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‚Was kann ich besser machen?’ brauchst 

du als Sportler ständig, sonst kommst 
du nicht weiter“, weiß Franz Ratzenber-
ger. Natürlich kennt auch Janine Flock 
Niederlagen, sie verpasste knapp die 
Bronzemedaille bei den Olympischen 
Spielen in Südkorea: „Wenn ich Misser-
folg erlebe, dann halte ich mir immer vor 
Augen: Davon geht die Welt nicht unter. 
Es passieren so viele andere schlimme 
Dinge auf der Welt, die eine Niederlage 
komplett in den Schatten rücken.“ Sie 
versuche in solchen Situationen, das 
Positive zu sehen und dankbar dafür zu 
sein, dass „ich einen gesunden Körper 
habe, der alles mitmacht und diesen 
Sport ausüben kann.“ Sie denke dann 
auch daran, welche positiven Erlebnis-
se sie im Sport schon hatte. „Wie viele 
Kontakte ich dadurch schon geknüpft 
habe, dass ich meinen Freund dabei 
kennengelernt habe und wie sehr ich 
mich weiterentwickeln konnte, vor allem 
im mentalen Bereich.“ Sie zuckt mit den 
Schultern. „Das relativiert das Ganze – 
was ist schon schlimm daran, wenn’s 
mal nicht so gut läuft?“ Der positive Ne-
beneffekt dieser Gelassenheit: „Wenn 
man sich in gewisse Dinge nicht mehr 
so reinsteigert, läuft es oft auf einmal 
wie von selbst.“  

Ähnlich gelassen geht Pavao Pervan mit 
Misserfolgen um: „Es ist ganz normal im 
Leben eines Sportlers, dass man an ge-

wissen Dingen und auch an sich selbst 

zweifelt. Aber aufhören wollte ich nie. Im 
Gegenteil, wenn es schlecht läuft, moti-

viert mich das noch mehr, das nächste 
Mal besser zu sein. Ich glaube, das ist 
irgendwie eine Trotzreaktion“, sagt er. 
Und da ist es wieder: dieses schelmi-
sche Grinsen, das wohl ein (verdammt 
sympathisches) Relikt aus seiner Kind-
heit sein muss. Damals sagte ihm sein 
Vater („mein größter und bester Kriti-
ker“) nicht ständig, dass er der Beste 
sei, so wie es die meisten Väter ihren 
Kindern gegenüber behaupten. „Er hat 
mich immer unterstützt und überall 
hingefahren, aber seinen Stolz konnte 
er ganz gut verbergen. Und das tat mir 
persönlich gut, weil ich ihm immer be-
weisen wollte, dass mehr in mir steckt. 
Ich wollte ja erreichen, dass er stolz ist.“ 

Eltern oder andere Unterstützer spielen 
ohnehin eine große Rolle am Weg nach 
oben, weiß Psychotherapeut Thomas 
Wörz. „Zugesprochener Mut und Wert-
schätzung sind extrem wichtig. Vor allem 

dann, wenn etwas nicht gelingt – dann 
sollte auch der Versuch wertgeschätzt 
werden und man sich gemeinsam über-
legen, wie man es beim nächsten Mal 
besser machen kann. Jede Niederlage 
kann, wenn man sie nutzt und daraus 
lernt, zum Gewinn werden.“
 

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 Sie sind flexibel. 

Und beweglich.

Fragt man Janine Flock nach ihren lang-
fristigen Zielen, antwortet sie prompt: 

„Als Athlet muss man sehr flexibel blei-

ben, deswegen setze ich mir lieber kurz-
fristige Ziele.“ Flexibel und beweglich 

zu bleiben, das rät Thomas Wörz auch 
Führungskräften in der Wirtschaft, denn 
die Digitalisierung verändere die Welt in 
rasantem Tempo. „Ich muss mich daher 
auf komplett unterschiedliche Heraus-

forderungen einlassen können und soll-
te mich nicht in die Komfortzone zurück-

ziehen.“ Anpassungsfähigkeit sei extrem 

wichtig – genauso wie Sportler mit unter-

schiedlichen Bedingungen umzugehen 
lernen, so müssten sich auch Führungs-
kräfte auf unterschiedliche Menschen 
und Rahmenbedingungen einstellen  
können. 

