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Phase muss das Rüstzeug gegeben wer-

den, dass man mit Änderungen und 

Entscheidungen umzugehen lernt. Das 

wird in zehn Jahren noch wichtiger 

sein, weil da die Entwicklungen noch 

viel rasanter passieren werden als jetzt. 

Josef Pühringer

sein Vorgänger (OÖ Landes-

hauptmann von 1995 bis 2017) 

und Landesobmann des OÖ 

Seniorenbundes

Was ich über ihn denke.

Worin unterscheidet sich Thomas 

Stelzer von Ihnen in seiner Tätig-

keit als Landeshauptmann?

_Er ist 

Landeshauptmann in einer anderen 

Zeit mit anderen Problemen und er 

macht das ganz ausgezeichnet. Er setzt 

die richtigen Schwerpunkte von der 

Digitalisierung über Forschung bis zur 

Bildung – das sind jene Themen, die 

Oberösterreich zukunftsfähig halten 

und noch zukunftsfähiger machen. 

Jede Zeit hat ihre Probleme und auch 

ihre Politik. Es wäre ein grober Fehler, 

wenn er die Politik von Josef Pühringer 

fortsetzen würde. 

Kleine Kulturver-

eine fördern war eines Ihrer großen 

Anliegen. Wie geht es der Kultur un-

ter Landeshauptmann Stelzer?_

Der 

Kultur geht es genauso gut wie unter 

mir. Natürlich gilt auch hier, dass zum 

Teil neue Schwerpunkte gesetzt wer-

den. Aber das ist vollkommen legitim. 

Auch ich musste in schwierigen Zeiten 

eine Kürzung bei der Kultur vorneh-

men. Aber die Tatsache, dass Stelzer 

ein Jahr nach der Kürzung wieder mit 

einer Erhöhung beginnt, ist auch das 

richtige Signal für kleine Vereine, denn 

die sind in der Fläche die Träger der 

Kultur. Und darauf muss man natür-

lich schauen. 

Was ich ihn immer schon fragen wollte.

Pühringer

_

Wie schafft es Thomas 

Stelzer, immer so diszipliniert zu sein? 

Das ist mir bei weitem nicht so gelun-

gen. Er erweckt immer den Eindruck 

der Professionalität und des möglichs-

ten Perfektseins, ohne die negativen 

Seiten eines Musterschülers zu haben. 

Darin bewundere ich ihn, denn das 

erfordert eine hohe Disziplin. 

Stelzer

_Ich freue mich über dieses 

Kompliment von meinem Vorgänger, 

doch hat er diese notwendige Disziplin 

mit Sicherheit selbst gehabt. Und das 

über einen so langen Zeitraum! Jeder 

Job erfordert eine gewisse Disziplin 

und bringt eine bestimmte Lebensart 

mit sich: Landeshauptmann von Ober-

österreich zu sein ist die schönste Auf-

gabe, die ich mir vorstellen kann, und 

daher bemühe ich mich, diese Freude 

an meiner Arbeit auch auszustrahlen. 

Jasmin Salomon

seine Assistentin

Was ich über ihn denke.

Womit kann man Ihren Chef als Mit-

arbeiter so richtig verärgern?

_Wenn 

man ihm eine Frage mit „Weil das 

immer schon so war“ beantwortet. 

Bei 

welchen beruflichen Tätigkeiten 

wirkt Thomas Stelzer am glücklichs-

ten?

_Es freut ihn am meisten, wenn 

er Menschen für besondere Lebens-

leistungen vor den Vorhang holen 

kann. Zum Beispiel junge Leute, die 

ihre Ausbildung mit ausgezeichnetem 

Erfolg abschließen, oder Personen, die 

ein besonderes berufliches Lebenswerk 

hinterlassen, werden vom Herrn Lan-

deshauptmann persönlich geehrt. Sie 

erhalten eine Auszeichnung des Landes 

Oberösterreich. Die Freude bei den 

„Ausgezeichneten“ ist dabei sehr groß – 

ebenso wie beim Landeshauptmann. 

Was ich ihn immer schon fragen wollte.

Salomon

_

Prinzipiell können wir unse-

ren Chef alles fragen, weil bei uns im 

Büro ein sehr offenes und gutes Klima 

herrscht. Aber als seine Assistentin 

wäre es spannend zu wissen, welcher 

der dicht durchgeplanten Tage in den 

letzten zwei Jahren der aufregendste 

für ihn war.

Stelzer

_Sicher der Tag meiner Angelo-

bung – das war sehr bewegend. 

Michael Schodermayr

Vorsitzender, Volkshilfe OÖ

Was ich über ihn denke.

Wie könnte Thomas Stelzer Ihnen 

und Ihren Mitarbeitern die Arbeit 

erleichtern?

_Mit einer Partnerschaft 

auf Augenhöhe. Unser Ziel ist es, allen 

Menschen in Oberösterreich ein ge-

lingendes Leben entlang ihrer Bedürf-

nisse zu ermöglichen. Dabei brauchen 

wir mehr Unterstützung von Landes-

hauptmann Stelzer und der gesamten 

Landesregierung. Gerne würde ich mit 

ihm und seinen Fachleuten austau-

schen, wie wir künftig den Pflegeberuf 

wieder attraktiv für junge Menschen 

gestalten können, wie wir Armut ef-

fektiv bekämpfen und die Wartelisten 

im Bereich Menschen mit Beeinträch-

tigung verkürzen können. 

Wie hat 

sich die Situation verändert?

_Stelzer 

habe ich persönlich als sehr pragma-

tischen Politiker kennengelernt. Ich 

würde mir aber dort, wo es notwendig 

ist, deutliche Worte auch gegenüber 

seinen Regierungspartnern wünschen. 

War man früher froh über Organi-

sationen wie die Volkshilfe, haben 

wir heute das Gefühl, nicht mehr als 

kompetente Partner wahrgenommen 

zu werden. Und etwas hat sich noch 

verändert: Der Bedarf an Angeboten 

wie unseren Volkshilfe Shops und 

Sozialmärkten steigt. Immer mehr 

Menschen müssen jeden Euro zwei 

Mal umdrehen. Das ist natürlich 

nicht Stelzer alleine anzulasten, aber 

er müsste da noch offensiver und kri-

tischer gegenüber dem Bund auftreten. 

Armut ist auch in einem der reichsten 

Länder der Welt für viele Menschen 

ein Thema und Alltag.

Was ich ihn immer schon fragen wollte.

Schodermayr

_

Welche sozialpoliti-

schen Visionen würden Sie gerne in 

Ihrer Amtszeit angehen und umge-

setzt wissen?

Stelzer

_Als Landeshauptmann habe 

ich den Anspruch, dass wir mit gutem 

Beispiel vorausgehen und tun, was 

dem Land gut tut. Politik grenzt sich 

für mich nicht in einzelne Teile ab, 

unsere Leitlinie versuche ich durch 

sämtliche Bereiche der Politik hin-

durchwirken zu lassen. Oberösterreich 

ist ein Land, in dem man zusammen-

hilft. Und als Politik haben wir den 

Auftrag, jenen zu helfen, die es von