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Kritiker sehen in der Kassenfusion ei-
nen Angriff auf Arbeitnehmer: Während
öffentlich Bedienstete, Selbstständige
und Unternehmer ihre eigenen Versi-
cherungen mit besseren Leistungen
behalten, wird der dritten und größten
Gruppe der Arbeitnehmer und deren
Angehörigen das Geld entzogen. Was
steckt hinter dieser kritischen Aussa-
ge?
Niedermoser_
Es ist eine neue Macht-
struktur, die hier eingeführt werden soll,
keine Gesundheitsreform. Die Selbstver-
waltung wird aufgehoben, weil die ge-
plante Parität zwischen Arbeitnehmer und
Arbeitgeber in der ÖGK nicht dem Prin-
zip der Repräsentanz der Versicherten ent-
spricht. Ich selbst komme aus der Arbeit-
nehmervertretung. Die Mitbestimmung
der Arbeitnehmer wird reduziert. Natür-
lich bekommt die Regierung dadurch
mehr Macht, und das soll im Sinne einer
sozialen Krankenversicherung nicht sein.
Angenommen, Sie wären Gesundheits-
minister. Wie würden Sie das optimale
Kassensystem in Österreich gestalten?
Niedermoser_
Jeder soll die Leistungen
erhalten, die er braucht. Um dort hinzu-
kommen, ist Zentralisierung der falsche
Weg. Wir wissen gut über die Stärken und
Schwächen des Gesundheitssystems in un-
serem Bundesland Bescheid und können
gezielter handeln. Für die Probleme, mit
denen wir in Oberösterreich konfrontiert
sind, wie Fach- und Hausärztemangel,
überlastete Spitalsambulanzen oder die
Angleichung von Leistungen und Ärzte-
honorare, hatten wir bereits gute Lösungs-
ansätze, die uns jetzt abgeschnitten wor-
den sind._
Was ändert sich?
# Zusammenlegungen_Die neun Gebietskrankenkassen sowie
weitere Betriebskassen werden zu einer Österreichischen Gesund-
heitskasse (ÖGK) zusammengelegt. Landwirte und Unternehmer
sind künftig über die Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen
(SVS) versichert. Der dritte Träger ist die Versicherungsanstalt für
den öffentlichen Dienst, Eisenbahn und Bergbau (BVAEB). Pensi-
onsversicherungsanstalt (PV) und Allgemeine Unfallversicherungs-
anstalt (AUVA) bleiben bestehen.
# Leistungen_Für alle Versicherte bei der ÖGK soll künftig gel-
ten: Gleiche Leistungen für gleiche Beiträge bundesweit. Es soll
nur noch eine Stelle für die Beitragseinhebungen mit Budget- und
Personalhoheit geben, die ÖGK schließt einen österreichweiten
Gesamtvertrag für die Ärztehonorare ab.
# Dachverband_Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger
wird zu einem neu geschaffenen, schlanken Dachverband über
alle fünf Kassen. Der Vorsitz wird rotierend zwischen den Chefs der
fünf verbleibenden Sozialversicherungsträger gewechselt.
# Weniger Funktionäre_Statt bisher mehr als 2.000 sollen nach
der Reform nur mehr 480 Kassenfunktionäre ihrem Dienst nachge-
hen. Die Zahl der Verwaltungsgremien soll von 90 auf 50 schrump-
fen und die der Generaldirektoren von 21 auf fünf.
# Geplante Einsparungen_Bis 2023 soll eine Milliarde Euro etwa
durch Kürzungen im Verwaltungsbereich gespart werden, die zur
Gänze den Patienten zugutekommen soll.
Es ist eine neue Machtstruktur,
die hier eingeführt werden soll.
Peter Niedermoser
Präsident Ärztekammer
Oberösterreich