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In der modernen Wirtschaft sind  

die Transaktionskosten höher als  

die eigenen Produktionskosten – 

das ändert sich mit der  

Blockchain-Technologie.

Alfred Taudes

wissenschaftlicher Leiter,  

Forschungsinstitut Kyptoökonomie  

der WU Wien

Krypto-Trader das Angebot – bis Ende des 

Jahres sollen es bis zu 50.000 werden. Die 

weitere Finanzierung soll mit Hilfe eines 

Tokensales in der Höhe von bis zu 12,5 

Millionen erfolgen. Damit soll die App für 

den gesamten europäischen Markt sowie 

Amerika ausgebaut und promotet werden. 

Frühphase überwunden

Was die gesamte Entwicklung der Block-

chain-Technologie anbelangt, schätzt der 

Start-up Gründer Wimmer, dass diese 

in fünf bis zehn Jahren von der breiten 

Masse angewendet werde. Die technische 

Seite werde schneller einsatzbereit sein 

als die Gesellschaft die neue Technolo-

gie auch wirklich akzeptieren werde. Für 

WU-Professor Taudes ist die Einrichtung 

des FinTech-Beirates im Finanzministe-

rium schon einmal ein gutes Zeichen in 

Bezug auf die Akzeptanz: „Der Staat zeigt 

damit, dass man an die neue Technologie 

glaubt.“ Im Beirat werden Regelungen für 

Kryptowährungen und Finanz-Start-ups 

ausgearbeitet, bis Ende des Jahres sollen 

erste Ergebnisse vorliegen. Was den mo-

mentanen technischen Entwicklungsstand 

der Blockchain anbelangt, sei die Früh-

phase laut Taudes bereits überwunden. 

Aktuell werde einerseits noch an der Basis-

Technologie gearbeitet, um die anfangs 

angesprochenen „Kinderkrankheiten“ zu 

beseitigen, und gleichzeitig würden sich 

immer mehr Unternehmen schon sehr ak-

tiv mit ersten Anwendungen beschäftigen. 

Die Vorreiter hätten bereits vor zwei, drei 

Jahren damit begonnen und würden jetzt 

die ersten Erfolge verzeichnen, die sie aber 

noch nicht der Öffentlichkeit präsentieren 

möchten. „Es brodelt so richtig“, sagt Tau-

des, „ich erwarte noch in diesem Jahr die 

ersten großen Anwendungen und dann 

wird es Schlag auf Schlag gehen.“_

Mögliche Bereiche für die 

Anwendung der neuen 

Blockchain-Technologie

Logistikbranche_„In der modernen Wirtschaft sind die Transaktionskosten 

höher als die eigenen Produktionskosten – das ändert sich mit der Block-

chain-Technologie“, sagt Taudes und nennt als Beispiel die Lieferung von 

Blumen aus Afrika nach Europa. In dieser Lieferkette würden mit den Blu-

men als physische Ware, den notwendigen Informationen sowie dem Geld 

drei verschiedene Dinge ausgetauscht werden. Dabei würden mehr als 30 

Parteien – begonnen beim Produzenten, den Logistikdienstleistern bis hin 

zu Banken, Zollbehörden und Versicherungen – mitwirken. Eine Blockchain 

könne alle über sämtliche Vorgänge der Lieferung in Echtzeit informieren, es 

könnten Vorgänge, wie etwa die Zahlung bei Eintreffen der Ware, automa-

tisch ausgelöst werden. Wimmer fügt zum Thema Logistik hinzu: „Manipu-

lationen in Hinblick auf die Herkunft der Ware können mit Blockchains ver-

hindert und Schmuggeleien viel besser unterbunden werden.“ Blockchains 

seien auch nicht anonym, jede Transaktion könne nachvollzogen werden.  

Zahlungsverkehr_Mit Blockchains sei jeder Zahlungsverkehr in Echtzeit 

möglich, es könne auch in winzig kleinen Einheiten abgerechnet werden. So 

kann man zukünftig etwa Musik direkt bei den Künstlern kaufen und wirklich 

nur das bezahlen, was man gerade hören möchte. Die Abwicklung von Car-

Sharing oder die Abrechnungen am Energiemarkt mit vielen unterschiedli-

chen Stromarten würden wesentlich einfacher werden. Laut Taudes gibt es 

bereits erste Prototypen, mit denen beinahe fast in Realzeit Strom gehandelt 

werden kann und auch die Banken würden auf dem Gebiet mit Blockchains 

für schnelle Überweisungen eifrig forschen. Wimmer sieht auch bei der Be-

zahlung von Löhnen eine Anwendungsmöglichkeit: „Mit Blockchain können 

Arbeitgeber Löhne stündlich ausbezahlen.“ 

Identität_Mit der Speicherung der Identitäten in Blockchains werden laut 

Wimmer Identitätsdiebstähle und -fälschungen der Vergangenheit angehören 

und gleichzeitig kann man sich damit überall in Sekundenschnelle ausweisen. 

Dezentrale Datenspeicherung_80 Prozent der Unternehmen speichern 

laut Wimmer aktuell ihre Daten bei großen Servern von weltweiten Firmen wie 

Microsoft, Amazon oder Google. Unabhängig von den Datenschutzbestim-

mungen hätten die Firmen damit eine gewisse Datenkontrolle: „Blockchains 

ermöglichen, Daten dezentral zu speichern, sodass wirklich nur ich selbst 

Zugriff auf meine Daten in der Cloud habe.“

Das neue Geld. Bitcoin, Krypto-

währungen und Blockchain 

verständlich erklärt

Wie ist der Bitcoin eigentlich entstan-

den? Und was hat es mit der Block-

chain-Technologie auf sich? Das Buch 

gibt einen guten Überblick über das 

Thema  „Digitale Währungen“ und er-

klärt die grundlegenden Mechanismen 

dahinter.

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