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„Lebensmittel sind viel zu billig“

Mit zwölf Jahren erbte David Priller drei Bienenvölker von seinem Vater. 

Heute, 24 Jahre später, produziert er mit 78 Bienenvölkern im Natio-

nalpark Kalkalpen bis zu 2.000 Tonnen bio-zertifizierten Honig im Jahr. 

2013 beschloss Priller, „seine große Leidenschaft“ zum Beruf zu machen, 

und schuf gemeinsam mit Freunden die Marke „Mein Honig“. Das 

besondere an der Marke ist die Herstellungsart: Priller schleudert seinen 

Honig nicht, sondern presst ihn aus den Waben. Abgeschaut hat er sich 

das von Indianern im brasilianischen Urwald. Bei dieser bei uns mitt-

lerweile fast in Vergessenheit geratenen Methode bekommt man einen 

qualitativ hochwertigeren Honig – Blütenpollen, Vitamine und Mine-

ralstoffe bleiben erhalten. Der Nachteil: Es dauert länger, die Ausbeute 

ist geringer und die Waben werden zerstört. Für Priller ist das kein Prob-

lem: „Ich produziere lieber weniger, aber dafür in höherer Qualität und 

verkaufe meinen Honig zu einem entsprechenden Preis.“ Überhaupt 

würden viele Lebensmittel viel zu billig sein, Leute würden irrsinnig 

viel Geld für Kfz und Elektronik ausgeben, aber bei den Lebensmitteln 

sparen: „Das muss sich dringend ändern.“ Daneben ist Priller wichtig, 

in der gesamten Produktionskette die Umwelt zu schonen – das beginnt 

bei recyclebaren Papiertüchern bis hin zu Etiketten, die nicht aus China 

kommen, sondern selbst produziert werden.

Bienenkaviar

Da nicht alle Waben gepresst werden können, verkauft Priller den 

geschleuderten Honig als Großgebinde an Wiederabfüller. Die Mein-

Honig-Produkte, dessen Palette mittlerweile auch Honigwodka, Kos-

metika mit Honig oder Bienenkaviar (in Sonnenblumenöl eingelegte 

männliche Bienen) umfasst, verkauft Priller im eigenen Onlineshop, 

österreichweit in ausgewählten Shops und auf Märkten und Messen: 

„Den Konsumenten gefällt es, wenn ich ihnen als Produzent die Ge-

schichte zum Produkt erzählen kann.“

#regional

„Mein Honig soll in einem Umkreis 

verkauft werden, der mit dem 

Auto innerhalb von einem Tag 

erreichbar ist – ein tagelanger 

Transport mit dem Lkw oder mit dem 

Flugzeug kommt für mein regionales 

Produkt nicht in Frage.“

David Priller_Eigentümer, Mein Honig

„Konsumenten müssen 

genau aufpassen“

Den immer wieder zitierten Spruch „Regional ist das bessere Bio“ be-

zeichnet Günter Achleitner, Eigentümer vom gleichnamigen Biohof in 

Eferding, als schlichtweg falsch. Als ein Beispiel nennt Achleitner den 

konventionellen Tierbereich: „Wenn das heimische Schwein mit Soja 

aus Südamerika gefüttert wird, hat das nichts mehr mit Regionalität zu 

tun.“ Im Bio-Bereich hingegen würden nur regionale Futtermittel ver-

wendet werden. Ein weiteres Beispiel sei die ganzjährige konventionelle 

Gemüseproduktion in Glashäusern. Dabei werde extrem viel Energie 

für Licht und Heizung benötigt, Fungizide eingesetzt und die Pflanzen 

wachsen in einer chemischen Nährlösung – das habe mit einer ökologi-

schen Produktion nichts zu tun. „Natürlich wäre es am ökologischsten, 

wenn man nicht ganzjährig Fruchtgemüse essen würde, aber wenn man 

schon nicht darauf verzichten möchte, dann wäre es eigentlich vernünf-

tiger, die Produkte in den Wintermonaten aus Süditalien oder Grie-

chenland zu importieren.“ Die Transportkosten würden im Vergleich zu 

den Energiekosten in Österreich nur einen Bruchteil ausmachen. Beim