Beim Stempelerzeuger Colop versucht 
man genau diese Beweglichkeit zu le-
ben. „Grundsätzlich müssen wir uns 
von unserer angestammten Welt verab-
schieden, aber natürlich trotzdem un-
sere jahrelang aufgebaute Kompetenz 
wahren. Die Fragen zur Zukunft, etwa 
welche zusätzlichen Produkte wir ins 
Portfolio aufnehmen oder wie wir un-
sere Stempel in Zeiten der Digitalisie-
rung vertreiben, stellen wir uns mit den 
Mitarbeitern gemeinsam – wir wollen 
sie ins Boot holen, sie sollen ruhig mit-
spinnen und das große Ganze sehen“, 
erzählt Ratzenberger. 

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 Sie lassen sich 

nicht aus der Ruhe 

bringen. 

Und können sich 

selbst aktivieren.

Was geht eigentlich im Kopf eines Tor-
hüters kurz vor Spielbeginn vor? Es flie-
gen ein paar Bälle herum. Jedenfalls in 
Pavao Pervans Kopf. „Ich stelle mir bild-

lich vor, ein paar Bälle zu fangen, das 
gehe ich innerlich immer wieder durch.“ 

Je näher der Anpfiff rückt, desto mehr 

versucht er mit Atemübungen innere 
Ruhe zu finden. Das gebe ihm ein gutes 
Gefühl. Auch Janine Flock versucht kurz 
vor dem Start mit Mentaltrainingsübun-
gen ganz zu sich zu kommen, um hoch-
konzentriert ins Rennen zu gehen. „Spit-

zenleistung ist kein Zufall und auch nicht 
abhängig von der Tagesverfassung“, er-

klärt Mentaltrainer Thomas Wörz. „Die 
letzten drei, vier Minuten können ent-
scheidend sein. Es geht darum, in den 
optimalen Zustand als Konfrontierer zu 
kommen. Egal, ob du kurz vor einem 
Meeting bist, auf der Skipiste oder auf 
der Judomatte – du brauchst ein innerli-
ches Signal, das dich in deinen persönli-
chen optimalen Zustand bringt.“ 

Der optimale Zustand ist individuell, 
man kann über die Wahrnehmung spü-
ren lernen, wo dieser liegt. Wörz er-
klärt das mit dem Bild eines Reglers, 
der zwei Pole hat: Panik und Tiefschlaf. 
In der Mitte liegt der optimale Bereich 

– nämlich jener, in dem man nicht zu 

aufgeregt, aber auch nicht zu locker 
ist, sondern in der perfekten Spannung. 

„Diesen imaginären Regler zu betätigen, 

das ist die Kunst“, so Wörz. Merkt man 
also vor dem großen Auftritt oder auch 
einfach vor der wichtigen Wortmeldung 
im Meeting, dass man zu unruhig ist, 
geht es darum, in wenigen Sekunden 
herunterzukommen. Oder umgekehrt. 

Wie gelingt das? „Dazu gibt es mehrere 
Möglichkeiten, die Atmung ist eine. Oft 
helfen zwei, drei tiefe Atemzüge, um 
wieder ins Gleichgewicht zu kommen. 
Man kann auch zusätzlich behutsame, 
langsame Schritte gehen und die Sen-
soren am Boden bewusst spüren. So 
kommt man zu sich.“ Sehr hilfreich kön-
nen dabei Ruhebilder sein. „Man stellt 
sich eine Situation vor, die sehr ent-
spannend ist, zum Beispiel eine Sand-
bucht am Meer. Dann erlebt man dieses 
Bild mit allen Sinnen: Was sehe ich, was 
höre ich, was rieche ich, was spüre ich? 
So wird die Vorstellung lebendig. Wenn 
man sich etwa vier Wochen lang jeden 

Tag zwei Minuten mit diesem Bild be-

schäftigt, kann man es in den entschei-
denden Situationen auf Knopfdruck 
abrufen und zusammen mit tiefen Atem-
zügen damit in den optimalen Zustand 
kommen“, erklärt der erfolgreiche Men-
taltrainer und Bestseller-Autor. Manche