64
Zu Besuch in der Promenade 37 in Linz. Ein Interview mit dem oberösterreichischen Landesrat für
Integration, Umwelt, Klima- und Konsumentenschutz, Rudi Anschober, steht an. Soweit noch nichts
Ungewöhnliches. Doch dann geht die Tür auf und ein Golden Retriever steht schwanzwedelnd vor einem
und – das ist wohl wirklich alles andere als gewöhnlich – macht einen Knicks. Die Zweibeiner nehmen am
runden Tisch Platz, der Vierbeiner darunter. Das Interview beginnt. Ebenso auf eine ungewöhnliche Art und
Weise – denn die Fragen sind nicht von unserer Redaktion, sondern von unseren Lesern, unterschiedlichen
Menschen aus Oberösterreichs Wirtschaftswelt.
REDAKTION_SUSANNA WURM
FOTOGRAFIE_PFAHNL: PFAHNL / STRASSER: MELANIE PILS /
WÖLFEL: BMW GROUP WERK STEYR / DOPPLER: CLAUS SCHEUCHER
/ REINGRUBER: REINGRUBER TRACHT MIT STIL / WEIXELBAUMER:
FLORIAN VIERHAUSER
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK
01
250.000 Elektroautos im
Jahr 2020 – davon geht das
Umweltbundesamt aufgrund des
Regierungsbeschlusses aus. Ich
selbst fahre seit drei Jahren mit
Begeisterung ein Elektroauto –
leider hat sich die Ladeinfrastruktur
in Oberösterreich nicht wesentlich
verbessert. Wie sieht die Zukunft
diesbezüglich aus? Sind auf
Parkplätzen, in öffentlichen
Einrichtungen und im Sozialen
Wohnbau Ladestationen angedacht?
ANSCHOBER
_Das ist eine ganz
entscheidende Frage! Wir haben noch
zwei große Problemzonen im Bereich
der Elektromobilität – das eine ist
die Distanz, die Elektroautos ohne
Auftanken fahren können. Das zweite
ist die Infrastruktur der Ladestationen.
Aus meiner Sicht ist es absolut
vorrangig, bei der Infrastruktur für die
Ladestationen anzusetzen. Ich denke, wir
müssen spätestens 2019/2020 so weit
sein, dass wir in Oberösterreich eine
flächendeckende Infrastruktur haben,
die jederzeit gut erreichbar und nicht
überlastet ist. In der Abstellordnung
ist es ja verpflichtend vorgesehen,
dass man eine bestimmte Anzahl von
Parkplätzen haben muss – genauso
selbstverständlich sollte es in Zukunft
sein, dass die Ladestruktur vorhanden
ist. Wir arbeiten im Augenblick mit
dem Umweltministerium und dem
Verkehrsministerium daran.
SAGEN SIE MAL,
HERR LANDESRAT …
02
Der Greenpeace Bericht
Landeshauptstädte-Ranking 2017
stellt der oberösterreichischen
Landeshauptstadt im Bereich der
Öffentlichen Verkehrsmittel ein
sehr gutes Zeugnis aus; in anderen
Bereichen wie dem Radwegenetz,
Fußgängerfreundlichkeit,
Alternativer Individualverkehr gibt
es schlechte Bewertungen – wie kann
Ihre Partei in der Landesregierung
Ideen zur Verbesserung vorbringen,
die auch umgesetzt werden?
ANSCHOBER
_Kernstück ist eine
Attraktivierung des gesamten
umweltverträglichen Verkehrs. Dazu
zählt im Großraum, also für die
Pendler, der Ausbau der öffentlichen
Verkehrsmittel und im Stadtgebiet
die Verbesserung für Fußgänger und
Radfahrer. Wir müssen erreichen,
dass wir mehr Menschen durch
einen attraktiven Umweltverbund
zum Umsteigen vom Auto auf
umweltschonende Verkehrsmittel
bewegen. Das geht aus meiner Sicht
nur durch Attraktivitätsverbesserungen.
Oberösterreich hatte in den letzten
Jahrzehnten eine ganz starke Priorität
beim Straßenbau. Jetzt muss das
Jahrzehnt des umweltverträglichen
Verkehrs kommen – in Bezug auf
Infrastruktur und Investitionen.
Deswegen auch unsere Kritik am
Westring. Weil hier sehr viel Geld
gebunden wird. Würde man das