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HALLO,
HERR
DOKTOR
ROBOTER?
Zukunft Gesundheit. Digitale Krankenakten, Roboter als Assistenten
im OP-Saal, Überwachung der Gesundheit via Smart-Chip –
neue
Technologien revolutionieren nicht nur die Medizin, sondern auch
das Arbeiten von Ärzten und Kliniken. Dass es dabei nicht nur um das
Vernetzen von Technik geht, sondern auch von Menschen, dessen ist
sich Josef Macher, Primar und Geschäftsführer der Klinik Diakonissen
in Linz, sicher. Und arbeitet bereits jetzt daran.
Wer durch die Privatklinik in der Wei-
ßenwolffstraße spaziert, der lernt ihn
bald kennen, den Geist des Hauses. Ja,
das mag etwas seltsam klingen, aber es
ist tatsächlich so. Wobei man sich unter
diesem Geist weder ein Leintuch mit
zwei Löchern noch ein Schlossgespenst
vorstellen muss, es ist mehr ein Gefühl,
ein Ambiente. Und das kommt nicht von
irgendwo. „Zur Genesung braucht es
neben medizinischen Höchstleistungen
auch eine Umgebung, in der man sich
wohl und wertgeschätzt fühlt. Seelsor-
ge, Verständnis und menschliche Wär-
me sind für uns daher ganz wesentli-
che Bestandteile unseres Dienstes am
Menschen“, erklärt Josef Macher, der
die Linzer Privatklinik seit 16 Jahren
führt und sich intensiv mit der Frage
auseinandersetzt, wie Gesundheitsver-
sorgung morgen funktionieren kann.
Was ist im Moment das große
Thema in der Medizin?
MACHER_IT. Die Frage ist: Wo wird die
Reise hingehen? Ersetzt künstliche In-
telligenz den Arzt, die Pflege, das Kran-
kenhaus? Geht der Patient nur noch zur
Maschine wie zum Bankomaten und
gibt den Code ein? Ich glaube, IT ist im
Konkreten eine wertvolle Ergänzung
und massive Unterstützung. Doch die
Kommunikation zwischen den Men-
schen – also zwischen Ärzten, Pflegern
und Patienten – wird nie ersetzt wer-
den. Eine Menschheit funktioniert nur
im Miteinander und nie in der Isolation.
Dafür aber durch die Digitalisierung die
bestmögliche Unterstützung zu haben,
bringt eine massive Vorwärtsentwick-
lung – auch in Lebenserwartung, Ge-
sundheitserhaltung und Vorsorge.
Inwiefern kommt es zu dieser
Vorwärtsentwicklung?
MACHER_Anhand eines Beispiels er-
klärt: Ich habe einen Patienten in der
Schmerztherapie. Dieser kommt nicht
mit einer fertigen Diagnose, oft ist es
ein komplexer Fall, bei dem man nicht
ad hoc weiß, wo das Problem ist und wie
man damit umgehen kann. Man muss
recherchieren und sich mit Kollegen
abstimmen, bis man zu einer Antwort
kommen kann. Digital können alle ak-
tuellen Daten zusammengeholt werden
und man hat in kürzester Zeit den letz-
ten Stand der Dinge, sodass eine Diag-
nose wesentlich schneller möglich ist.
Wie werden Krankenanstalten in
Zukunft organisiert sein?
MACHER_So wie wir es hier auch be-
treiben. Wir versuchen, weg von tra-
dierten Systemen zu kommen, wo man
eine Abteilung A und eine Abteilung B
hat. Man hat vielmehr „den Betroffe-
nen“, der ein Problem, zum Beispiel
Bauchschmerzen hat und eine Lösung
braucht. Wer steuert das? Meines Er-
achtens immer der Facharzt oder der
praktische Arzt – er braucht konsili-
arisch Kollegen, aber er ist die eine
Ansprechperson für den Patienten. Wir
nennen das „Dual-Service-Prinzip“:
Das „Dual“ ist der Patient mit seinem
Arzt, der ihn begleitet. Und die „Ser-
viceeinheit“ sind alle anderen, von der
Rezeption über die Pflege bis hin zu den
Kollegen - also jeder, der mithilft, eine
Diagnose zu finden oder eine Behand-
lung durchzuführen. Es braucht oft
viele Hände, aber der Patient braucht
vor allem eine Ansprechperson. Das ist
nur mit neuen Arbeitssystemen mög-
lich. Wobei man zwischen elektiver und
Akutmedizin unterscheiden muss – in
der Akutmedizin muss natürlich eine
Mannschaft vor Ort sein, die ein Pro-
blem, etwa einen akuten Schlaganfall,
Infarkt oder Unfall, abhandelt. Dieses
Team hat abwechselnd Erholungs- und
Dienstzeiten. Aber die elektive Medizin
kann man auch anders aufsetzen, eben
in diesem Dual-Service-System, in
dem der Arzt dann verfügbar ist, wenn
Name, Vorname des V
ersicherten
Sepp Sitzer
Arzneimittel / Hilfsmittel / Heilmittel
Bewegung
Bleiben Sie mobil und in
Abwechslung!
Die Monotonie ist unser Dilemma – das
stundenlange Sitzen, aber auch das
stundenlange Gehen – von beidem
braucht es Pause. Und dazu muss man
sich Anreize schaf
fen. Zum Beispiel,
indem Sie sich einen etwas unprakti
-
schen Arbeitsplatz einrichten: Das
Tele-
fon ist um die Ecke, der Drucker steht in
einem anderen Raum. So müssen Sie
immer wieder aufstehen und sich bewe
-
gen. Der Reiz nach Bewegung kommt
oft nicht mehr automatisch – weil wir in
vielen Berufen mit statischen Syste
-
men und Bildschirmen beschäftigt sind.
Fährt man mit dem
Auto, sieht unser
Gehirn bewegte Bilder und übersetzt,
dass wir uns bewegen.
Aber wir sind
nur indirekt bewegt. Starrt man zehn
Minuten lang auf eine weiße W
and,
steht man danach automatisch auf,
um sich zu bewegen. Hingegen kann
man fünf Stunden auf den PC schau
-
en und hat keinen
Anreiz zur Bewe-
gung. Schaffen Sie sich also bewusst
Anreize!
Unterschrift des Arztes
Dr. Josef Macher
REDAKTION_SUSANNA WURM
KREATIV DIREKTION_ALEXANDRA AUBÖCK
FOTOGRAFIE_MARIO RIENER
ILLUSTRATION_THINKSTOCK