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Blickt man auf ein Jahr zurück, gibt es 
immer positive wie negative Eindrücke. 
Zu den weniger positiven gehören per-
sönliche Anfeindungen, die vermutlich 
keinem Politiker erspart bleiben. Im 
Zuge der Einführung der Schuldenbrem-
se wurden Sie im „offenen Brief an den 
Landesvater“ ganz persönlich auf die 
sozial gestaffelten Kindergartengebüh-

ren für die Nachmittagsbetreuung an-
gesprochen. Wie geht man mit solchen 
persönlichen Anfeindungen um?

STELZER_Bei allen, die sich an mich 
wenden, schaue ich auf die persönli-
chen Bedürfnisse und Sorgen. Mein 

Job ist es, Entscheidungen zu treffen, 

aber ich weiß, dass man mit einer Ent-
scheidung nie zu hundert Prozent zu-

frieden sein kann. Ich habe mit Reak-
tionen gerechnet, war mir aber sicher, 
dass die Entscheidung so zu fällen ist. 
Dahinter stehe ich auch und erkläre 
es gerne allen, die sich direkt an mich 
wenden. Wenn bisher etwas gratis war 
und es jetzt einen Beitrag gibt, erzeugt 
das Aufmerksamkeit. Zum zweiten be-
rührt uns alles, was sich um Kinder 
dreht. Darum steht das sehr im Fokus 
des Interesses und der Emotionen.

Wie hat man auf diese sehr persönliche 

Kritik innerhalb Ihrer Familie reagiert?

STELZER_Natürlich reden wir in mei-
ner Familie auch über tagespolitische 

Themen. Das, was in den Medien steht, 

beschäftigt auch meine Familie. Dann 
tut es gut, sich austauschen zu kön-
nen, aber wir hatten bei diesem Thema 
keinen Dissens, da waren wir uns einig 
(

schmunzelt).

Haben Sie mit so vielen Abmeldungen 
aus der Nachmittagsbetreuung gerech-
net?

STELZER_Ich bin mir sicher, dass wir 
nach einigen Wochen oder Monaten 
noch einmal einen Strich drunter ma-
chen und schauen müssen, wie sich 
die Zahlen wirklich eingependelt ha-
ben. Vermutlich ist es auch zu schnel-
len Kurzschlussreaktionen gekommen. 
Die Kinderbetreuung am Vormittag bis 

13 Uhr ist in Oberösterreich aber noch 

immer für alle beitragsfrei. Und am 
Nachmittag – so wie in sieben ande-
ren Bundesländern auch – gibt es jetzt 
moderat sozial gestaffelte Beiträge. 

Es gab von vielen Seiten besonders 
Kritik an der kurzfristigen Einführung 
der Nachmittagsgebühren. Hätte man 
es früher kommunizieren müssen?

STELZER_Ende Oktober des vorigen 

Jahres haben wir die Maßnahmen für 

den Landeshaushalt vorgestellt – da-
runter waren auch die Beiträge für die 
Nachmittagsbetreuung. Es hat also eine 
monatelange Vorbereitungs- und Be-
wusstseinsbildung gegeben. Aber ganz 
egal, welchen Zeitpunkt wir gewählt 
hätten: Aus der Betroffenheit heraus 
hätte es immer Gegenreaktionen gege-
ben. Das hätte vermutlich – hätten wir 
den 1. April oder 1. September genom-
men – auch nicht anders ausgesehen.

Beim Macher-Interview im November 
2016 sagten Sie, die Kultureinrichtungen 
in Oberösterreich müssten unter einem 
Landeshauptmann Stelzer vor nichts 

Angst haben, weil die Kultur nicht nur 
zu unserem Land dazugehört, sondern 

auch die Menschen stärkt. Jetzt ist das 
Kulturessort von der Schuldenbremse 
sehr stark betroffen (minus 10 Millionen 
Euro). Wie passt das zusammen?