44

WO IDEEN STATT CONTAINER 

GEHANDELT WERDEN

Die Zusammenarbeit von Großunternehmen mit Start-ups gilt bereits seit längerem als Erfolgsrezept für die 
Schaffung von Innovationen. Es gibt kaum noch Industriebetriebe, die ihre Fühler nicht bereits in Richtung 
Start-ups ausgestreckt haben. Acht oberösterreichische Leitbetriebe gehen nun mit dem OÖ Inkubator 
Tech2b einen Schritt weiter und haben beim 

Handelshafen Pier4 angedockt.

umsonst sind die wirklich genialen Din-
ge in Garagen entstanden. Wir erleben 
nun selbst, wie die unterschiedlichs-
ten Leute hier kreativ werden.“ Vom 
Vorstand über die Praktikanten des 
Konzerns bis hin zu Architekten, Pro-
fessoren oder Start-up-Gründern von 
extern waren bereits die unterschied-
lichsten Leute für die Soko Innovation 
im Einsatz. Der völlig neue Weg der 
Energie AG funktioniert: Eine Reihe von 
Innovationsprojekten haben sich entwi-
ckelt, das erste soll im ersten Quartal 
2018 auf den Markt kommen. So viel sei 
verraten: Es wird das erste, rein digita-
le Geschäftsmodell des Konzerns und 
etwas im Bereich Heizen sein. 

Das Projekt „Soko Innovation“ ist nur 
ein Beispiel unter vielen, wie Unterneh-
men nach neuen Geschäftsmodellen 
und Lösungen für die Zukunft suchen. 
Denn es herrscht Einigkeit: Für die 
Entwicklung von Innovationen muss 
man neue Wege beschreiten. Die Zu-
sammenarbeit von Großunternehmen 
mit Start-ups ist nicht mehr unbedingt 
neu – gilt aber nach wie vor als Erfolgs-
rezept, um frische Ideen für die Zukunft 
zu entwickeln. Konzerne und Start-ups 
können durch ihre unterschiedlichen 
Kulturen und Arbeitsweisen gegen-
seitig voneinander profitieren. Acht 
oberösterreichische Leitbetriebe ge-
hen daher nun einen neuen Weg: Sie 
haben sich dem vom OÖ Hightech In-
kubator Tech2b ins Leben gerufenen 

Pilotprojekt „Pier4“ angeschlossen, um 
gemeinsam nach Start-ups zu suchen 
und sich mit diesen zu vernetzen. 

Flaggschiffe und 

Schnellboote

„Am Pier4 werden nicht Container, son-

dern Ideen, Lösungen und Prototypen 
für die Industrie von morgen gehandelt“, 
erklärt Tech2b-Geschäftsführer Markus 
Manz den Namen des in dieser Form 
völlig neuartigen Konzepts. Die großen 
Flaggschiffe der Wirtschaft sollen eben-
so anlegen wie passende Schnellboote 
in Form von Start-ups aus der ganzen 
Welt. Die Flaggschiffe haben mit der 
Amag, Elin, Energie AG, Fabasoft AG, 
Lenzing AG, Miba AG, Primetals Tech-
nologies und TGW bereits angedockt. 
Manz musste dafür nicht lange die Wer-
betrommel rühren – das Interesse war 
groß. In naher Zukunft kommt noch ein 
Unternehmen dazu, weitere Aufnahmen 
wird es aber nicht mehr geben. Während 
man bei den Flaggschiffen bewusst auf 
den Industriestandort Oberösterreich 
setzt, sollen die Schnellboote aus der 
ganzen Welt kommen. Diese werden nun 
nach von den Unternehmen gemeinsam 
definierten Suchfeldern wie smarte 
Materialien, künstliche Intelligenz, Di-
gitalisierung oder E-Mobilität und nach 
individuellen Feldern von Tech2b syste-
matisch gesucht. Es gibt auch eine Ko-
operation mit dem Exportcenter und der 
Außenwirtschaft Austria.

REDAKTION_SABRINA KAINRAD

FOTOGRAFIE_THINKSTOCK / 

PIER4: LAND OÖ/GRILNBEGER / 

ENERGIE AG OÖ / MIBA 

Die Überraschung beim Betreten des 
Interviewortes ist groß: Es ist eine Woh-
nung in einem alten Haus in der Nähe 
des Linzer Bahnhofes, die sich am bes-
ten mit den beiden Adjektiven alt und 
renovierungsbedürftig 

beschreiben 

lässt. Die Einrichtung stammt noch aus 
den 70er-Jahren, Lampenschirme und 
Sesselleisten fehlen. Die Wände im Vor-
raum dienen als Gästebuch, sind von 
oben bis unten mit kleinen Botschaften 
und Unterschriften vollgekritzelt. Ein 
großer Besprechungstisch in der Mit-
te des nächsten Raumes ist übersät 
mit kleinen Notizzetteln und anderen 
Büromaterialien. Die Wände sind mit 
bunten Post-its beklebt, dazwischen ist 
ein großes Loch und auch eine Kritze-
lei – zentral in der Mitte prangt in schö-
ner Handschrift der Satz: „Wie kann die 
Energie AG in Zukunft Geld verdienen?“ 
Denn die Wohnung gehört der Energie 

AG. Genauer gesagt sind es die Räum-

lichkeiten der „Soko Innovation“ – ein 
Projekt, das Anfang 2015 ins Leben 
gerufen wurde, um sich auf die Suche 
nach unkonventionellen Ideen und In-
novationen zu machen. 

„Natürlich haben wir zuerst überlegt, et-

was Schickes aus den Räumlichkeiten 

zu machen“, sagt Elisabeth Spitzen-

berger, die gemeinsam mit Christian 
Stein die Soko Innovation leitet, „aber 
wir wissen aus der Hirnforschung, dass 
genau diese unfertigen Rahmenbedin-
gungen zum Entwickeln anregen, nicht