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ACH,
DAHER
WEHT DER
WIND!
Das Klima verändert sich großräumig. Und das wirkt sich auch
auf unsere Gesundheit aus – neue Krankheiten werden entstehen.
Welche das genau sind, lässt sich noch nicht festmachen, manche
Veränderungen spüren wir aber bereits jetzt schon, etwa immer
aggressivere Pollen und intensivere UV-Strahlung. Christa Kummer,
ORF-Wetter-Expertin und Klimatologin, beschäftigt sich seit langem
mit dem
Wetter und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit
des Menschen.
sibel.“ Die am häufigsten registrierten
Symptome sind Kopfschmerzen, Mig-
räne, Gelenkschmerzen, Erschöpfung
und Müdigkeit. Gerade in Deutschland,
der Schweiz und in Österreich habe
sich die wissenschaftliche Arbeit auf
diesem Gebiet stark entwickelt, weiß
die Klimatologin. Kein Zufall. Denn
genau in diesen Ländern begünstigt
die Landesnatur häufige und heftige
Wetterwechsel. „Alle Untersuchungen
stellen eines klar: Wer unter dem Wet-
ter leidet, ist kein Simulant!“ Allerdings
gelte auch: Nicht das Wetter selbst
macht krank, sondern es ist Auslöser
oder Verstärker von Befindlichkeiten
und Beschwerden, die in unserem Or-
ganismus bereits vorhanden sind. „Das
vegetative Nervensystem reguliert un-
seren Körper - und damit hat es auch
die Aufgabe, Luftdruckschwankungen
auszugleichen", erklärt Christa Kum-
mer. Stress, Belastung, ungesunde Le-
bensweise und auch Krankheiten wie
Rheuma, Herz-Kreislauferkrankungen,
Operationen oder Knochenbrüche sind
Störfaktoren für das vegetative Nerven-
system.
Menschen, die etwa in Städten wohnen
oder die meiste Zeit in Büroräumen
verbringen, sind am häufigsten betrof-
fen. Die Erklärung dafür ist einfach: Bei
Menschen, die viel Zeit in der Natur
verbringen, übernimmt das vegetative
Nervensystem die natürliche Adaption
an das jeweilige Wetter problemlos. Ist
der Körper hingegen selten den natür-
lichen Wetterreizen ausgesetzt, wird
diese normale Regulationsfähigkeit
schnell ausgereizt und dann kann ein
Wetterwechsel zu Beschwerden führen.
„Wetterfühligkeit kann sehr schmerz-
haft sein und unsere Lebensqualität
beeinflussen", weiß Kummer. Nachdem
es sich nicht um eine Krankheit handelt,
lassen sich die Schmerzen auch nicht
einfach mit Medikamenten „wegschlu-
cken". Ein Allheilmittel kennt Christa
Kummer dennoch - doch es klingt we-
sentlich einfacher als es tatsächlich
ist: „Den Körper in Bewegung zu halten,
und zwar regelmäßig." Dabei gehe es
nicht um Hochleistungssport, sondern
um Abhärtung. „Die Sensoren der Haut
sind die Karosserie unseres Körpers.
Setzen wir diese den Wärme- und Käl-
tereizen aus, können wir uns wetterfes-
ter machen."
Gewitterwolken
Und das könnte durch den Klimawandel
verstärkt werden. „Der Gesundheits-
zustand von Millionen von Menschen
kann durch das Wetter und in weiterer
Folge auch durch die Klimaerwärmung
in vielfältiger Weise in Mitleidenschaft
gezogen werden“, gibt Christa Kummer
zu bedenken. So dürfte etwa der Einfluss
des Klimas auf die Freisetzung von All-
Minus zehn Grad. An den Dachkanten
bilden sich Eiszapfen, die Straßen sind
spiegelglatt und die Luft ist trocken.
Während der Kälteeinbruch die Natur
verändert, bewirkt er auch einiges im
menschlichen Körper: Die Adern und
Venen verengen sich, der Blutdruck
steigt an, das Risiko für Herzinfarkte,
Thrombosen und Schlaganfälle nimmt
zu. Aber nicht nur Kälte hat ihre Folgen,
auch Hitze: Die Adern und Venen erwei-
tern sich, viele Menschen mit niedri-
gem Blutdruck leiden an Kopfschmer-
zen und Schwindel. Warum? Weil das
Herz in der gleichen Zeit wesentlich
mehr Blut durch den Körper pumpen
muss.
Luftschlösser?
Christa Kummer spürte schon als klei-
nes Kind einen bevorstehenden Wetter-
umschwung. „Damals war ich wirklich
präzise - Schmerzen im rechten Ellbo-
gen sagten Gewitter voraus, im linken
Ellbogen Sturm, im kleinen Finger Ha-
gel", erzählt sie. Damit zählt Kummer
zu den etwa 40 Prozent Mitteleuropäern,
die von sich selbst behaupten, wetter-
fühlig zu sein. Ob das alles vielleicht nur
Einbildung ist? „Das Phänomen Wetter-
fühligkeit ist ein altbekanntes Rätsel“,
so Kummer. „Im medizinischen Sinn ist
es keine Krankheit, dennoch reagiert
bei fast jedem dritten Österreicher das
vegetative Nervensystem höchst sen-
REDAKTION_SUSANNA WURM
KREATIV DIREKTION_ALEXANDRA AUBÖCK
FOTOGRAFIE_MARIO RIENER
ILLUSTRATION_THINKSTOCK