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01 

Wie soll das geplante 

verfassungsmäßige Bekenntnis 

zu einem wettbewerbsfähigen 

Wirtschaftsstandort aussehen?

Ein konkretes Beispiel ist etwa die 

Aufwertung der Lehre. Der Lehrling 

muss ein hochqualifizierter Facharbei-

ter werden und darf nicht als schlecht 

bezahlte Hilfskraft gesehen werden. Er 

muss eine Perspektive in jenem Unter-

nehmen bekommen, in dem er seine 

Lehre absolviert hat.

02

 Wann soll das 

Bekenntnis kommen?

Sowohl das Festschreiben in der ober-

österreichischen Landesverfassung als 

auch in der Bundesverfassung ist für 

mich noch in dieser Legislaturperiode 

denkbar.

03 

Wird das von allen 

Parteien mitgetragen?

Ich würde mich wundern, wenn die 

ÖVP als unser Koalitionspartner in Land 

und Bund hier nicht auch die positive 

Wirkung eines solchen Signals sehen 

würde. 

04

 Österreich soll dadurch 

mehr Wirtschaftswachstum 

erreichen. Wie soll das gelingen? 

Durch verbesserte Rahmenbedingun-

gen in Form einer verlässlichen und 

planbaren Steuerpolitik, einer Beschleu-

nigung und Komplexitätsreduktion der 

behördlichen Verfahren sowie flexiblen 

Arbeitszeitmodellen ohne Lohneinbußen.

05

 Lässt sich Wettbewerbsfähigkeit 

sinnvoll in der Verfassung 

festschreiben?

Mit Sicherheit. Wir haben in der Ver-

gangenheit verschiedene Bekenntnisse 

in unsere Verfassung aufgenommen, 

beispielsweise jenes zum Umwelt- und 

Naturschutz. Ein Bekenntnis zur Wett-

bewerbsfähigkeit ist ein starkes Signal 

für ein modernes Österreich in der 

globalen Ökonomie. 

06

 Welche Chancen bieten sich 

für Österreich/Oberösterreich mit 

einem solchen Bekenntnis?

Ein Bekenntnis im Verfassungsrang ist 

immer auch ein Leitfaden für alle drei 

verfassungsmäßigen Gewalten. Wir 

möchten dadurch erreichen, dass jene 

Belange der Wirtschaft, welche allen 

Bürgern zugutekommen, ein stärkeres 

Gewicht in der politischen Entschei-

dungsfindung haben. 

07

 Ändert sich dadurch etwas

für die heimischen Unternehmen?

Ich erhoffe mir eine deutliche 

Signalwirkung. 

08

 Sie sagen, eine intakte Umwelt 

schafft Standortvorteile für 

österreichische Unternehmen. 

Warum und welche? 

Die Nachfrage nach hochqualifizierten 

Fachkräften, von der Montagehalle bis 

zu den Büros der Chefetagen, ist sehr 

groß und wird in absehbarer Zeit noch 

weiter ansteigen. Diesen Spitzenkräf-

ten und ihren Familien muss man ein 

attraktives Umfeld aus Infrastruktur und 

Natur bereitstellen, um sie langfristig an 

Österreich zu binden.

09

 Wie kann profitorientiertes 

Wirtschaften mit einem Bekenntnis 

zur Umwelt vereinbart werden?

Langfristiges, umweltschonendes Wirt-

schaften ist die einzig beständige Form 

des Wirtschaftens. Das wird in Oberös-

terreich längst gelebt.

10

 Es heißt, Umwelt- und 

Naturschutzmaßnahmen 

werden direkt und indirekt 

aus der Wirtschaft mitgetragen. 

Wie sieht das aus?

Zum einen stellen Unternehmer einen 

beträchtlichen Teil des Steueraufkom-

mens, das auch dem Umweltschutz 

zugeleitet wird. Zum anderen haben die 

Unternehmer von heute das langfristige 

und generationsübergreifende Denken 

und Wirtschaften längst als Gebot der 

Stunde erkannt._

Digitalisierung, Abwanderung inländischer Unternehmen, Umwelt- und Naturschutz im Kontext 

der Wirtschaft – es sind nur einige der Themen, die den 

Wirtschaftsstandort Österreich

 beschäf-

tigen. Um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, soll die Wettbewerbsfähigkeit in die Bundes-

verfassung eingeschrieben werden. Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner in 

zehn Fragen über mögliche Inhalte und Auswirkungen des geplanten Bekenntnisses.

 … MANFRED HAIMBUCHNER

Redaktion_Sebastian Luger

Fotografie_Mario Riener