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tigkeit, um kurzfristig als interimistische E-Business-Leiterin
einzuspringen.
Für den Vater ist die 29-Jährige voll des Lobes: Genauso gut, wie
die Vorbereitung für den Unternehmenseinstieg funktioniert hat,
klappe nun die gemeinsame Geschäftsführung. „Wenn wir un-
terschiedlicher Meinungen sind, dann diskutieren wird das aus“,
sagt Kittel und fügt schmunzelnd hinzu, dass es sie „ehrlich ge-
sagt selbst wundert, dass es so gut funktioniert“. Sie schaue sich
vom Vater das Wissen im Bereich der Produktion ab und hoffe,
sein Gespür für neue Trends, wie er sie etwa mit dem Umbruch
von analog auf digital und dem ersten Internet-Bestellservice
hatte, zu entwickeln. Gleichzeitig sei es nun ihre Aufgabe, den
Bereich „IT und E-Business“, den der Vater laut eigenen Aussa-
gen etwas stiefmütterlich behandelt hatte, wieder auf den richti-
gen Pfad zu bekommen. Den Beginn machte sie bereits im Som-
mer 2017 mit der größten IT-Umstellung der Firmengeschichte.
Bei der Führung der Mitarbeiter ist Kittel „die Eigenverantwor-
tung sehr wichtig“. Die Tür zu ihrem Büro sei immer offen, Mit-
arbeiter können bei Problemen jederzeit kommen. „Wir haben
ein sehr gutes Miteinander, ich bin mit allen Mitarbeitern per du.“
Happy Foto wäre nichts ohne seine Mitarbeiter, diese würden un-
ermüdlichen Einsatz zeigen und daher sei es Kittels Aufgabe, da-
für zu sorgen, dass es ihnen gut geht. Als Führungskraft habe sie
Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und darunter ver-
steht Kittel, zu den eigenen Entscheidungen zu stehen und nichts
auf andere abzuwälzen._
mesters in Boston. „Mein Vater hat mich angerufen und ge-
fragt, ob ich Interesse hätte. Er wollte meine Entscheidung
vor einer anstehenden Verdoppelung der Produktionsflä-
che“, erinnert sich Kittel. Ein halbes Jahr später, zurück in
Österreich, sagte Kittel mit damals 21 Jahren dem Vater für
die Unternehmensübernahme zu und bereitete sich seit-
her langsam auf die Geschäftsführer-Rolle vor. Die heute
29-Jährige absolvierte noch einen Master im Management-
bereich und arbeitete fünf Jahre als Unternehmensberate-
rin: „Das war die beste Schule, ich hätte mich persönlich
und fachlich in keiner anderen Position so weiterentwickeln
können.“ Ihre Urlaubstage hat sie bereits für das Familien-
unternehmen verwendet: „Es wurden keine langfristigen
Verträge mehr ohne mich abgeschlossen.“
Seit März 2017 ist Kittel gemeinsam mit ihrem Vater in
der Geschäftsführung, sie leitet den IT- und E-Business-
Bereich sowie den Kundendienst und übernimmt bis zur
Pensionierung des Vaters in rund einem Jahr schrittwei-
se alle Bereiche. Von den Mitarbeitern wurde sie sehr gut
empfangen: „Ich habe einen kleinen Bonsai-Baum be-
kommen als Zeichen dafür, dass sie mit mir verwurzelt
sind und etwas Neues starten wollen.“ Die Mitarbeiter
kennen sie durch ihre frühe Arbeit im Unternehmen gut
und wissen, dass man sich auf die junge Geschäftsführe-
rin verlassen kann. Kittel ist überzeugt: „Respekt muss
man sich erarbeiten und das habe ich gemacht.“ So nahm
sie sich einmal zwei Monate Auszeit von ihrer Beratertä-
Handwerk ist und war schon immer eng mit den Menschen verbunden. In Zeiten industrieller, globalisierter Massen-
fertigung gewinnt dies an unschätzbaren Wert. Hier werden Verantwortung und persönlicher Kontakt zu MitarbeiterInnen
und KundInnen hoch gehalten. Dass man mit Händen und Ideen ganz nach oben kommt, zeigen viele Führungskräfte, die
ihre Karriere mit einer Lehre begonnen haben. Ganz schön schlau, was Hände alles schaffen.
Ihr Leo Jindrak
Obmann, Gewerbe und Handwerk
HANDWERK
STATT MUNDWERK.
Wo Handwerk draufsteht ist Kopfarbeit drin.
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