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Ein Ladewagen, der Lenkung und Geschwindigkeit des Traktors so steuert, dass das geschnittene Fut-

tergras optimal aufgesammelt wird. Eine Sämaschine, die abhängig von der Bodenbeschaffenheit die 

entsprechende Menge an Saatgut ausbringt. Die Rede ist von 

Landwirtschaft 4.0

. Wie man sich darauf 

bei der Firma Pöttinger in Grieskirchen als einer der zehn größten Landmaschinenherstellern weltweit 

vorbereitet und warum das Thema gleichzeitig schon wieder alt ist, erzählen die Geschäftsführer Markus 

Baldinger und Gregor Dietachmayr bei einem Besuch am Firmensitz in Grieskirchen. 

WIE MAN ZUKÜNFTIG SEINE 

ERNTE EINFAHREN WIRD

in Kooperation mit

Wachstum

Mittelstand

HERAUSFORDERUNG

WIRTSCHAFT 4.0

Redaktion_Sabrina Kainrad

Fotografie_Pöttinger

Illustration_Alexandra Auböck

Grund von zehn Millionen Landwirten 

bearbeitet, das heißt durchschnittlich 

17 Hektar. Der Vergleich mit dem Welt-

markt macht die Kleinstrukturen deut-

lich: In Nordamerika hat ein Landwirt im 

Schnitt 170 Hektar Grund, in Australien 

gar 800 Hektar. Weltweit wird die gesam-

te landwirtschaftliche Fläche weniger wer-

den. Die Landwirtschaft stehe damit vor 

der großen Herausforderung, zunehmend 

produktiver zu werden, um die wachsen-

de Weltbevölkerung ernähren zu können. 

„Als weitere Schwierigkeit kommt dazu, 

dass immer weniger Leute in der Land-

wirtschaft arbeiten und diese wegen Hof-

Zusammenlegungen größere Flächen 

bewirtschaften müssen“, erklärt Gregor 

Dietachmayr, zuständig für die Bereiche 

Vertrieb und Marketing sowie Sprecher 

der Geschäftsführung von Pöttinger, wa-

rum die Digitalisierung so wichtig für die 

Landwirtschaft ist. 

Autonome Landmaschinen

Die Landmaschinentechnik sei branchen-

weiter Vorreiter im Bereich der Digitalisie-

gie. Derzeit sind wir in Österreich bei 4G. 

Baldinger schätzt, dass in einem Zeithori-

zont von circa zwei Jahren die ersten 5G-

Technologien in Europa verfügbar sein 

werden. Daneben müsse man in dieser 

Zeit auch noch die juristische Seite lösen: 

Aktuell darf der selbstfahrende Traktor 

nicht über öffentliche Straßen zum Feld 

fahren, auch Unfälle mit selbstfahrenden 

Traktoren am Feld sind rechtlich nicht 

geklärt. Kritikern, die das alles für unrea-

listisch halten, kontert Baldinger: „Es hat 

auch Leute gegeben, die das erste Auto für 

eine Modeerscheinung hielten und ihm 

keine lange Lebensdauer gegeben haben.“ 

In der Landwirtschaft sei es ähnlich wie 

in anderen Branchen, die neuen Techno-

logien beginnen bei der Großtechnik und 

werden dann sukzessive für die Kleintech-

nik entwickelt. Damit wird die Hoch-

technologie über kurz oder lang auch in 

der kleinstrukturierten Landwirtschaft in 

Österreich zum Einsatz kommen. In Ös-

terreich haben die Landwirtschaften im 

Schnitt circa 20 Hektar Grund. In ganz 

Europa werden 170 Millionen Hektar 

Die morgendlichen Sonnenstrahlen ha-

ben das Futtergras im Osten des Feldes 

bereits angetrocknet. Es geht daher eine 

Information an das Scheibenmähwerk, 

dass in diesem Teil des Feldes jetzt zu 

mähen begonnen werden kann, und an 

die Zettkreisel, dass in zwei Stunden das 

Gras gewendet werden kann. Gleichzeitig 

wird die Rundballenpresse beim Nach-

barn für den späten Nachmittag geordert. 

Der selbstfahrende Traktor fährt mit der 

Landmaschine zur richtigen Zeit an den 

richtigen Ort, der Landwirt beobachtet 

die gesamte Erntekette von seinem Hof-

PC aus. Was für viele jetzt vielleicht noch 

ein wenig nach Science-Fiction klingen 

mag, könnte laut Markus Baldinger, Ge-

schäftsführer für Forschung, Entwicklung 

und Digitalisierung bei Pöttinger, in Zu-

kunft bald Gegenwart werden: „Die The-

matik ist technisch lösbar und in erster 

Linie nur mehr eine Frage der Datenüber-

tragung.“ Damit Traktor und Landma-

schinen autonom fahren und kontinu-

ierlich mit der Hofstelle kommunizieren 

können, braucht man eine vollkommene 

Netzabdeckung mit einer 5G-Technolo-