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CHRISTINE WEIXELBAUMER 

GESCHÄFTSFÜHRERIN, 

PROJEKTAGENTUR WEIXELBAUMER

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Glyphosat, Genmanipulationen, 

Atomkraftwerke rund um Österreich, 

zu hohe Feinstaubwerte in der Luft 

– was können Sie als Landesrat und 

allgemein unsere Politiker beein-
flussen?

ANSCHOBER

_Eigentlich sehr viel. 

Beginnen wir bei der Gentechnolo-
gie: Da haben wir uns vor fünfzehn 

Jahren in den Kopf gesetzt, dass wir 

in Oberösterreich auf die Aussaat von 
gentechnisch manipuliertem Saat-
gut verzichten wollen. Wir haben ein 
Verbotsgesetz verankert, welches die 
EU als nicht europarechtskonform 
deklariert hat. Gut, dachten wir uns, 
dann müssen wir die EU-Gesetze 
ändern. Wir haben Partner gesammelt 
und waren vor einem Jahr schließlich 
65 Regionen in Europa, die alle ein 
Selbstbestimmungsrecht in der Gen-
technologie gefordert haben. Mit dieser 
Kraft haben wir uns durchgesetzt. Das 
Europaparlament, die Kommission 
und der Rat haben ein Gentechnik-
Selbstbestimmungsgesetz beschlos-
sen. Das heißt, wir können heute als 
Region in Europa frei entscheiden, ob 
wir ein GVO-Saatgut verwenden oder 
nicht. Dieser mühsame Weg hat zwar 
fünfzehn Jahre gedauert, aber er zeigt, 
dass man die EU von unten gestalten 
kann. Deshalb starten wir jetzt den 
zweiten Anlauf mit derselben Strategie 
in Sachen Anti-Atom. Wir haben eine 
Allianz für einen schrittweisen europä-
ischen Atomausstieg gegründet, wo wir 
ebenfalls versuchen, möglichst stark 
zu werden. Dabei geht es konkret um 
zwei Forderungen, die wir durchset-
zen wollen: Einerseits, dass es keine 
Subventionen mehr für Atomenergie 
geben darf, das ist auch gut abbild- 
und begründbar im Wettbewerbsrecht 
der europäischen Union – es muss 

nur angewendet werden. Zweitens 
wollen wir erreichen, dass es keine 
Laufzeitverlängerungen mehr geben 
darf. Viele Betreiber von Atomreakto-
ren setzen jetzt darauf, dass sie zwar 
eine Betriebsgenehmigung für nur 
30 oder 40 Jahre haben, wollen aber 
anschließend, wenn diese Zeit vorbei 
ist, trotzdem wieder um 20 oder 30 

Jahre ansuchen – und das erhöht das 

Risiko ganz dramatisch. Glyphosat ist 
ein sehr guter Punkt, denn Glyphosat 
steht im Verdacht, krebserregend zu 
sein. Wir versuchen, möglichst viele 
Bündnispartner zu bekommen – also 
NGOs, Mitgliedsstaaten -, die uns für 
ein Verbot von Glyphosat auf EU-Ebene 
unterstützen. Mein Appell geht an den 
österreichischen Umweltminister, der 
dann im Rat mitentscheiden kann und 
damit eine Stimme hat und am Tisch 
sitzt – er muss ganz klar in Richtung 
Glyphosatverbot gehen. 

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 Welche politischen Erfolge freuen 

Sie persönlich am meisten?

ANSCHOBER

_Erstens der Erfolg, dass 

wir in Oberösterreich in Europa die 

ersten waren, die eine schwarz-grüne 
Regierungskoalition zustande ge-
bracht haben, wo es auch um dieses 
Näherrücken der alten Pole Umwelt 
und Wirtschaft ging. Das hat recht gut 
funktioniert, ich glaube, nach zwei Jah-
ren schwarz-blau sagen gerade jetzt 
in Oberösterreich viele: „Das war doch 
gut damals.“ Zweitens der Erfolg, dass 

wir Oberösterreich davor schützen 
konnten, dass Gentechnologie massiv 

flächendeckend verwendet wird. Und 
das Dritte, das mir im Augenblick viel 
Freude macht, ist das gesellschaftliche 

Zusammenhalten und das Miteinander 

im Bereich der Integration. Wir haben 
erstmals eine wirkliche Integrations-

offensive, das hat es in Oberösterreich 
nie gegeben. Das Schönste dabei ist, 
dass derzeit ganz viele Organisatio-
nen im Bereich der Zivilgesellschaft 
mitarbeiten und dass wir mittlerweile 
etwa 10.000 freiwillige Helfer haben, 
die alle einen Beitrag leisten. Deswe-
gen stehen wir auch vergleichsweise 
sehr gut da.

Fragen 13-14