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Viel Geld und wenig Ergebnis

Das große Problem beim Begriff „Regionalität“ ist laut Florian Hip-

pesroither, Geschäftsführer des Leberkäseproduzenten Gourmetfein 

in Michaelnbach im Hausruckviertel, die fehlende Definition. In der 

Werbung könne man mit Begriffen, die nicht eindeutig klar sind, sehr 

viel suggerieren. Der Begriff „Regionalität“ sei in den vergangenen Jah-

ren regelrecht „verbraucht“ worden: „Jeder gibt an, dass er regionale 

Produkte hat.“ Produzenten und Händler würden zum Thema Regio-

nalität viel zu viel Geld in das Marketing anstatt in die Produktqualität 

investieren. Es würden zwar einzelne Qualitätsschienen stark beworben 

werden, aber am Ende des Tages würden diese hochwertigen Produkte 

nur einen kleinen Teil des Geschäftes ausmachen und die Masse an ver-

kauften Artikeln sei gar nicht regional. „Das ist nicht wirklich ehrlich 

gegenüber den Konsumenten“, ärgert sich Hippesroither. Bei Gour-

metfein würde man seit der Partnerschaft mit regionalen Bauern kein 

einziges Kilo Fleisch mehr vom freien Markt dazukaufen: „Wir stehen 

als Hersteller zu 100 Prozent dazu.“ 

Fehlende Wertschätzung

Die Vertragslandwirte von Gourmetfein produzieren gentechnikfrei 

und verwenden auf den eigenen Feldern kein Glyphosat. Gourmetfein 

produzierte laut eigenen Angaben als erstes österreichisches Unterneh-

men in der Branche zu 100 Prozent gentechnikfrei. Die Tiere werden 

nach ethischen Grundsätzen gehalten, Gourmetfein hat Tierwohl-Re-

gelungen erarbeitet. Den Bauern wird dieser Mehraufwand mit zehn 

Cent Aufschlag zum üblichen Preis an der Schweinebörse abgegolten. 

So würde ein Vertragsbauer von Gourmetfein aktuell rund 195 Euro 

für ein rund ein halbes Jahr altes Schwein mit 100 Kilo bekommen 

im Vergleich zu 175 Euro laut Schweinebörse. Mit dem Mehraufschlag 

könnten Bauern vernünftig wirtschaften und qualitativ hochwertige Le-

bensmittel erzeugen. „Bei Aktionspreisen im Handel von 2,99 Euro pro 

Kilo für einen Schweineschopf frage ich mich immer, wie man so was 

produzieren kann. Den Konsumenten muss klar sein, dass am Ende des 

Tages der Preis bei den Bauern gedrückt wird“, sagt Hippesroither. Er 

würde sich mehr Wertschätzung gegenüber den Landwirten und faire 

Preise für deren Arbeit wünschen. Aktuell gehe es leider in die Richtung, 

dass Bauern mit öffentlichen Geldern gefördert werden, um möglichst 

billig Lebensmittel produzieren zu können. 

Neben der Vorreiterrolle bei der gentechnikfreien Produktion war 

Gourmetfein laut eigenen Angaben europaweit auch der Erste mit ei-

nem lückenlosen Rückverfolgungssystem bei verarbeiteten Produkten. 

„Wir zeigen damit, dass jeder eine Herkunftsgarantie geben kann und 

ein Qualitätsprogramm auch im großen Stil funktioniert“, widerspricht 

Hippesroither der Fleischindustrie, wonach das nicht möglich wäre. 

Gourmetfein verarbeitet 1.200 Schweine sowie 50 Rinder pro Woche 

und produziert jährlich rund 3.000 Tonnen Leberkäse und Wurst. In 

der Gastronomie gebe es den Vorwand, dass man neben den vielen 

neuen Regelungen wie Registrierkasse oder Allergenverordnung jetzt 

nicht auch noch eine Herkunftskennzeichnung einführen könne. Land-

wirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger habe das Thema aber wieder 

aufgegriffen und eine neue Diskussion in der Fleischbranche eröffnet: 

„Vielleicht tut sich dann ja doch einmal etwas.“

#regional

„Wir verwenden den Begriff 

nicht mehr großartig, da er in 

den vergangenen Jahren in der 

Werbung oft missbräuchlich 

eingesetzt wurde. Unsere 

Hauptregion ist Oberösterreich, 

von hier beziehen wir unser Rind- 

und Schweinefleisch. Man muss 

am Ende des Tages aber immer 

schauen, wo Produkte hergestellt 

werden und von wo deren Bezug 

Sinn macht – daher beziehen wir 

auch einen in Salzburg regional 

hergestellten Heumilch-Emmentaler.“

Florian Hippesroither_

Geschäftsführer, Gourmetfein