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nehmens in Zeiten von rasantem Wan-
del und Veränderung beizubehalten,
sei die große Kunst, so Stefan Graf.
Eine Herausforderung, die für Leyrer +
Graf aber nichts Neues bedeutet, denn
auf Veränderungen zu reagieren, sei
quasi in der Unternehmens-DNA ver-
ankert: „Ich wüsste nicht, wann Leyrer
+ Graf einmal eine Phase der Nichtver-
änderung hatte. Innovationen nehmen
bei uns einen hohen Stellenwert ein,
weil ohne Erneuerungen bleibt man
stehen. Als CEO ist es meine Aufga-
be die Mitarbeiter durch die Verände-
rung zu führen und dabei muss man
sehr achtsam vorgehen. Im Grunde
geht es in einer Phase der Verände-
rung vor allem darum das richtige
Tempo zu wählen, welches das Un-
ternehmenssystem nicht überfordert.
Auch wenn Leyrer + Graf sich nicht vor
Veränderungen scheut, ist die Bau-
branche insgesamt eine nicht sonder-
lich innovative: „Sie verändert sich im
Vergleich zu anderen Branchen sehr
wenig. Wenn ich an meine erste Bau-
stelle 1989 zurückdenke: Auch damals
mauerten wir mit Ziegel und betonier-
ten mit Beton. Der Stahl und das Holz
waren im Wesentlichen auch dasselbe.
Der Ziegel wurde vor Jahrhunderten
erfunden, Lehm und Zement kommen
von den Römern. Was sich ständig
ändert, sind die Begleittechnologien,
also die Dämmstoffe oder die Fenster.
Nicht die Basistechnologie verändert
sich, sondern die Ausführung.“
Bildungsauftrag
Gerade in der Baubranche schwebt
immer wieder der Geist der „Schwarz-
arbeit“ und des „Billigst-Prinzips“ mit.
Leyrer + Graf beschäftigt jedoch über-
wiegend heimische Mitarbeiter. Wie
rechnet sich das heutzutage noch? Graf
warnt hier vor übertriebenen Verall-
gemeinerungen: „Es ist wichtig, diese
Thematik sehr prinzipiell und tendenzi-
ell zu sehen. Gerade bei den Lehrlingen,
die bei uns aufwachsen, ist die Loyali-
tät eine viel höhere. Wenn ich loyal bin,
macht mir in der Regel die Arbeit mehr
Spaß. Wenn sie mehr Spaß macht, bin
ich leistungsfähiger. Und dann haben
wir auch eine höhere Qualität.“ Das
Stammpersonal habe eine ganz andere
Einstellung zur Arbeit. Da arbeite keiner
nur des Geldes wegen, sondern weil sie
stolz auf ihre eigene Arbeit und auf das
Unternehmen sind. Gerade auf Baustel-
len, wo Kommunikation und Informati-
on wesentlich sind, wird bei uns nur
Deutsch gesprochen. „Das wird sehr oft
missverstanden: Das hat nichts damit
zu tun, dass ausländische Arbeiter, die
nicht Deutsch sprechen, eine schlech-
tere Arbeit abliefern würden, das hat mit
einem ganz normalen, menschlichen
Prinzip zu tun: Nur dort, wo Kommu-
nikation gut funktioniert, werden auch
gute Ergebnisse herauskommen.“ Aus
diesem Grund wird bei Leyrer + Graf die
Lehrlingsausbildung großgeschrieben.
Als Familienunternehmen habe man
in diesem Zusammenhang noch ein-
mal ein anderes Verantwortungsgefühl
als Großkonzerne. Dieser Tragweite ist
man sich mehr als bewusst: „Das ist
eine gewaltige Verantwortung und ein
immenser Bildungsauftrag, den ich hier
als gesamtes Unternehmen sehe“, so
Graf, „Bildung hört nicht bei der Wis-
sensvermittlung auf, sondern birgt
auch eine große soziale Komponente
in sich. Wir wenden uns auch ganz be-
wusst an die Eltern und merken, dass
sich die Eltern informieren und wissen
wollen, in welche soziale Gemeinschaft
ihre Kinder kommen. Nachdem Arbeit
das Leben sehr stark prägt, prägen
diese Jahre die Kinder in ihrer ganzen
Einstellung zu Arbeit, Leistung und zum
Unternehmen. Das ist eine extrem hohe
Verantwortung, die wir aber sehr gerne
tragen.“_
03
ab 1990
Gründung der Graf-Holztechnik mit
Sitz in Horn sowie diverse Firmen-
übernahmen und Gründungen von
Betriebsstätten.
2013
Stefan Graf übernimmt die Geschäfts-
führung seines Vaters, Franz Graf. Beginn
eines Joint Ventures mit der oberöster-
reichischen Firma Ploier + Hörmann
2017
Übernahme der Kärntner
Baufirma R & Z Bau