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Ein Vertriebsmitarbeiter sitzt beim Kunden und noch bevor dieser ein Wort sagt, weiß der Verkäufer für
welche Produkte und Dienstleistungen sich dieser interessiert. Er weiß, dass er gerade Haus baut, sich
mit der Wahl der Fenster beschäftigt, sich vor drei Tagen einen Leitfaden runtergeladen und sich vor sechs
Tagen ein Video auf Youtube angesehen sowie einen Blogeintrag darüber gelesen hat. Woher der Vertrieb
darüber so genau Bescheid weiß? Durch
Inbound-Marketing.
WENN DER KUNDE VON SELBST KOMMT
chieren an. In dieser Phase muss bereits
ein spezifischer Content etwa ein Blogein-
trag oder ein Video vom Unternehmen
bereitgestellt sein. Dieser Inhalt hilft dem
Kunden, sein Problem zu erkennen. Beim
Hausbau könnte das sein, dass man keine
Vorstellung davon hat, an was man alles
denken muss. Der Besucher landet auf ei-
ner Webseite, auf der eine Checkliste fürs
Hausbauen angeboten wird. Dann kommt
er in die zweite Phase: Das Problem ist
identifiziert und nun geht es an Details
und Aspekte. An dieser Stelle wird dem
Kunden etwa durch ein Youtube-Video
erklärt, welche Bauarten sowie Vor- und
Nachteile von Dächern es gibt. Dazu Pan-
holzer: „In diesen ersten Phasen geht es
noch nicht primär um das Produkt, das die
jeweilige Firma verkaufen will, sondern
nur darum, dem Kunden verschiedene
Lösungen für sein Problem aufzuzeigen.“
Erst danach, in der dritten Phase, geht es
wirklich um das Produkt: Der Hausbauer
weiß nun, welche Dachform für ihn in Fra-
ge kommt. Jetzt interessieren ihn die ver-
schiedenen Produkte und natürlich auch
die Kosten. „Wenn ein Unternehmen in je-
der Phase den perfekten Content zur Ver-
fügung stellt, dann hat der Kunde immer
schon eine Assoziation zu dieser Firma. Er
geht die Checkliste durch, landet später
bei einem Youtube-Video – wieder von der
selben Firma natürlich – und später, wenn
es darum geht, dass er sich das Produkt
kaufen will, landet er dann auf einer Pro-
REDAKTION_SEBASTIAN LUGER
FOTOGRAFIE_PULPMEDIA
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK,
THINKSTOCK
duktdetailseite. So hat er immer schon
das Unternehmen im Hinterkopf. Das be-
deutet, er hat schon Vertrauen aufgebaut.
Damit fällt ihm die Verkaufsentscheidung
leichter“, so Panholzer. Dem Exempel der
Hausbau-Phasen folgend, sollten Unter-
nehmen also durch Inbound-Content dazu
angespornt werden, denjenigen Anbieter
ausfindig zu machen, der ihnen die beste
Lösung für ein spezifisches Problem ver-
kaufen kann. Die Kür zur Pflicht kommt
dann in der vierten Phase, in welcher der
Kunde zum „Fan“ gemacht wird. Das kann
durch Social Media-Marketing erfolgen,
aber auch durch automatisierte E-Mails
mit wertvollen Informationen.
Altbekanntes in neuem,
strategischem Gewand
Die drei wichtigsten Werkzeuge, die bei
dieser Strategie zum Einsatz kommen,
sind Suchmaschinenoptimierung (SEO),
Conversion-Rate-Optimierung (CRO) und
Marketing-Automatisierung, etwa durch
E-Mails. „Wir empfehlen dafür Hub-Spot,
eine Software, die speziell für Inbound-
Marketing entwickelt wurde. Diese Soft-
ware unterstützt in den einzelnen Phasen
und erleichtert auch das entsprechen-
de Tracking des Kunden. Das wurde bis
jetzt im B2B-Bereich eher ignoriert, hat
bei klassischen Außendienstmitarbeitern
aber einen Riesenvorteil: Bevor ich zu ei-
nem Kunden fahre, kann ich nachschauen,
„Wir wollen Besucher
von selbst auf
unsere Website
bringen und zu Leads
konvertieren, also zu
Kunden machen.“
Paul Lanzerstorf
er
Geschäftsführ
er, Pulpmedia
„Im Gegensatz zum klassischen Outbound-
Marketing, bei dem die Kunden von Wer-
bung „unterbrochen“ werden, wollen wir
Besucher von selbst auf die Website brin-
gen und zu Leads konvertieren, also zu
Kunden machen“, so Paul Lanzerstorfer,
Geschäftsführer der Online-Marketing-
Agentur von Pulpmedia. Im B2B-Bereich
waren zwar Video-Contents und Social
Media-Marketing immer schon ein The-
ma, aber so richtig Fahrt nahm das bis
jetzt noch nicht auf. Diesen blinden Fleck
wollte man tilgen. „Wir wenden jetzt den
Inbound-Marketing-Ansatz in diesem Be-
reich an. Es ist etwas, das wir zwar neu
anbieten, aber eigentlich nicht neu ist, da
es schon sehr viel von dem einschließt,
was wir bereits vorher gemacht haben,
zum Beispiel Content- und Video-Marke-
ting“, sagt Lanzerstorfer.
Kunden selber suchen
war gestern
Wie sieht der Inbound-Ansatz generell
aus? Die Leiterin der Business-Unit, Ines
Panholzer, bringt Licht ins Dunkel: „Bei
Inbound-Marketing müssen nicht wir die
Kunden suchen, sondern sie kommen
von alleine zu uns. Wenn der Kunde ein
Produkt will, durchläuft er verschiedene
Phasen.“ Angenommen, er möchte Haus
bauen. In der ersten Phase wird ein Pro-
blem bemerkt, die Lösung ist aber noch
nicht bekannt. Dann fängt er zu recher-