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Sein Blick ist mit den Monaten leerer ge-

worden. Sein Gesicht blass, seine Hände 

zittrig. Der Gang langsam und in gebück-

ter Schonhaltung. Seine Gespräche mit 

Kollegen – früher höflich, motiviert und 

freundlich – wurden zum Inbegriff von 

subtilem Zynismus. Irgendwann war sein 

Büroplatz morgens leer. Er konnte nicht 

mehr. Überarbeitet, überlastet, einfach 

fertig. Einfach übersehen? 

Bewusstsein angekommen!

Chronische Rücken- und Nackenschmer-

zen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, 

Suchterkrankungen und Burn-out: Die 

Liste arbeitsbedingter Erkrankungen ist 

bunt und lang. Die Ursachen sind oft in 

den psychischen oder physischen Belas-

tungen im Arbeitsalltag zu finden. Doch 

Krankenstände, Arbeitsunfälle oder Burn-

out-Komplettausfälle von Mitarbeitern 

und Führungskräften sind nicht nur teu-

er. Sie schwärzen den Ruf und das Klima 

eines Betriebes. Die gute Nachricht: Das 

Bewusstsein zu handeln ist angekommen: 

Viele Unternehmen haben in den vergan-

genen Jahren mit abwechslungsreichen 

Angeboten zur Gesundheitsförderung ihrer 

Mitarbeiter reagiert. Die Herausforderung 

dabei: Diese Angebote sollen auch genutzt 

werden. Von allen Personen eines Betriebes. 

Denn dadurch können im Idealfall auch 

der persönliche Lebensstil und das Risiko-

verhalten positiv beeinflusst werden. Am 

Klinikum Wels-Grieskirchen gehört be-

triebliche Gesundheitsförderung schon seit 

Jahren zur Unternehmensphilosophie: „In 

einem Krankenhaus wird viel und hart für 

die Patienten und ihre Gesundheit gearbei-

tet. Die eigene Gesundheit bleibt dabei oft 

nicht genug im Fokus“, erklärt Manuela 

Neubauer. Seit 2013 ist sie als gelernte 

Diplomkrankenschwester für die Bereiche 

Prävention, Arbeitssicherheit und Gesund-

heitsförderung und in diversen Ausbil-

dungen im Klinikum tätig. Auch Norbert 

Kailer, Professor am Institut für Unterneh-

mensgründung und Unternehmensent-

wicklung an der JKU Linz, ist sich sicher: 

„Sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräf-

te und Unternehmensinhaber sind beruf-

lichen Stressbelastungen ausgesetzt. Es ist 

für Unternehmen strategisch sehr wichtig, 

präventiv Maßnahmen zu setzen.“ 

Mit gutem Beispiel 

voran … rennen!

Eines ist klar: Erfolgreiche Gesundheits-

förderung gelingt nicht durch kurzfristi-

ge, punktuelle Maßnahmen. Ein Projekt 

kann nur dann nachhaltig sein, wenn es 

Teil der Unternehmenskultur ist und alle 

Ebenen aktiv miteinbezogen werden. „Es 

geht nicht nur darum entsprechende 

Maßnahmen im Unternehmen zu initiie-

ren, sondern auch darum selbst als Vorbild 

zu wirken“, meint Kailer. „Es liegt natür-

lich stark an den Führungskräften, ob an 

Projekten erfolgreich teilgenommen wird. 

Das sehen wir hier bei uns im Klinikum, 

wo Führungskräfte aktiv an Angeboten 

und Veranstaltungen teilnehmen und da-

durch viele Mitarbeiter motivieren“, sagt 

Neubauer. Bewegung spiele im Klinikum-

Alltag eine große Rolle. Jährlich werde 

erfolgreich für sportliche Großveranstal-

Neben Sport und gesunder  

Ernährung ist Stressprävention  

auch durch Meditation, Yoga und 

Achtsamkeitsübungen möglich.

Norbert Kailer

Professor für Unternehmensgründung 

und Unternehmensentwicklung an  

der JKU Linz 

tungen wie den Business-Run trainiert, 

Aktionen wie „RadeltZurArbeit“ solle die 

Mitarbeiter zu mehr Bewegung motivie-

ren. Dafür gäbe es seit 2018 auch fünf E-

Bikes zum Leihen. Auch Kailer bestätigt: 

„Neben dem gesundheitlichen Aspekt ist 

regelmäßige körperliche Betätigung wie 

Walken, Laufen, Radfahren auch für das 

‚Abschalten-können’ sehr wichtig.“ Team-

sport mit Kollegen fördere außerdem den 

Teamgeist und die Gemeinschaft. 

Das sitzt richtig! 

Gruppenangebote und –training sind nur 

eine von vielen Maßnahmen, die zu mehr 

Gesundheit der Mitarbeiter beitragen sol-

len. Viele Berufe bringen täglich starke 

körperliche Belastungen mit sich. „Nach-

dem mein Grundberuf Diplomkranken-

schwester ist, kenne ich die körperlichen 

Belastungen im Gesundheits- und Pflege-

bereich sehr gut. Ich habe mich erfolgreich 

dafür eingesetzt, dass das Klinikum als 

sehr großer Arbeitgeber dem österreichi-

schen Netzwerk für gesundheitsfördernde 

Krankenhäuser und Gesundheitseinrich-

tungen beitritt“, meint Neubauer. Als Re-

ferentin im Ausbildungszentrum und an 

der Fachhochschule Gesundheitsberufe 

Oberösterreich zu verschiedenen Themen 

wie Gesundheitsförderung, Ergonomie 

und „Gesund leben mit Stress“ kann sie 

Auszubildende von Beginn an beraten 

und in die Praxis begleiten. „Meine Tä-

tigkeit ist sehr vielfältig. Im Klinikum 

bin ich sehr viel vor Ort und sehe mir die 

Arbeitsplätze und die Arbeitsbedingun-

gen an.“ Einen großen Einfluss hat die