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Manche Gründer scheinen wie zum Entrepreneur geboren. Neue Studien weisen darauf hin, dass es 

scheinbar tatsächlich eine 

genetische Prädisposition

 gibt – manchen wird das Unternehmertum schon 

in die Wiege gelegt. Wie ist das möglich und was bedeutet das? Nikolaus Franke, Leiter des Instituts 

für Entrepreneurship & Innovation an der WU und akademischer Direktor des Professional MBA 

Entrepreneurship & Innovation der WU Executive Academiy, im Interview. 

ZUM UNTERNEHMER GEBOREN? 

Redaktion_Valentin Lischka 

Kreativdirektion_Alexandra Auböck 

Fotografie_Gettyimages, Franke: Institut für Entrepreneurship 

und Innovation, Kailer: Brigita Bede

Illustrationen_Alexandra Auböck, Gettyimages

Wie lässt sich eine genetische 

Veranlagung, ein „Entrepreneurship-

Gen“, denn nachweisen?

Franke_Das funktioniert durch Zwillings- 

und Adoptivstudien, es wurde untersucht, 

ob eineiige Zwillinge einander ähnlicher 

sind in Bezug auf Entrepreneurship als zwei-

eiige. Andere Studien haben gezeigt, dass 

eineiige Zwillinge, die getrennt voneinander 

aufwachsen, ein übereinstimmendes Verhal-

ten zeigen. Auch leibliche Kinder wurden 

mit adoptierten Kindern verglichen – so 

konnte sicher gestellt werden, dass zwischen 

Umweltbedingungen und Erbanlagen unter-

schieden werden kann. Auch wenn die ge-

nauen Werte schwanken, zeigt das Ergebnis, 

das etwa 40 Prozent des Potentials zum Un-

ternehmertum bereits genetisch mitgegeben 

werden.

Was bedeutet diese Information 

für angehende Gründer und 

Unternehmer? Ist es vorbestimmt, 

wer Entrepreneur wird?

Franke_Diese Veranlagung legt nicht fest, 

wer als Unternehmer erfolgreich sein kann 

und wer nicht. Dass man wahrscheinlicher als 

andere zum Unternehmer wird, ist nur eine 

Disposition, die indirekt wirkt. 

Und zwar wie?

Franke_Durch die Gene bekommt man 

bestimmte Persönlichkeitsmerkmale mitge-

geben, wie etwa Unabhängigkeitsbedürfnis-

se, Risikobereitschaft oder kreatives Denken. 

Diese Persönlichkeitsmerkmale erhöhen die 

Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch Entre-

preneur wird. Didi Mateschitz hat bei seinen 

Reisen durch Südostasien gesehen, wie be-

liebt Energydrinks dort sind, daraus ist Red 

Bull geworden. Ich war zur selben Zeit in 

der Region unterwegs, habe ähnliche Beob-

achtungen gemacht – aber bin denen nicht 

nachgegangen. 

Welche Faktoren sind abgesehen 

von der Genetik noch wichtig?  

Franke_Wichtig sind natürlich auch Ein-

flüsse von außen, das Umfeld und die Soziali-

sierung.  Ein Wesenszug von Entrepreneuren 

ist auch, Initiative zu ergreifen. Es heißt, die-

ses Potential freizulegen und gezielt zu fördern. 

Und wie gelingt das am besten?

Franke_Wollen alleine reicht nicht. Man 

muss auch können. Durch Entrepreneurship-

Ausbildungen können die Ressourcen dafür 

bereitgestellt werden. Ähnlich wie beim Sport: 

Man muss bestimmte Fähigkeiten mitbekom-

men haben, um ein guter Sportler zu werden, 

aber in Eigenregie alleine Spitzensportler wer-

den – das gibt es heute quasi gar nicht mehr._

Nikolaus

Franke

Leiter des Instituts 

für Entrepreneur-

ship & Innovation 

an der WU

Gründen