Opposition immer als Schwäche vorgewor-
fen. Das ist aber, unabhängig von der politi-
schen Couleur, kompletter Blödsinn. Wenn
jemand zehn Entscheidungen zu treffen hat,
wird man nicht immer alle richtig treffen, das
kann keiner. Man muss es aber erkennen und
korrigieren. Und das geht eben in der Poli-
tik relativ schlecht – was mich maßlos ärgert.
Daher gibt in der Politik selten jemand eine
falsche Entscheidung zu. Darum braucht es in
der Politik mehr Leute aus der Wirtschaft, die
das privatwirtschaftliche Gedankengut in die
Politik mitnehmen.
Es braucht also mehr Unternehmer
in der Politik?
Mahr_Ja, definitiv. Ich mache einem Politi-
ker, der nie als Unternehmer tätig war, kei-
nen Vorwurf, wenn er das unternehmerische
Denken nicht hat. Woher soll er es denn auch
haben? Aber wenn ich als Politiker nicht weiß,
wie die Wirtschaft funktioniert, werde ich mir
schwertun. Ein Beispiel ist der Umgang mit
Geld. Ich hatte als Unternehmer drei Millio-
nen Euro Umsatz, das war aber mein eigenes
Geld. In der Politik ist es ein Mehrfaches, es
ist aber nicht mein eigenes Geld. Wenn ich
als Unternehmer von den drei Millionen eine
Million in den Sand gesetzt hätte, wäre ich ru-
iniert gewesen. Das betrachte ich auch in der
Politik so und setze das Geld ganz anders ein.
Es ist wichtig, diesen Konnex hinzukriegen.
Oftmals erregt es die Gemüter,
wenn umgekehrt Politiker in die
Privatwirtschaft wechseln …
Mahr_Damit habe ich überhaupt kein Pro-
blem. Jemand aus der Politik sollte genauso
in die Privatwirtschaft wechseln dürfen wie
umgekehrt, so wie es etwa Landeshauptmann-
Stellvertreter Michael Strugl macht. Das
ist ein blitzgescheiter Kerl. Wenn er in die
Privatwirtschaft wechseln will und dadurch
ein Vielfaches verdienen kann, warum denn
nicht? Ich habe dafür vollstes Verständnis.
Interessenskonflikte sind in dieser
Beziehung immer ein heikles Thema.
Mahr_Es kommt darauf an, was ein Inter-
essenskonflikt überhaupt ist. Ich selbst habe
ein kleines Wasserkraftwerk. Als ich FPÖ-
Klubobmann geworden bin, musste ich das
angeben. Die zuständigen Behörden fragten,
ob das vereinbar sei. Es kann nicht daran
scheitern, in die Politik zu gehen, nur weil
man ein Kraftwerk hat. Es wäre etwas anderes,
wenn man eine Wohnbaufirma hätte, in der
Politik ist und dorthin die Aufträge vergibt.
Dann ist das wirklich ein Konflikt. Das darf
nicht sein.
Wie führt man einen Landtagsklub, das
eigene Büroteam und das
Unternehmen unisono?
Mahr_Eigentlich ist das kein großer Un-
terschied. Wir sind überall vom Leistungs-
gedanken geprägt, sowohl im politischen
Büro als auch im Unternehmen. Man muss
menschlich sein und Führungsqualität haben
– das Büro wie das Unternehmen müssen klar
ausgerichtet sein, die Mitarbeiter sollen wis-
sen, wie der Chef tickt. Im politischen Klub
kommen ein paar Leute mehr zusammen (18
Abgeordnete, Landes- und Bundesräte mit
den jeweiligen Büroleitern). Das kann man
nur managen, indem man es sehr konsequent
und zielgerichtet führt. Aber es ist ganz wich-
tig, dass sich jeder zu Wort meldet, jeder ge-
hört wird und der Spaß auch nicht zu kurz
kommt – es wird jeder, vom Landeshaupt-
mann-Stellvertreter bis zum einfachen Mitar-
beiter, einmal durch den Kakao gezogen, das
gehört einfach dazu._
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Foto. Sandro E.Zanzinger
Darum blogge ich_Weil ich einen Pressereferenten habe, der mir
gesagt hat, dass man das heutzutage machen muss (lacht). Um seriös
zu bleiben: Mir geht es beim Blog darum, eigene Gedanken ungefiltert
unter die Leute bringen zu können.
Das würde ich jemanden sagen, der meint, Politik darf nicht
unternehmerisch sein_Dass das ein völliger Blödsinn ist.
Ich bin lieber Politiker oder Unternehmer_Ich bin in der glücklichen
Lage, beides vereinen zu können, und das ist ein Traum.
Die wichtigste Lehre, die ich als Politiker gelernt habe_Ehrlichkeit und
Offenheit. Wenn jemand eine Meinung hat und dafür einsteht, akzeptiert
das jeder, unabhängig von der Fraktion. Das ist in einer Demokratie
genauso wie in einer Ehe. Manchmal streiten meine Frau und ich uns
auch. Meistens machen wir halt dann das, was sie sagt (lacht).
von Herwig Mahr