53

anzubieten, ohne die Qualität zu ver-

nachlässigen.

Edelmayer

_Ja, die Branche ist sehr 

wettbewerbsintensiv. Es gibt über 8.000 

Reinigungsunternehmen in Österreich 

und in allen Bereichen gibt es Spezia-

listen, die mit einem hohen, marktge-

triebenen Preisdruck zu kämpfen haben. 

Das stimmt sicherlich. Die Reinigung ist 

in der Gesellschaft noch immer eine sehr 

geringgeschätzte Dienstleistung, daher 

gibt es auch ein massives Preisdumping. 

Bei den seriösen Anbietern werden die 

Kollektivverträge aber eingehalten. Ich 

sehe keine wachsende Konkurrenz, der 

Mitbieterkreis ist seit Jahren gleich. 

# 2

 Heute nennt man die 

Putzfrau Facility Managerin. 

Mit dem Einzug von eng-

lischsprachigen Begriffen 

in der Arbeitswelt darf sich 

heute auch der Hausmeister 

oder die Putzfrau als Mana-

ger fühlen. 

Schober

_Dazu ein vehementes Nein. 

Erstens heißt es Reinigungsdame und 

zweitens sind das Facility Management 

und die Gebäudereinigung mehr als 

nur putzen. Man braucht sehr viel Hin-

tergrundwissen: Wie behandle ich die 

Oberflächen? Wie kann ich eine Kon-

tamination verhindern? Das ist unser 

Thema. Ich kann die Bodenbeschaffen-

heit bestimmen, kenne die chemische 

Zusammensetzung der Bodenreini-

gungsmittel, kann die Reaktion auf den 

einzelnen Oberflächen aufzeigen und 

Schadens- und Problemfälle analysie-

ren. Der Werterhalt der Materialien ist 

die oberste Prämisse: Wie kann ich mit 

den schonendsten Mitteln die Materi-

alien bestmöglich erhalten, um sie so-

lange wie möglich nutzen zu können? 

Der Begriff Putzfrau wird oft als ne-

gative Aussage getätigt. Wobei ich mir 

immer denke: Was ist an einer Putzfrau 

schlecht?

Freitag

_Das ist eine Fehlinterpretation 

der gesamten Branche und des Arbeits-

marktes. Die Reinigungskraft hat eine 

Ausbildung und muss wissen, welche 

Arbeitsmittel wie eingesetzt werden. Der 

Facility Manager an sich ist ja vielmehr 

ein Dienstleistungsmanager oder ein 

Gebäudeingenieur. Er ist wirklich ein 

Manager. Je nach Anforderungsprofil 

des Unternehmens ist der Facility Ma-

nager von den Aufgaben her mit einem 

Hoteldirektor vergleichbar. Der Begriff 

wurde übernommen, weil es im deut-

schen Sprachgebrauch dafür keinen 

Begriff gab. Daher sind die Grenzen für 

den Konsumenten oft schwierig zu fas-

sen, weil der Begriff überall und für alles 

verwendet wird, oft aber einfach nicht 

passt. Bei uns hat der Großteil der Faci-

lity Manager einen Uni-Abschluss.

Edelmayer

_Die Tätigkeit an sich hat 

sich insgesamt geändert, das Grund-

Kollektivvertrag

 Denkmal-, Fassaden- und 

Gebäudereinigung: von 8,68 € - 10,60 € Brutto/Stunde

Brutto-

Monats-Einstiegsgehälter

 

laut AMS-Berufslexikon:

Facility Manager 2.130 € - 2.370 €

Reinigungstechniker 1.750 € - 1.950 €

Raumpfleger 1.340 € - 1.490 €

Hausbetreuer 1.610 € - 1.780 €

Servierkraft (Kellner) 1.320 € - 1.460 €

Koch 1.340 € - 1.500 €

Einzelhandelskaufmann 1.500 € - 1.660 €

Verkäufer 1.440 € - 1.610 €

Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung 

1.750 € - 1.950 €

Einstiegsgehälter 

im Vergleich

prinzip ist aber gleichgeblieben: Die 

Reinigungskraft reinigt die Böden und 

Wände, das ist noch immer so. Aber 

die Instrumente und das technische 

Equipment haben sich massiv geändert. 

Den vielzitierten Mob gibt es nicht 

mehr, heute reinigt jeder mit chemisch 

und biologisch abbaubaren Putzmittel, 

Mikrofasertüchern und nutzt Tablets 

mit webbasierten Applikationen für 

die Qualitätssicherung. Das ist Facility 

Management heute. Ja, es hat natürlich 

einen anglizistischen Touch, aber die 

Reinigung an sich hat sich nicht geän-

dert, sondern die Rahmenbedingungen. 

Auch der Hausmeister muss heute mit 

diesen neuen Systemen arbeiten oder 

lernen damit zu arbeiten. Das wird in 

der Öffentlichkeit aber noch immer 

nicht gesehen.

# 3

 Im Facility Management 

arbeiten fast nur Frauen oder 

Personen mit Migrationshin-

tergrund. Man muss für diese 

Tätigkeit nicht viel können, 

das kann jeder.

Schober

_Für jeden, der diese These 

vertritt, spreche ich die Einladung aus, 

sich das einmal selbst anzusehen. Man 

kann auch eine Analogie zu anderen 

Berufsgruppen herstellen. In der Gast-

ronomie – ich habe früher Koch gelernt 

–  hieß es auch: Kochen kann jede Haus-

frau. Es ist aber ein Unterschied, ob ich 

das privat oder gewerblich mache. Zur 

Quelle_AMS, Gewerkschaft vida