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und trotzdem leistbar. „Wir können nicht
nur ein Shopsystem, sondern gleich meh-
rere unterstützen und die Prozesse des
Bestellvorgangs automatisiert abbilden.
Wenn der Kunde bestellt, läuft alles voll-
automatisch im System und der Status
der Bestellung wird laufend aktualisiert.
Im Prinzip muss sich der Onlinehändler
aktiv um nichts mehr kümmern.“ Beim
Versand ist man mit verschiedensten An-
bietern wie etwa der Post oder DHL ver-
bunden, Versicherung und Haftung sind
inkludiert.
Fahr nicht fort, kauf im Ort
Weitere Faktoren, um im Zuge der Digi-
talisierung des Handels erfolgreich zu sein,
sind Nischenprodukte und besonderer
Service. „Früher sagte man ‚Fahr nicht
fort, kauf im Ort’. Alles, was in Richtung
Patriotismus und Emotion geht, lässt sich
auch heute super verkaufen. Je weiter
man in die Zukunft schaut, desto mehr
zusätzliches Service muss man aber anbie-
ten“, sagt Roth. So wie das etwa ein Ver-
bund aus Geschäften im oberösterreichi-
schen Gmunden macht, die gemeinsam
einen Online-Marktplatz eröffnet haben.
Das Besondere daran: Mitmachen kön-
nen nur stationäre Geschäfte mit fixen
Öffnungszeiten. „Wir verstehen uns nicht
als Onlinehändler und legen Wert darauf,
dass unsere Geschäfte offen haben“, sagt
Mitinitiator Andreas Paschinger von Le-
derbekleidung Paschinger. Der Mehrwert
für die Kunden liege einerseits darin, dass
tatsächlich existierende Geschäfte hinter
der Plattform stünden und man somit für
die Kunden viel greifbarer sei, als dies bei
großen Internetanbietern der Fall ist. Und
andererseits, dass Bestellungen bis 17 Uhr
noch am selben Tag durch einen Gmund-
ner Taxiunternehmer geliefert werden.
Ein besonderes Service in der Nische
der Industrieprodukte bietet Kaindl In-
dustriebedarf aus Leonding mit einem
Onlineshop an. Eine radikale, digitale
Innovation wollte man bei Kaindl aber
bewusst nicht: „Wir sagen ganz klar:
Wir sind Digitalisierung 1.0. 2005, als
die ersten Onlineshops so richtig groß
geworden sind, waren wir bei 20 Millio-
nen Euro Umsatz. Ende 2018 stehen wir
bei etwa 50 Millionen Euro. Also haben
wir nicht so viel falsch gemacht – noch
dazu, wenn man bedenkt, dass dazwi-
schen eine Wirtschaftskrise war“, sagt
Kaindl-Prokurist Engelbert Füreder. Der
Onlineshop sei kein zweites Standbein,
sondern ein besonderer Service für den
Kunden. „Wir werden in den nächsten
drei Jahren nicht einmal ein Prozent vom
Umsatz damit lukrieren. Es geht uns aber
auch nur um eine zusätzliche Dienstleis-
tung in einer Nische, in der wir Experten
sind. Unsere Produktlebenszyklen sind
so, dass unsere Produkte kaum aus dem
Sortiment ausscheiden – die gibt es fast
ewig, weil man sie in der Industrie immer
wieder braucht.“ Der Kunde greift beim
Durchstöbern oder Bestellen direkt auf
das Warenwirtschaftssystem von Kaindl
zu. Zudem gebe es sehr spezialisierte
Möglichkeiten, sodass bestimmte Produk-
te nur für bestimmte Kunden angezeigt
werden.
Let me entertain you
Ist man gerade beim Stöbern und Einkau-
fen in einem Webshop, gibt es laut dem
Linzer Start-up Swiftlox häufig ein Prob-
lem: 35 Prozent der kaufbereiten Kunden
würden wegen der letzten Formalität –
der Accounterstellung – vom Kauf ab-
springen. „Das ist für einen Onlinehänd-
ler relativ bitter, denn er hat zuerst erfolg-
reich Werbung gemacht und die letzte
Hürde lässt die Kunden dann absprin-
gen“, sagt Gründer Alexander Fried. Die
Konsequenz sei, dass die Leute den Kauf
abbrechen und zu einem Händler ge-
hen, wo sie bereits alles hinterlegt haben.
Dieses Problem wolle man mit einem
passwortlosen Anmeldesystem lösen –
die Smartphone-App Swiftlox ersetzt
Die Hochkonjunktur ist für den
Handel trügerisch – dadurch
widmet man sich der digitalen
Revolution für das eigene
Geschäft zu wenig.
Markus Roth
Fachgruppenobmann UBIT,
WKOÖ