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GUT GEMACHT,
HERR MÜLLER!
Feedback-Systeme von
90 bis 360 Grad
Als „Einstiegsdroge“ zur Etablierung
einer Feedback-Kultur im Unterneh-
men empfiehlt Konrad Breit, Orga-
nisationsberater und Management-
trainer, Feedback-Systeme von 90
bis 360 Grad. Dabei bekommen alle
Beschäftigten von verschiedenen
Seiten anonyme Rückmeldungen,
das Argument „Hierarchie“ gilt damit
nicht mehr: „Beim Mitarbeiterge-
spräch tendieren Arbeitnehmer dazu,
dem Chef mehr zu schmeicheln, als
wirklich die Wahrheit zu sagen.“ Bei
90 Grad wird der Chef von seinen
Mitarbeitern beurteilt, bei 180 Grad
kommt die Bewertung durch gleich-
gestellte Kollegen dazu, bei 270 Grad
das Feedback von Vorgesetzten und
bei 360 Grad noch die Beurteilung
von externen Kunden und Lieferan-
ten. Gleichzeitig schätzt sich der
Mitarbeiter selbst ein und vergleicht
das Selbstbild mit den Fremdbildern:
„Das rüttelt ein bisschen auf.“ Die Fra-
gen sollten zu den Unternehmens-
werten und Führungsgrundsätzen
passen, brauchen aber nicht mehr
großartig neu erfunden werden: „Es
gibt Standardfragen.“
Arbeitnehmer wünschen sich ehrliches Feedback, bekommen dieses aber viel zu selten, hat eine Management-
Echo-Studie mit dem Online-Befragungstool „More Than Checks“ ergeben. Die Ergebnisse überraschen den
Organisationsberater und Managementtrainer Konrad Breit nicht. Er hört immer dieselben Argumente, warum es
kaum Feedback gibt. Diese lässt er nicht gelten. Eine Anleitung zur
Etablierung einer Feedback-Kultur.
REDAKTION_SABRINA KAINRAD
ILLUSTRATION_THINKSTOCK
Nutzen der Verhaltens-
veränderung erklären
Es wird häufig die Sandwich-Methode
propagiert: erst Lob, dann Kritik und
zum Abschluss noch einmal Lob. We-
sentlich ist laut Breit, dass Feedback-
geber authentisch bleiben. Wenn es
eine gute und stabile Beziehung zu
den Mitarbeitern gibt, könnten Vor-
gesetzte gleich zur Sache kommen
und einen Verbesserungsvorschlag
liefern. Das Feedback sollte nicht mit
einem Lob beendet werden, sondern
dem Feedbackempfänger sollte der
Nutzen seiner Verhaltensänderung
erklärt und er sollte anschließend
dazu aufgefordert werden, kurz zu
wiederholen, was er verstanden hat,
ob ihn dies weiterbringt oder ob das
Feedback sinnlos war.
Stärken stärken
Feedback wird meist negativ assozi-
iert, ist aber etwas Positives, Angst
davor ist unbegründet. Chefs sollten
mit ihren Mitarbeitern über ihre Stär-
ken, die sie immer wieder beobachten,
sprechen und gemeinsam erarbeiten,
wie sie diese weiter stärken können.
Keep it short and simple
Neben der regelmäßigen Anwendung eines standardisierten Feedback-Tools sollten
Vorgesetzte ihren Mitarbeitern permanent, wenn ihnen etwas auffällt und die Situa-
tion noch greifbar ist, Feedback geben. Ein direktes und sofortiges Feedback dauere
rund 30 bis 40 Sekunden. Die mangelnde Zeit als Begründung für fehlendes Feed-
back gelte nicht, sagt Breit: „Das ist ein Prioritätenthema.“
QUELLE_Im Juni 2017 wurden 300 Manager, Mitarbeiter und
Unternehmensberater für die Management-Echo-Studie mit
dem Online-Befragungstool „More Than Checks“ befragt.
70
% der Manager
meinen, dass
sie Feedback in
hohen Dosen
vertragen, nur
23 % stimmen
der Aussage
„Feedback hat im Unternehmen einen hohen
Stellenwert und wird aktiv gefördert und gefordert“
zu. Mitarbeiter stimmen dem nur zu 5,7 % zu.
21
% der
Mitarbeiter
können sich
an Feedback
„nicht mehr
erinnern“.
% der Manager
wissen, wie gut sie
bei anderen an-
kommen, bei den
Mitarbeitern sind es
nur 20 %.
40
61
% der Manager und 75 % der
Mitarbeiter geben an, dass in
einem Unternehmen Schwä-
chen Ausmerzen einen höheren
Stellenwert hat, als Stärken zu
stärken.
FEEDBACK
MANAGER UND MITARBEITER