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WIR
BAUEN
GEHÄUSE
NACH MAß
Sorgen, große Sorgen. In seinem Kopf
kreisen in einer Dauerschleife Fragen
wie „Hätte ich weniger rauchen sollen?“,
„War das tägliche Gläschen Wein doch zu
viel?“. Sollte man tatsächlich an Krebs
erkranken, rät Albert Dirisamer davon
ab, die Schuld bei sich zu suchen. „In
gewisser Weise ist es leider oftmals
schicksalshaft an Krebs zu erkran-
ken“, so der Radiologe. Nach jetzigem
Wissensstand habe man in seinem Le-
ben nichts falsch gemacht, wenn man
zum Beispiel an Brustkrebs erkrankt.
Dennoch werden neben der familiären
genetischen Disposition und Eigener-
krankungen einige Faktoren genannt,
die eine Krebserkrankung beeinflus-
sen könnten: krankhaftes Übergewicht,
Rauchen, Bewegungsmangel und äu-
ßere Umwelteinflüsse. Zählen zu diesen
äußeren Umwelteinflüssen nicht auch
Strahlen, denen man etwa bei einer ra-
diologischen Untersuchung ausgesetzt
ist? „Die Radiologie ist strengen Qua-
litätskriterien unterworfen, die Geräte
werden regelmäßig kontrolliert.“ Panik
vor Röntgenstrahlen sei, so Dirisamer
weiter, absolut nicht angebracht. „Zum
einen gibt es nur ein errechnetes Risi-
ko, da es sehr wenige Daten in Bezug
auf Strahlenschäden gibt.“ Zum ande-
ren müsse man sich die Strahlendosis
genauer ansehen, um das Ganze zu
relativieren: Auf die Einzelperson hoch-
gerechnet, haben wir in Österreich pro
Jahr eine durchschnittliche Strahlenex-
position von rund vier Millisievert, davon
gehen 1,3 auf die Röntgenuntersuchun-
gen zurück, den Rest nehmen wir durch
die Umgebungsstrahlung auf. Und diese
sei an manchen Orten der Welt, etwa in
New York, noch wesentlich höher.
Im Warteraum sitzt nun nur noch eine
Frau und wartet auf Ihre Brustunter-
suchung. Eine Routineuntersuchung,
also eigentlich kein Grund zur Sorge.
Ein mulmiges Gefühl hat sie trotzdem.
Vielleicht auch deshalb, weil es den An-
schein hat, dass immer mehr Frauen
an Brustkrebs erkranken – jedenfalls
findet man zahlreiche Berichte darüber
in den Medien und kaum jemand hat
noch einen Freundes- und Bekannten-
kreis, in dem niemand betroffen ist. „Wir
haben ein steigendes Bevölkerungs-
wachstum und gleichzeitig werden die
Menschen immer älter – somit steigt
auch die Erkrankungshäufigkeit an
Krebs weiter“, erklärt Dirisamer. Hinzu
komme, dass sich erkrankte Menschen
heute nicht mehr verstecken, wie es
früher noch häufig der Fall war. Sowohl
die Medien als auch das Gesundheits-
system fördern die Enttabuisierung der
Krankheit. Subjektiv betrachtet hört
und liest man daher mehr über Krebs.
Tatsächlich werden aber – wenn man
das Alter aus der Statistik herausrech-
net – manche Krebsarten wie Magen-,
Darm- und Gebärmutterhalskrebs in
Relation seltener. Deutlich steigend ist
hingegen die Zahl der Bauchspeichel-
drüsenkrebserkrankungen. „Die Hin-
tergründe dazu kennt man noch nicht
genau. Es ist eine traurige Entwicklung,
weil dieser Krebs sehr schlecht heilbar
ist“, sagt Dirisamer. Erfreulichere Zah-
len findet man im Brustkrebsbereich:
„Der medizinische Fortschritt und die
Möglichkeiten zur Früherkennung ha-
ben ein deutliches Sinken der Sterb-
lichkeitsrate bewirkt.“
Radiologie im Wandel
Und dieser Fortschritt scheint gerade
in der Radiologie sehr schnell voran-
zuschreiten. Innovationen wie die Hy-
perpolarisations-MRT, die heute noch
vorwiegend zur Grundlagenforschung
genutzt wird, könnten eine genauere
Analyse der Stoffwechselprozesse er-
lauben, die dann durch einen Computer
analysiert werden. Das Ziel dabei: Den
Patienten besser zu stratifizieren und
damit eine personalisierte Therapie
möglich zu machen. Die Aufgabe des
Radiologen geht daher über die bild-
gebende Diagnostik hinaus, in Zukunft
wohl noch mehr. „Man muss sich nicht
nur mit dem Radiologie-Fachbereich,
sondern mit den zusammenhängenden
Krankheitsspektren auseinandersetzen
und den Menschen als Ganzes sehen“,
erklärt Dirisamer, der neben der Grup-
penpraxis für Radiologie in Vöcklabruck
und dem MR-Institut in Gmunden auch
die Radiologie an der Klinik Diakonis-
sen in Linz betreut. Diese Führungsauf-
gaben machen ihm großen Spaß – und
das, obwohl Management und Führung
in seinem Medizinstudium kein Thema
waren. „Ein wesentlicher Faktor ist für
mich dabei die Kommunikation – ich
versuche, eine gute Gesprächskultur zu
pflegen. Gewisse Abläufe müssen klar
definiert sein, um die Arbeit in den ein-
zelnen Bereichen zu erleichtern. Und
Ziele müssen ebenso klar festgehalten
werden. Ansonsten ist mir wichtig, dass
wir ein positives Arbeitsklima haben
und dieses auch auszustrahlen, das ist
für uns selbst und natürlich für die Pa-
tienten das Wichtigste.“_