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Redaktion_Sebastian Luger
Fotografie_Rewellio: Rewellio GmbH, Datavisyn: Roeblfoto.at
Illustration_Alexandra Auböck
Wie eine App Schlaganfallpatienten dabei unterstützt, ihren
Leidensdruck zu mindern, und eine Software helfen kann, neue
Medikamente für die Krebsforschung herzustellen – wir haben
wieder die
spannendsten Start-ups
unter die Lupe genommen.
VON APPS UND
MEDIKAMENTEN
Rewellio
Die Motivation, ein Unternehmen zu
gründen, beschreibt Georg Teufl mit einem
Wort: Sinnhaftigkeit. Der diplomierte
Physiotherapeut will Therapiemethoden
digitalisieren. Herausgekommen ist mit
Rewellio eine App, die es Schlaganfallpa-
tienten ermöglicht, ihre Reha-Übungen
in den eigenen vier Wänden schneller und
günstiger fortzusetzen.
„Ich beschäftige mich schon lange mit motori-
schem Lernen und habe viel mit Schlaganfall-
patienten gearbeitet, zudem habe ich immer
gerne programmiert. Ich wollte diese beiden
Leidenschaften unter einen Hut bringen“, sagt
Georg Teufl, Mitgründer von Rewellio. Hand-
erkennung und Virtual Reality seien die letz-
ten Jahre immer Gesprächsstoff gewesen, „die
Idee war schließlich, für Schlaganfallpatienten,
die ihre Hand nicht bewegen können, sowohl
bekannte Therapiemethoden wie etwa die
Spiegeltherapie als auch völlig neue Konzepte
in einer App zu digitalisieren, damit es ihnen
möglich wird, nach der normalen Reha-Zeit
auch daheim weiter üben zu können“, so Teufl.
Das sei wichtig, denn die effektive Therapie-
zeit entscheide über den tatsächlichen Gene-
sungsfortschritt. Die Übungen bauen auf der
ständigen Wiederholung auf: Bälle berühren,
probieren diese zu fassen oder Gegenstände
kontrolliert umzuwerfen. Neben dem Tablet
oder Smartphone hat man auch die Möglich-
keit sogenannte EMG Biofeedback Armband
Übungen zu machen. Das ist in diesem Fall
ein Gerät zur Gestensteuerung, das Muskelak-
tivitäten misst, auch wenn sie noch so gering
sind. „Bei einem Schlaganfallpatienten sind
die Beugemuskel sehr gespannt, das erkennt
man an der typisch geballten Faust. Die Hand
macht dann immer einen Bogen, weil die
Streckmuskeln nicht gegen die Beugemus-
keln ankommen. Wir wollen dem Patienten
visualisieren, die Beugemuskeln locker zu
lassen und die Streckmuskeln zu aktivieren.“
Mittels einem Smartphone oder Tablet, einer
Virtual Reality Brille und der App kann für
unter 500 Euro und zusätzlicher Gerätekos-
ten (Hardware) zuhause geübt werden. „Die
Software wird den Patienten zwischen zehn
und 30 Euro im Monat kosten. Für eine App
mag das viel erscheinen, für eine medizinische
Trainingstherapie ist es vergleichsweise wenig.“
Jene Patienten, die damit bereits ihre Übungen
machen, hätten eine Riesenfreude, weil der
Leidensdruck zumindest ein bisschen gemin-
dert werde, so Teufl. Zum jetzigen Zeitpunkt
übernehme die Krankenkassa die Kosten noch
nicht, „unser Ziel ist aber natürlich, dass wir
in weiterer Folge Evidenzstudien schaffen und
die Krankenkasse die Kosten übernimmt“.
Die Idee war, bekannte
und völlig neue
Therapiemethoden für
Schlaganfallpatienten in einer
App zu digitalisieren.
Georg Teufl
Mitgründer, Rewellio
Gründergeist
START-UP-PROJEKTE