21
Wenn der Geschirr-
spüler ausfällt, ist der
erste an der Spüle der
Hoteldirektor oder ich.
Mario Pabst
Stv. Hoteldirektor,
Dachsteinkönig
(rechts)
Mario Pabst geführt. Danach hat er ge-
sagt, dass ich am 2. Oktober 2017 meine
Lehre als Hotel- und Gastgewerbeassis-
tent antreten kann.
Das ging ja ziemlich schnell, oder?
PABST
_Der Mitarbeiter ist genauso
wichtig wie der Gast. Jeder Gast erwar-
tet sich innerhalb von 24 Stunden eine
Antwort auf eine Anfrage, genauso ist
es bei den Bewerbern. Wir vereinbaren
zeitnah ein Gespräch, das mindestens
eine Stunde dauert. Bei den Lehrlingen
lassen wir uns danach maximal zwei
Wochen Zeit für eine Zu- oder Absage,
bei den Festangestellten höchstens eine
Woche. So wie es bei Erik war, ist es
immer: Anruf, Gespräch und dann eine
rasche Entscheidung.
Sie duzen einander?
PABST
_Die Eigentümerfamilie Mayer
kommt aus Tirol, dort ist es üblich, sich
zu duzen. Florian Mayer hat das auch
hier sehr schnell eingeführt. Man kann
auch mit einem Du sehr viel Respekt
zeigen. Erik hat sich am Anfang sicher
drei Monate lang schwer damit getan,
mich zu duzen.
Duzen wirkt familiär, und auch auf
der Internetseite für Ihre Bewerber
steht der Slogan „We are Family“.
Was heißt das für Sie?
PABST_
Wir sind eine große Familie,
wo ein jeder für jeden einsteht: Wenn
an einem Tag 80 oder 90 Anreisen an-
stehen, bittet die Rezeptionsleitung um
Unterstützung. Dann steht der Küchen-
chef an der Rezeption und der Ober-
kellner parkt die Autos oder bringt das
Gepäck aufs Zimmer. Wir bekommen
auch von der Eigentümerfamilie Mayer
viel Wertschätzung. Kommt Seniorchef
Ernst Mayer zu Besuch, fragt er immer
genau nach den einzelnen Mitarbeitern.
Du hast nicht das Gefühl, dass du eine
Nummer bist, obwohl du einer von ins-
gesamt 450 Mitarbeitern bist. Und so,
wie es von Familie Mayer vorgelebt wird,
versuchen wir es bei uns im Betrieb
umzusetzen. Wenn es einmal Differen-
zen gibt, und das kommt immer wieder
vor, dann vereinbaren wir schnell einen
Termin für ein sachliches Gespräch. Die
junge Generation schafft das auch ganz
gut, dass sie Probleme offen anspricht.
Die Gastronomie klagt regelmäßig
über Fachkräftemangel. Wie geht
es Ihnen bei der Suche nach
neuen Mitarbeitern?
PABST
_Über den Fachkräftemangel
darf man sich erst beschweren, wenn
man selber ausbildet. Deshalb beschäf-
tigen wir derzeit dreizehn Lehrlinge,
kommenden Herbst kommen noch fünf
dazu. Wir wollen in Zukunft immer
zwischen fünfzehn und 18 Lehrlingen
ausbilden. Wir sind auch stolz darauf,
dass wir in einer Region mit vielen Tou-
rismusbetrieben als Arbeitgeber so gut
ankommen und zwei Drittel unserer
Mitarbeiter aus der direkten Umgebung
kommen. Der Fachkräftemangel ist bei
uns im Dachsteinkönig nicht wirklich
gegeben, wir sind sogar in der glückli-
chen Lage, auf eine Warteliste an Bewer-
bern zurückgreifen zu können.
Wie wählen Sie unter den vielen
Bewerbern die richtigen aus?
PABST
_Ich gehe mit den Bewerbern
durchs Haus, und wenn sie die Gäste
oder die Mitarbeiter im Vorbeigehen
nicht grüßen, ist es fast vorbei. Ich kann
jedem zeigen, wie er ein Tablett tragen
muss, wie unser Buchungssystem funk-
tioniert, wie er richtig putzt, aber ich
kann ihm nicht beibringen, ehrlich zu
lächeln und freundlich zu sein.
Womit kann ein Bewerber
überzeugen?
PABST
_Vor kurzem habe ich einen Be-
werber gehabt, der mich von den Socken
gehaut hat. Er war offen, empathisch
und wissbegierig. Schon beim Hände-
druck hat er gesagt: „Danke, dass ich
Irgendwann möchte
ich das Hotel meiner
Eltern übernehmen.
Die Lehre hier ist eine
optimale Grundlage.
Erik Höll
Lehrling,
Dachsteinkönig
(links)