22
hier sein darf.“ Wir laden alle Bewerber
ein, nach ihrem Gespräch einige Zeit im
Hotel zu bleiben, um die Atmosphäre
zu spüren und sich mit unseren Mitar-
beitern zu unterhalten. Das hat er auch
gemacht, und da habe ich gespürt, der
will wirklich. Dem haben wir schon eine
Zusage gegeben, weil er zu uns passt wie
die Faust aufs Auge.
Und was bieten Sie im Gegenzug
Ihren Mitarbeitern?
PABST
_Die drei größten Kritikpunkte
an der Arbeit in der Gastronomie sind
das Gehalt, die Arbeitszeit und der Um-
gangston. Diese drei vermeintlichen
Schwächen müssen wir zu Stärken ma-
chen. Bei der Arbeitszeit können wir als
einer der wenigen Ganzjahresbetriebe
im Salzkammergut und durch einen
24/7-Betrieb auf die Zeitmodellwün-
sche der Mitarbeiter eingehen. Wichtig
ist dabei die transparente Arbeitszeiter-
fassung per Handflächenscan, die jede
Minute genau abrechnet. Der Mitar-
beiter bekommt monatlich seine Ar-
beitszeiten per E-Mail zugesandt und
hat so immer den Überblick. Wenn ein
Mitarbeiter sein Gehalt aufbessern will,
bieten wir ihm diese Möglichkeit durch
Überstunden, die ausbezahlt werden,
oder dadurch, mehr Verantwortung zu
übernehmen. Und zuletzt die Tonalität:
Es wird bei uns keinen Abteilungsleiter
geben, der schreit. Choleriker verkraften
wir nicht. Da habe ich selber schon ge-
nügend Chefs gehabt, die einen runter-
machen. Sicher geht manchmal etwas
schief, dann gibt es vielleicht eine faire
Zurechtweisung, aber kein lautes Wort.
HÖLL
_Auf Fehler wird hingewiesen,
weil man ja daraus lernen soll.
PABST
_Wo keine Fehler passieren, wird
nicht gearbeitet.
Sie sind als Arbeitgeber des Jah-
res 2018 ausgezeichnet worden.
Worin unterscheiden Sie sich von
anderen Betrieben?
PABST
_Es gibt unter den Hotels ein
Wettrüsten der Mitarbeiterbenefits.
Wenn einer was macht, legt der Nach-
bar noch ein Schäuflein drauf. Das ist
schön. Natürlich haben wir genauso
unsere Benefits: Die Mitarbeiter dürfen
täglich ab 18 Uhr die gesamte Hotel-
anlage benutzen, den Fitnessraum 24
Stunden am Tag, sie bekommen ver-
günstigte Massagen und Produkte aus
dem Spa, wir bezahlen die Mietkautio-
nen, wenn sie sich eine Wohnung neh-
men, sie können sich nach Absprache
den Hotelbus zum Übersiedeln auslei-
hen und den Haustechniker um Unter-
stützung bitten. Zudem haben wir ein
Mitarbeiterhaus mit 44 Wohnungen
und planen bereits ein weiteres mit 18
Einheiten. Aber am Ende des Tages
geht es immer darum, wie die Stim-
mung im Team ist.
Trotzdem müssen auch Gehalt
und Arbeitszeiten stimmen.
PABST
_Wer zahlt, schafft an, und wer
mehr zahlt, bekommt die Mitarbeiter.
Am Ende des Tages geht es aber nicht
um den einen oder anderen Euro, den
ich irgendwo mehr bekomme, sondern
darum, ob ich gerne in die Arbeit gehe.
Alles andere ist Schmerzensgeld. Mit
einem guten Gesamtprojekt kriegst du
auch Mitarbeiter, die bisher woanders
gearbeitet haben. Einige unserer Mitar-
beiter waren davor jahrelang in anderen
Betrieben, und als sie dort gekündigt
haben, war die erste Reaktion, dass ih-
nen mehr Geld angeboten worden ist.
Warum fällt den Arbeitgebern das nicht