77
haben.“ Und genau deswegen ist für
Backaldrin jetzt die richtige Zeit, eine
Produktion in Vietnam zu bauen: „Jetzt
hält sich der Mitbewerb noch in Grenzen.
Die kommunistische Regierung hat sich
in den vergangenen Jahren extrem wei-
terentwickelt und den Wirtschaftsmarkt
für ausländische Firmen geöffnet. Wenn
man jetzt warten würde, kommen ande-
re und dann ist es zu spät.“ Backaldrin
ist bereits seit zwei Jahren mit einem
Partner in Vietnam tätig, die Produkte
dafür kommen aus der Produktion in
Jordanien. Nun plant man eine Produkti-
on in Form eines Joint-Ventures mit dem
Partner. Die Produktionsstätte in Jorda-
nien wird zu klein. Aufgrund der geopo-
litischen Ereignisse in den arabischen
Ländern, wo der Umsatz in Ländern wie
dem Jemen oder Syrien auf null gefallen
ist, müsse Backaldrin die Strategie än-
dern: Mittlerweile werden von Jordanien
aus knapp 40 Märkte betreut und man
will nun auch eine Produktionsstätte in
Asien. Für das oberösterreichische Un-
ternehmen wäre es der weltweit achte
Produktionsstandort. Erst im Herbst
2017 eröffnete der Kornspitz-Produzent
seinen siebenten und gleichzeitig dritt-
größten im Firmenimperium in Moskau.
Weiters produziert Backaldrin neben
dem Firmensitz in Asten und den bereits
erwähnten Werken in Jordanien und
Moskau noch in Kapstadt, Kiew, Toluca
in Mexiko und Winterthur in der Schweiz.
Das Familienunternehmen beschäftigt
weltweit rund 870 Mitarbeiter.
Anreize für Investoren
Agrarlandesrat Max Hiegelsberger
begrüßt die Entscheidung von Backal-
drin, die Fühler nach Fernost weiter
auszustrecken: „Backaldrin war in der
Vergangenheit schon öfters Türöffner
für neue Märkte. Wenn jemand vor Ort
zu produzieren anfängt, dann wird der
Markt meist auch für andere interes-
sant.“ Exportfirmen im Agrarbereich
beobachten den Vietnam ständig. In-
zwischen hätten 24 österreichische
Unternehmen aus dem Agrarbereich
das Veterinärprotokoll vollzogen, um
nach Vietnam liefern zu können. „Sehr
oft scheitert es aber noch am Preis“,
weiß Hiegelsberger. Mit den aktuellen
Produktionsmengen könnten die Un-
ternehmen im Agrarbereich auch nicht
wirklich intensiver in neue Märkte ge-
hen, aber Firmen müssten für Verän-
derungen vorbereitet sein: „Es fallen
immer wieder Märkte weg und daher
müssen sich Unternehmen im Export
breit aufstellen und stets nach neuen
Ländern Ausschau halten.“ So hätte
man etwa auch für den ausgefallenen
russischen Markt Ersatzländer, gefun-
den wie zum Beispiel China im Milch-
bereich oder Südkorea im Schweine-
fleischbereich.
Vietnam ist laut Sucher neben dem
guten Wirtschaftswachstum auch ein
günstiger Standort wegen seiner sta-
bilen politischen Rahmenbedingungen.
Das Land ist mittlerweile sehr gut ver-
netzt durch Handelsabkommen – im
Laufe des Jahres 2018 wird auch ein
Freihandelsabkommen mit der EU in
Kraft treten. Es sei das umfassends-
te Freihandelsabkommen, das die EU
jemals mit einem Entwicklungsland
abgeschlossen hat. Das kommunisti-
sche Land hat sich für den Weltmarkt
geöffnet. Für ausländische Investoren
gibt es nun Anreize in Form von Son-
derwirtschaftszonen mit steuerlichen
Begünstigungen. Backaldrin hat sich
in solch einer Sonderwirtschaftszone
im Norden des Landes in der Nähe des
Flughafens mit einer guten Infrastruk-
tur ein Grundstück mit 15.000 Quad-
ratmetern ausgesucht. Die Zeichen
stehen auf dem baldigen Bau der Pro-
duktion – eine letzte Sondierungsreise
fand bereits statt, die weitere Planung
läuft.