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editorial.
Work-Life-wie-bitte?
Taxifahrten können ziemlich langweilig sein. Manchmal erfährt man aber auch wirklich span-
nende Dinge. Zum Beispiel über Kunstgeschichte. Oder Publizistik. Oder Sozialwirtschaft.
Joachim Haindl-Grutsch findet das weniger lustig.
Akademische Taxifahrer
seien teuer,
gleichzeitig sind viele Unternehmen akribisch auf der Suche nach Mitarbeitern. „Wir haben
viel zu viele falsch qualifizierte Leute“, sagt der Geschäftsführer der Industriellenvereinigung
Oberösterreich (Interview auf Seite 100).
Ob und wie die Politik die Ausbildung reguliert, ist noch unklar. Klar ist jedenfalls, dass im
Moment Bewerber mit begehrten Qualifikationen die Qual der Wahl haben: Nehme ich den
Arbeitgeber
mit dem größten Fitnessstudio, der besten Krabbelstube oder jenen, der mit
dem höchsten Gehalt lockt? Ganz besonders hoch im Kurs ist zur Zeit jener, der die beste
„Work-Life-Balance“ bietet. Oh Gott, dieses Wort. Legt man auf die eine Waagschale die Ar-
beit und auf die andere das Leben (das folglich alles andere ist)? Und beides soll sich die Waage
halten. Seltsam. Das würde ja bedeuten, dass wir nach dem morgendlichen Abschiedskuss der
Kinder unser Elterndasein wie ein Kostüm abstreifen und in die Arbeitskluft steigen. Und der
leidenschaftliche Läufer darf in der Arbeit gar nicht erwähnen, dass er am nächsten Tag bei
einem Marathon mitlaufen wird. Das könnte ja bedeuten, dass er heute nicht ganz bei der
Sache ist. Davon halten wir nichts. Im Gegenteil, wir wollen gar nicht mit Menschen zusam-
menarbeiten, die totaaaal in Balance sind. Wir wollen Menschen, die leben – und die im Büro
ihr Leben nicht stoppen. Und vielleicht ist der dreifache Vater genau deshalb so kreativ, weil
er Vater ist. Oder haben Sie schon mal versucht, drei streitenden Kinder einfallslos zu erklären,
sie sollten jetzt bitte ihre Gemüter beruhigen und ihre Hausaufgaben machen? Und dem Läu-
fer kommen womöglich genau dann die besten Ideen, wenn er in Bewegung ist. Das ist auch
das Ergebnis unserer Recherche zum Thema Arbeitgebermarke (ab Seite 8): Es kommt nicht
auf die Größe (des Fitnessraums) an, es kommt auf die
Wertschätzung
an. Soll heißen: Mit-
arbeiter wollen ihr Leben beim Firmeneingang nicht ablegen müssen. Sondern als Menschen
mit all ihren Facetten und damit Werten geschätzt werden. Dann zählen sie die Arbeit auch
zum Leben. Ist das nicht ein viel schöneres Wort als „Work-Life-Balance“? Wertschätzung.
Ihre Susanna Wurm
HERAUSGEBER
Alexandra Auböck
David Böhm
Susanna Wurm
CHEFREDAKTION
Susanna Wurm
REDAKTION
Michaela Albrecht
Katharina Ecker
Sabrina Kainrad
Bernhard Lichtenberger
Valentin Lischka
Sebastian Luger
Ingo Till
LEKTORAT
Lisa Feindert
VERKAUFSLEITUNG
Maria Haidinger
VERKAUF
Claudia Schmeißl
KREATIV DIREKTION
Alexandra Auböck
GRAFIK
Martin Anderl
FOTOGRAFIE
Mario Riener
ILLUSTRATIONEN
Alexandra Auböck
OPERATIONS
MANAGEMENT
Brigita Bede
Lisa Prammer
IT
Lukas Eibensteiner
Das Herausgeberteam von DIE MACHER:
David Böhm, Alexandra Auböck und Susanna Wurm