95

Christine_Vorweg: Ich bin kein Fan von 

der extremen nordländischen Küche und 

würde das nicht nachahmen. Aber ich finde 

es super, dass sie aus den vorhandenen Res-

sourcen etwas gemacht haben. Es ist wichtig, 

Produkte zu verwenden, die vor Ort vor-

handen sind und es ist nicht unbedingt not-

wendig, dass man auf der ganzen Welt das 

gleiche Produkt isst. Für mich ist das total 

spannend, wenn ich verreise und dort die 

heimische Küche mit heimischen Produkten 

kennenlerne. Diese Kultur gehört auch zum 

Tourismus. 

Und wie sieht diese Kultur in 

Ihrer Heimat aus? Was macht 

Oberösterreich kulinarisch aus?

Christine_Auf jeden Fall die Landwirtschaft, 

die viel für die ganze Region und die Natur 

leistet. Und die Vielfalt. Das Schöne ist ja, 

dass es von Ebenen bis zur Bergwelt alles gibt, 

von der Gams bis zum Hasen. 

Michael_Ich kaufe lieber Spargel aus Ober-

österreich als Marchfelder Spargel – zu den 

Marchfeldern haben wir kaum einen Bezug, 

zum oberösterreichischen Produzenten fahren 

wir einmal pro Woche. 

Christine_So wie Kirschen oder Marillen 

aus Scharten – das riecht schon so gut dort. 

Früher hat bei uns jeder die Marillen aus der 

Wachau gekauft, aber die aus Scharten sind 

mindestens genauso gut, sie sind außerdem 

noch frischer. 

Die Dachmarke „Genussland OÖ“ 

vernetzt unter anderem Landwirtschaft 

und Gastronomie. Sie sind einer von 

circa 100 Gastronomiebetrieben, die 

Partner sind. Warum?

Christine_Das Genussland als Partner zu 

haben, gibt mir Sicherheit. Vor allem in Be-

zug auf Herkunft, Fütterung und Aufzucht 

der Tiere ist Vertrauen gut, aber auch Kont-

rolle nicht schlecht. Eine Qualitätssicherung 

ist dabei einfach wichtig. Ich sehe mich auch 

als Konsument und nicht nur als Köchin - das 

Grundprodukt ist immer noch das Wichtigs-

te in der Küche. Außerdem nehmen wir sehr 

gern an Veranstaltungen teil, es gibt immer 

wieder Neues zu entdecken. 

Früher servierten Sie Gerichte wie 

Kasnock’n und Blunz’n, heute sind 

es kreative, südländisch inspirierte 

Gerichte. Wie kam es zu der 

Entwicklung? 

Christine_Anfangs wollten wir nur öster-

reichischen Wein und typisch österreichi-

sche Gerichte verkaufen und wurden dann 

aber als Jausenstation bekannt, weniger für 

den Wein, obwohl wir sensationelle Weine 

Ich glaube, dass Wirte viel 

zum Bewusstsein beitragen 

können, indem sie zeigen, was 

man aus heimischen Produkten 

machen kann.

Christine Otte

Restaurant Scherleiten

aus ganz Österreich hatten. Nach etwa zehn 

Jahren stellten wir auf Restaurant um, damit 

wir das passende Essen zum Wein anbieten 

können. Ich hatte auch einfach genug vom 

Jausen-zubereiten. Wenn man einmal 1.000 

Jausen gemacht hat, dann wird das zum 

Fließbandjob – ich liebe kochen, aber ich 

mag nicht immer das Gleiche machen. 

Michael_Ausschlaggebend war auch die 

Aussage eines Stammgastes, der sagte: „Ich 

brauche die Karte nicht, ich weiß eh was drin-

steht.“ Das war ein Ansporn. 

Christine_Mittlerweile wechseln wir stän-

dig die Karte und ich suche mir immer ein 

Thema, das sich wie ein Leitfaden durch’s 

Menü zieht, das macht mir am meisten Spaß. 

Wir hatten zum Beispiel kürzlich das Motto 

„Das Kremstal trifft die große weite Welt“ – da 

gab’s nur heimische Produkte, die aber ganz 

international interpretiert wurden.  

Was ist das Schwierigste 

an Ihrem Beruf?

Christine_Im Vordergrund steht die Freu-

de. Aber was wirklich schwer ist: Personal zu 

finden. Niemand bewirbt sich als Koch oder 

Abwäscher, man muss alles selbst machen. 

Nichts destotrotz, ich koche leidenschaftlich 

gerne, ich liebe es, neue Sachen zu machen 

und einen kreativen Beruf zu haben, der kei-