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BFI
„Wir müssen dafür sorgen, dass
die bestehenden Facharbeiter den
Digitalisierungsschub mitmachen
und die berufliche Ausbildung
geändert wird, weil sie nicht immer
zeitgemäß ist.“
GERHARD ZAHRER
Handlungsbevollmächtiger
Der Mangel an Fachkräften ist Fakt und teilweise selbst produziert. Man braucht im
MINT-Bereich sehr viele Absolventen, kriegt sie aber nicht, weil der Bereich unat-
traktiv gestaltet ist. Ein gutes Beispiel ist das Programmieren: Das ist ein weltweites
Thema, in den heimischen Schulen hängt es aber oft stark vom Lehrer ab, ob der
Unterricht gut und spannend gestaltet ist oder nicht. Ein attraktives Bild davon in
den Schulen zu verankern, dauert zu lange. Daher: Weg von der Hilfsarbeit, hin zur
Facharbeit und zu mehr „Graue-Zellen-Produktion“. Der MINT-Bereich wird grob
vernachlässigt, hierfür muss man die Leute besser sensibilisieren.
01 Initiative Fachkräfte / Die Initiative ist gedacht für Personen, die bereits eine
berufliche Praxis haben, aber keinen Lehrabschluss.
02 Fachkräftestipendium / Eine Förderung vom Bund für speziell definierte
Ausbildungen. Man muss zumindest vier Jahre in den letzten 15 Jahren gear-
beitet haben. Der größte Zuspruch ist im Bereich Bau und Holz (Bodenleger,
Tischlerei), Elektrotechnik (Werkmeister), Gesundheit und Pflege (medizinischer
Assistent, Pflegeassistent), Metall und Mechatronik (Werkmeister). Das Feedback
der Betriebe ist sehr positiv. Für sie ist es interessant, weil die älteren Arbeit-
nehmer mehr berufliche Praxis mitbringen und die Probleme eines Teenagers
wegfallen.
MAGISTRAT LINZ
„Wenn wir Jugendliche nicht fördern,
landen sie in der Arbeitslosigkeit
und das müssen wir dann ohnehin
wieder gesellschaftlich mittragen.
Es geht also um soziale und arbeits-
markttechnische Integration.“
BRIGITTA SCHMIDSBERGER
Personaldirektorin
„LearnFit“ ist eine Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Einer-
seits kann dadurch die Jugendarbeitslosigkeit verringert werden, andererseits durch
gezielte Ausbildung der Fachkräftemangel teilweise abgebaut werden. Die Firmen
haben auch kein Risiko dabei, weil es sie nichts kostet. Durch die schulische Atmo-
sphäre und das Mitarbeiten im Betrieb arbeiten sich die Jugendlichen schnell im
Betrieb ein.
01 „LearnFit“ / Der Hintergrund der Förderung ist ein sozialer Aspekt, das Ziel,
jenen eine Chance zu geben, die woanders nicht so leicht eine Arbeit bekommen.
Man bereitet Jugendliche auf die Lehre vor und gibt ihnen die Möglichkeit zur
Nachreifung in der Schulbildung und im sozialen Verhalten. Ein halbes Jahr vor
dem Beginn der Lehrlingsausbildung beginnt LearnFit. Man wird je drei Tage
in der Woche inhaltlich und sozial geschult und kann zwei Tage im Lehrbetrieb
schnuppern.
02 Verantwortung / Es ist noch schwierig, Firmen von diesem Programm zu
überzeugen. Insgesamt ist es nicht mehr so einfach, dass man Lehrlinge am
Markt findet, die fachlich sehr gut sind. Es geht dabei auch um eine gesellschaft-
liche und soziale Verantwortung.