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WO IDEEN STATT CONTAINER
GEHANDELT WERDEN
Die Zusammenarbeit von Großunternehmen mit Start-ups gilt bereits seit längerem als Erfolgsrezept für die
Schaffung von Innovationen. Es gibt kaum noch Industriebetriebe, die ihre Fühler nicht bereits in Richtung
Start-ups ausgestreckt haben. Acht oberösterreichische Leitbetriebe gehen nun mit dem OÖ Inkubator
Tech2b einen Schritt weiter und haben beim
Handelshafen Pier4 angedockt.
umsonst sind die wirklich genialen Din-
ge in Garagen entstanden. Wir erleben
nun selbst, wie die unterschiedlichs-
ten Leute hier kreativ werden.“ Vom
Vorstand über die Praktikanten des
Konzerns bis hin zu Architekten, Pro-
fessoren oder Start-up-Gründern von
extern waren bereits die unterschied-
lichsten Leute für die Soko Innovation
im Einsatz. Der völlig neue Weg der
Energie AG funktioniert: Eine Reihe von
Innovationsprojekten haben sich entwi-
ckelt, das erste soll im ersten Quartal
2018 auf den Markt kommen. So viel sei
verraten: Es wird das erste, rein digita-
le Geschäftsmodell des Konzerns und
etwas im Bereich Heizen sein.
Das Projekt „Soko Innovation“ ist nur
ein Beispiel unter vielen, wie Unterneh-
men nach neuen Geschäftsmodellen
und Lösungen für die Zukunft suchen.
Denn es herrscht Einigkeit: Für die
Entwicklung von Innovationen muss
man neue Wege beschreiten. Die Zu-
sammenarbeit von Großunternehmen
mit Start-ups ist nicht mehr unbedingt
neu – gilt aber nach wie vor als Erfolgs-
rezept, um frische Ideen für die Zukunft
zu entwickeln. Konzerne und Start-ups
können durch ihre unterschiedlichen
Kulturen und Arbeitsweisen gegen-
seitig voneinander profitieren. Acht
oberösterreichische Leitbetriebe ge-
hen daher nun einen neuen Weg: Sie
haben sich dem vom OÖ Hightech In-
kubator Tech2b ins Leben gerufenen
Pilotprojekt „Pier4“ angeschlossen, um
gemeinsam nach Start-ups zu suchen
und sich mit diesen zu vernetzen.
Flaggschiffe und
Schnellboote
„Am Pier4 werden nicht Container, son-
dern Ideen, Lösungen und Prototypen
für die Industrie von morgen gehandelt“,
erklärt Tech2b-Geschäftsführer Markus
Manz den Namen des in dieser Form
völlig neuartigen Konzepts. Die großen
Flaggschiffe der Wirtschaft sollen eben-
so anlegen wie passende Schnellboote
in Form von Start-ups aus der ganzen
Welt. Die Flaggschiffe haben mit der
Amag, Elin, Energie AG, Fabasoft AG,
Lenzing AG, Miba AG, Primetals Tech-
nologies und TGW bereits angedockt.
Manz musste dafür nicht lange die Wer-
betrommel rühren – das Interesse war
groß. In naher Zukunft kommt noch ein
Unternehmen dazu, weitere Aufnahmen
wird es aber nicht mehr geben. Während
man bei den Flaggschiffen bewusst auf
den Industriestandort Oberösterreich
setzt, sollen die Schnellboote aus der
ganzen Welt kommen. Diese werden nun
nach von den Unternehmen gemeinsam
definierten Suchfeldern wie smarte
Materialien, künstliche Intelligenz, Di-
gitalisierung oder E-Mobilität und nach
individuellen Feldern von Tech2b syste-
matisch gesucht. Es gibt auch eine Ko-
operation mit dem Exportcenter und der
Außenwirtschaft Austria.
REDAKTION_SABRINA KAINRAD
FOTOGRAFIE_THINKSTOCK /
PIER4: LAND OÖ/GRILNBEGER /
ENERGIE AG OÖ / MIBA
Die Überraschung beim Betreten des
Interviewortes ist groß: Es ist eine Woh-
nung in einem alten Haus in der Nähe
des Linzer Bahnhofes, die sich am bes-
ten mit den beiden Adjektiven alt und
renovierungsbedürftig
beschreiben
lässt. Die Einrichtung stammt noch aus
den 70er-Jahren, Lampenschirme und
Sesselleisten fehlen. Die Wände im Vor-
raum dienen als Gästebuch, sind von
oben bis unten mit kleinen Botschaften
und Unterschriften vollgekritzelt. Ein
großer Besprechungstisch in der Mit-
te des nächsten Raumes ist übersät
mit kleinen Notizzetteln und anderen
Büromaterialien. Die Wände sind mit
bunten Post-its beklebt, dazwischen ist
ein großes Loch und auch eine Kritze-
lei – zentral in der Mitte prangt in schö-
ner Handschrift der Satz: „Wie kann die
Energie AG in Zukunft Geld verdienen?“
Denn die Wohnung gehört der Energie
AG. Genauer gesagt sind es die Räum-
lichkeiten der „Soko Innovation“ – ein
Projekt, das Anfang 2015 ins Leben
gerufen wurde, um sich auf die Suche
nach unkonventionellen Ideen und In-
novationen zu machen.
„Natürlich haben wir zuerst überlegt, et-
was Schickes aus den Räumlichkeiten
zu machen“, sagt Elisabeth Spitzen-
berger, die gemeinsam mit Christian
Stein die Soko Innovation leitet, „aber
wir wissen aus der Hirnforschung, dass
genau diese unfertigen Rahmenbedin-
gungen zum Entwickeln anregen, nicht