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noch nicht dort angekommen, wo es aber 
hinmuss, damit die Akzeptanz steigt: „Es 
ist zwar ein beliebtes Smalltalk-Thema 
in Vorstandskreisen, aber wenn man mit 
Betriebsleitern redet, weiß keiner darü-
ber Bescheid.“ Denn im Industriebereich 
sei man beim Umgang mit Daten noch 
nicht so weit wie im Konsumentenbe-
reich, wo die Leute bereits rausgefun-
den haben, dass ihnen die Freizügigkeit 
auch viele Vorteile bringt. In der Industrie 
brauche es zu diesem Thema noch mehr 
Pragmatismus – ohne diesem werde 
man noch lange viele neue Ideen nicht 
umsetzen können. „Je kleiner ein Unter-
nehmen ist, desto leichter tut es sich mit 
innovativen Ideen“, erklärt Kremsmüller, 
warum man sich zukünftig für schnellere 
Ergebnisse und Fortschritte bei intelli-
genten Technologien mehr um kleinere 
Kunden umschauen möchte. 

Mehr Pragmatismus fordert Krems-
müller auch bei einem anderen, allge-
genwärtigen Thema: „Wenn man nach 
den vielen Jahren Jammern über den 
Fachkräftemangel jetzt noch viele Jahre 
weiterjammert, führt das zu nichts. Es 
gibt jetzt einfach einen gewissen Typus 
Mensch, den es früher gegeben hat, nicht 
mehr und darauf müssen wir uns einstel-
len.“ Früher sei es eine Ehre für die gan-
ze Familie gewesen, wenn ein Sohn auf 
Montage gefahren ist. „Der Job hat aber 
in unseren Breiten völlig an Status ver-
loren“, weiß Kremsmüller, „und es sind 
absurde Diskussionen, wenn wir glauben, 
dass wir das wieder ändern können.“ Bei 
Kremsmüller würde man daher das Ge-
schäftsmodell an den Arbeitsmarkt an-
passen und etwa vermehrt Mitarbeiter für 
Montagetätigkeiten über die rumänische 

Tochterfirma lukrieren. „In Rumänien ist 

die Reisebereitschaft noch höher als bei 
uns, wo man – egal zu welchem Preis – 
einfach nicht ausreichend Leute findet.“ 
Kremsmüller beschäftigt weltweit 2.400 
Mitarbeiter in fünfzehn Firmen, 90 Pro-
zent davon sind ständig auf Baustellen 
unterwegs. Aufgrund der vielen Mon-
tagetätigkeiten könnten im Verhältnis 
zur Gesamtmitarbeiteranzahl mit 35 nur 

wenige Lehrlinge ausgebildet werden: 

„Lehrlinge dürfen am Anfang der Lehrzeit 

nicht auf Baustellen.“ Eine starke Arbeit-
gebermarke würde bei der Mitarbeitersu-
che helfen, „aber auch keine Lawinen an 
Bewerbungen bringen“.  Vor drei Jahren 
wurde ein Unternehmensleitbild formu-
liert und in Form einer kleinen Broschüre 
an alle Mitarbeiter, die „echten Krem-
serl“, verteilt: „Ich habe dafür eine kleine 
Runde an Leuten, die einen repräsenta-
tiven Querschnitt aller Mitarbeiter abge-
bildet haben, zusammengetrommelt und 
dann haben wir gemeinsam erarbeitet, 
für was wir stehen und wer wir wirklich 
sind.“ Wunschvorstellungen in eine Un-
ternehmenskultur reinzupacken, bringt 
laut Kremsmüller gar nichts: „Employ-
er Branding kann keine Probleme in der 
Unternehmenskultur lösen – erst wenn 
man die Probleme gelöst hat, kann man 
ein Leitbild für das Unternehmen formu-
lieren.“_

Reise in Richtung der neuen Technologi-
en gehen würde, nur könne man gewisse 
Dinge jetzt nicht einfach mit Gewalt er-
zwingen: „Der Mensch ist ein Faktor, den 
man ernst nehmen muss.“ 

In der Geschäftstätigkeit von Kremsmül-
ler werde es im Bereich der Dienstleis-
tungen den größten Wandel in Form von 
neuen Geschäftsmodellen oder auch der 
Art und Weise, wie man mit Kunden zu-
künftig zusammenarbeitet, geben – den 

Zeitraum dafür kann der Geschäftsführer 

aber nicht einschätzen. Der große Faktor 
Mensch sei zu einem gewissen Teil ein 

„Generationenproblem“ und in gewissen 

Bereichen nur durch einen Generatio-
nenwechsel zu lösen. Daneben müssten 
auch die Sorgen der Menschen berück-
sichtigt werden: „Wenn jemand Angst um 
seinen Arbeitsplatz hat, wird er immer 
wieder 100.000 Argumente finden, war-
um die neue Technologie nicht funktio-
niert.“ Erst wenn das Akzeptanzproblem 
bei den Anwendern gelöst sei, würden 
ausreichend Ressourcen in die Weiter-
entwicklung fließen und dann könne sich 
langsam die technische Hürde lösen. Bei 
Kremsmüller selbst habe man als Anla-
genbauer durch die Zusammenarbeit mit 

Technologielieferanten schon immer eine 

gewisse Offenheit haben müssen: „Ne-
ben dem bestehenden Grundverständnis 
versuchen wir, die Organisation ständig 
so weiterzuentwickeln, dass Innovationen 
leicht möglich sind.“ 

Neuer Typus Mensch

Im Bereich Predictive Maintenance hat 
Kremsmüller das Akzeptanzproblem bei 
den Anwendern ebenfalls erlebt. Der An-
lagenbauer hat gemeinsam mit einem 
Start-up ein Konzept entwickelt, um den 
Instandhaltungsaufwand bei großen An-
lagen zu senken. „Wenn man damit in 
die Traditionsindustrie geht, stößt man 
dort noch auf viel Unverständnis und 
Misstrauen. Für viele ist das noch eine 
Glaskugelleserei, an die sie nicht glau-
ben, und dazu kommt die Sorge um die 
Daten“, sagt Kremsmüller. Das Thema ist 

KREMSMÜLLER 

GRUPPE

Sitz_Steinhaus
Gründung_1961
Geschäftstätigkeit_Rohrlei-
tungs- und Industrieanlagen-
bau (35 %), Elektrotechnik 
(Elektrische Mess-, Steuer- 
und Regelungstechnik) (30 %), 
Montagen (19 %), Apparate-, 

Tank- und Spezialbehälterbau 

(16 %)
Kernbranchen_Petrochemie 
(28%), Energie & Umwelt (17 
%), Chemie & Pharma (15 %), 
Metallurgie (9 %), Papier und 

Zellstoff (6 %)

Mitarbeiter_2.300, 
davon 1.500 in Österreich
Umsatz_220 Millionen Euro 
Umsatz (2016)

„Employer Br

anding 

kann keine Pr

obleme in 

der Unternehmenskultur

 

lösen – erst w

enn man 

die Probleme gelös

t hat, 

kann man ein Leitbild

 

für das Unternehmen

 

formulieren.“

Gregor Kremsmüll

er

Co-Geschäftsführ

er und 

Miteigentümer, Kr

emsmüller