lau-
tet: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.“
Empathie, grenzenlos?
„Klar stoße ich auch manchmal an meine
Grenzen als Führungskraft“, meint Schütz.
Vor allem dann, wenn sich Mitarbeiter
nicht fördern lassen wollen: „Da wäre
Strenge und Autorität notwendig, das ist
aber nicht das, was ich verfolgen möchte.“
Er bemühe sich in diesen Situationen, be-
stimmter zu führen, und greife auf einen
situationsbezogen strengeren Führungsstil
zurück. Denn die Dosis mache auch hier
das Gift: Die einzelnen Mitarbeiter sollten
durch anspruchsvolle Aufgaben ausgelas-
tet, aber nicht über- oder unterfordert wer-
den. „Wo ich dann aber Strenge mit stän-
diger Kontrolle verbinden müsste, bin ich
eindeutig der falsche Vorgesetzte“, erklärt
Schütz. Damit es nicht so weit komme,
werde bereits bei Neueinstellungen großer
Wert auf die Persönlichkeit und das Enga-
gement der Kandidaten gelegt: „Wir sind
bei Bewerbungsgesprächen meistens zu
dritt und schauen neben der Ausbildung
sehr auf die persönliche Entwicklung und
die Sozialisierung des Bewerbers. Daraus
können wir auch meistens ableiten, ob
es Empathiegrundlagen gibt und wieviel
Einsatzbereitschaft vorhanden ist.“
Motivation?
Mit dem Spiegel!
Lob. Wertschätzung. Ermutigende Ge-
spräche. Motivation hat viele Facetten.
Doch wie vermittelt man als Führungs-
kraft am besten neues Denken und Han-
deln? „Ich ermutige meine Mitarbeiter
am liebsten mit Gestaltungsoptionen
und spannenden Zielbildern, die positiv
besetzt sind“, erklärt Schütz. Erfolge mo-
tivieren und Führungskräfte sollen Mit-
arbeitern diese Erfolge ermöglichen und
Wertschätzung zeigen. Und das gelinge
am besten mit einer positiven inneren
Haltung der Führungskräfte. Und durch
Ehrlichkeit: „Man kann viel zu einer po-
sitiven Grundstimmung beitragen, wenn
man authentisch ist und es ehrlich meint.
Natürlich kann ich mich über manches
ärgern oder über vieles lachen, und das
zeige ich dann auch. Vielleicht manchmal
etwas zu viel, als es für meine Funktion
passend wäre. Aber Emotionen zu zeigen
und auch zuzulassen, ist ein Zeichen von
Authentizität.“ Und das verlange gerade
die Generation Y, die Bedürfnisse direkt
anspreche, mehr Interesse, Mitgefühl und
Feedback einfordere als vorherige Gene-
rationen. „Jüngere Ärzte sind offener und
verlangen einen offeneren Führungsstil.
Diese Botschaft wird langsam, aber sicher,
in allen Krankenhäusern ankommen.“_
Entspannen kann ich am besten_beim Sport (Tennis).
Großen Einfluss hat auf mich_meine Frau.
Am liebsten verbringe ich meine Freizeit mit_der Familie.
Mein Leitsatz ist_ Schaffe Spielräume, damit sich Mitarbeiter
entfalten können.
Meine Ansprüche …
… an mich_Wertschätzung zu leben.
… an meine Mitarbeiter_Ehrlichkeit.
… an die Kliniken_einen wichtigen Beitrag in der lokalen und
der regionalen Versorgung zu leisten.
… an den Geist des Hauses_hohe Wertschätzung und Empathie
gegenüber Mitarbeitern und Kunden, Ehrlichkeit und Authentizität.
von Robert Schütz