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Der eisige Fahrtwind hat gefühlte fünf
Grad. Die Felder, Einfamilienhäu-
ser und Ortstafeln zischen geradezu
an uns vorbei. Was ist das erste, das
Franz Reichhart durch den Kopf geht,
wenn er den Zündschlüssel von ei-
nem seiner insgesamt vier Oldtimer
umdreht und losfährt? „Adrenalin
pur. Anders kann ich es einfach nicht
beschreiben.“ Die Liebe zu alten und
vor allem schnellen Autos hat er re-
lativ früh entdeckt, es ist gleichzeitig
sein Jungbrunnen. „Als Schulanfänger
fragte mich die Lehrerin, was ich jetzt
bin. Ich sagte nicht, ich bin ein Schüler,
sondern ein Automechaniker. Das zog
sich immer durch und blieb bis heute.
Ich mag die Technik, ich mag die Faszi-
nation eines BMW-Motors, den Klang,
welchen er entwickelt, wenn man ihn
stilsicher in den roten Drehzahlbe-
reich bringt. Das hat etwas Musisches.
Das ist faszinierend und hält einen
richtig jung.“ Diese Leidenschaft ging
schlussendlich so weit, dass er in der
Automobilbranche auch beruflich Fuß
fassen wollte: „Das wollte ich immer
schon machen. Darüber hinaus ist es
ein Traum, Hobby und Beruf vereinen
zu können, denn die Marke BMW fas-
ziniert mich einfach. Wenn es Freude
bereitet, was man macht, macht man
am Ende des Tages auch eine richtig
gute Arbeit.“
Art: „Mein Sohn Simon und ich haben
einmal auf einer deutschen Autobahn
getestet, wer der Schnellere von uns
beiden ist. Er war um ein ganzes km/h
schneller, das ärgert mich natürlich. Ich
schaffte es auf 233 Stundenkilometer,
Simon jedoch auf stolze 234. Zu meiner
Ehrenrettung muss ich aber sagen, dass
ich 20 Kilo mehr auf die Waage bringe
und noch dazu meinen Hund mithatte,
von dem her ist es eigentlich ausgegli-
chen“, sagt er augenzwinkernd. Reich-
hart schaut sich um, kein Auto ist mehr
in Sichtweite. Er schaltet hoch, gibt Gas
und während die Schubkraft des Motors
einmal mehr ganze Arbeit leistet, meint
man ein geradezu teuflisch-freudiges
Grinsen in den Mundwinkeln des Oldti-
mer-Liebhabers auszumachen.
Die Beziehung eines
Mannes zu seinem Auto
Sicherlich auch deswegen, weil man
eine ganz andere Beziehung dazu auf-
baut, wenn man es – wie Reichhart –
liebevoll hegt und pflegt: „Ja, natürlich
repariere und bastle ich auch selber.
Wobei mir das Wort ‚basteln’ nicht so
gut gefällt, da es etwas unprofessio-
nell wirkt. Ich sammle und repariere
gerne, weil man eine andere Bezie-
hung zu seinem Auto aufbaut. Zum Teil
sammle ich auch alte Teile. Das ist für
… give me fire, give me that, which I desire“ – Diese Textzeile der Rockband Metallica, die
damit ihre Leidenschaft zu schnellen Autos ausdrückte, kommt einem in den Sinn, wenn man mit dem
Autohausbesitzer Franz Reichhart aus Mauthausen in seinem 325i BMW Cabrio Oldtimer mitfährt.
Dritter Gang, vierter Gang, fünfter Gang. Ein langer Tritt auf das Gaspedal. Man merkt förmlich, wie das
Benzingemisch einfährt und die Schubkraft einen in den Sitz drückt. Ein schelmisches Grinsen breitet sich
in seinem Gesicht aus: „Das ist pures Lebensgefühl.“
REDAKTION_SEBASTIAN LUGER
KREATIV DIREKTION_ALEXANDRA AUBÖCK
FOTOGRAFIE_MARIO RIENER
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK
TREFFPUNKT
INSPIRATION
WO MACHER IMPULSE FINDEN
Es riecht nach Benzin
Ein Credo, dass er sowohl seinen Kun-
den als auch seinen Söhnen vermittelt.
„Natürlich spüren das die Kunden, wenn
sich ein authentischer Mitarbeiter und
Autofreak um einen kümmert. Das habe
ich meinen Söhnen sicherlich vererbt.
Bereits als sie noch ganz klein waren,
haben wir schon miteinander gebastelt
und geschraubt. Die riechen Benzin
genauso gerne wie ich.“ Plötzlich wird
Reichhart langsamer, schaltet zurück,
die Umgebung nimmt wieder Formen an.
Vor uns liegt eine lange Gerade, die bis
zum Horizont reicht. Am Ende der Stra-
ße erkennt man noch ganz vage ein Auto.
„Jetzt müssen wir ein bisschen langsa-
mer werden, sonst haben wir das gleich
eingeholt und der Spaß ist sofort vorbei“,
schmunzelt er. Der geeignete Zeitpunkt
zu fragen, wann die Sammelleidenschaft
für Oldtimer eigentlich eingesetzt hat.
„Ich habe vor zig Jahren einer Kundin
eben dieses BMW Cabrio abgekauft. Da
hat die Sammelleidenschaft so richtig
eingesetzt. Es geht mir dabei nicht um
den Wertzuwachs oder um eine Geldan-
lage. Denn ich fahre meine Oldtimer oft
und gerne aus, genau wie meine Söhne.“
Denn auch diese sind Auto-Liebhaber.
Da muss man ab und zu natürlich auch
einmal austesten, wer schneller ist. Ein
Generationenkonflikt der besonderen