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„Der medizinische
Fortschritt ist großartig,
stellt uns aber gleichzeitig
vor enorme finanzielle
Herausforderungen im
System.“
CHRISTINE HABERLANDER
LANDESRÄTIN FÜR GESUNDHEIT
Mythos
oder Fakt?
Primärversorgungszentren schaffen Entlastung
für Ambulanzen.
NIEDERMOSER_Wir müssen erst schauen, ob es wirklich
so funktioniert. Primärversorgungseinheiten sind ein
Modell im niedergelassenen Bereich, aber sicher nicht
das einzige. Es wird weiterhin praktische Ärzte geben
und auch andere Versorgungsformen und Netzwerke – je
nach Region braucht es unterschiedliche Modelle.
HABERLANDER_Ich bin überzeugt, dass gerade junge
Ärzte die Möglichkeit, im Team zu arbeiten, sehr schät-
zen. So können sie sich bei den Öffnungszeiten abstim-
men und auch bei der Diagnose beraten, man muss nicht
alles allein schultern.
Durch die Medizinische Fakultät wird der
Ärztemangel hierzulande bekämpft.
NIEDERMOSER_Ich bin überzeugt, dass es ein gutes
Projekt ist. Aber ich glaube, die Ausbildung ist der eine
Punkt, der zweite Punkt sind die Rahmenbedingun-
gen, die es im Land geben muss, damit die Ärzte auch
hierbleiben. Wir haben schon vieles geschafft – etwa die
Einführung der Arbeitszeitregelung und eine gute Ge-
haltsreform. Jetzt geht es darum, zu verhindern, dass der
Arzt von Bürokratie erschlagen wird und der Beruf des
Allgemeinmediziners muss vor allem in der Peripherie
attraktiver gestaltet werden – Stichwort Hausapotheke
für jeden Arzt und leistungsgerechte Tarife.
HABERLANDER_Es ist wichtig, dass wir junge Menschen
in Oberösterreich ausbilden, weil wir natürlich hoffen,
dass diese dann hier versorgungswirksam werden. Ein
Blumenstrauß an Maßnahmen für bessere Rahmenbe-
dingungen wurde schon gesetzt – etwa die Gehaltsreform,
womit junge Ärzte ein erhebliches Gehaltsplus haben.
Als Allgemeinmediziner verdienst du nicht gut.
NIEDERMOSER_Ich glaube, man arbeitet viel und hat ein
gutes Auskommen. Aber manche Leistungen sind nicht
leistungsgerecht entlohnt, daran müssen wir arbeiten.
Heimische Ärzte wandern ins Ausland ab, weil
sie dort bessere Rahmenbedingungen vorfinden.
NIEDERMOSER_Der Zug nach außen ist schon geringer
geworden, weil es uns in den vergangenen Jahren gelun-
gen ist, die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Ärzte sind reich.
NIEDERMOSER_Sie arbeiten fleißig und dafür soll es
eine korrekte Bezahlung geben. Aber das hat nichts mit
„reich“ zu tun, sondern ist für einen Akademiker, der ein
langes Studium hinter sich gebracht hat und hohe Ver-
antwortung trägt – nämlich das Leben und die Gesund-
heit der Menschen – durchwegs vertretbar. Das schürt
immer wieder eine Neiddebatte, aber ich finde, dass man
einfach leistungsgerecht bezahlt werden muss.
Der Arztberuf ist nicht familienfreundlich.
HABERLANDER_Deshalb müssen wir mit den neuen
Systemen Anreize schaffen, dass gerade auch junge
Frauen den Beruf ergreifen – dazu braucht es familien-
freundliche und flexiblere Arbeitszeiten. Der Zusam-
menschluss von mehreren Ärzten, zum Beispiel bei
Primärversorgungszentren, ist sehr interessant. Auch die
48-Stunden-Arbeitszeit in Krankenhäusern ist familien-
freundlicher.
NIEDERMOSER_Die Situation ist heute deutlich besser
als noch vor fünfzehn Jahren, was auch an der Arbeits-
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