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… und gar 121.000 werden der oberösterreichischen Wirtschaft bis 2030 abgehen. Das sagt zumindest
– Stand Juli 2017 – der Fachkräftemonitor des Landes Oberösterreich. Trotz zahlreicher Indikatoren und
Statistiken ist ein genauer Wert aber oft gar nicht so leicht zu bestimmen. Was zeigt eine
Analyse des
Arbeitsmarktes und was bedeuten diese Prognosen für Unternehmen und Institutionen wirklich?
29.000 FACHKRÄFTE FEHLEN BIS 2020 …
den Arbeitswelt mit einer sogenannten
„Mismatch-Arbeitslosigkeit“. Heterogener
werdende Arbeitswelt bedeutet, dass sich
in der digitalen Umbruchphase die Spreu
(schlecht qualifizierte Arbeitssuchende)
vom Weizen (gut qualifizierte Arbeitssu-
chende) trennt. Folgt man der Logik des
klassischen
Angebot-Nachfrage-Mo-
dells, herrscht eine Lücke zwischen den
Anforderungen der Unternehmen (Nach-
frage) und der nötigen Qualifikation der
Arbeitssuchenden (Angebot). Das führt
zu einem Mismatch: Die Unternehmen
suchen nach Fachkräften und finden zu
wenige, die Arbeitslosen suchen nach
einem Job, sind aber den Anforderungen
der Unternehmen aufgrund ihrer Ausbil-
dung nicht gewachsen. Das Ergebnis ist
der vielzitierte Fachkräftemangel. Eine
zweite Frage, die sich dabei ergibt, ist, ob
die Unternehmen tatsächlich wegen der
nicht vorhandenen Fachkräfte Rekru-
tierungsschwierigkeiten haben oder zu
wenig Interesse zeigen, genügend Geld
in ihr Humankapital, sprich in die Ausbil-
dung beziehungsweise Anwerbung neuer
Mitarbeiter, zu investieren. Zumindest
von industrieller Unternehmerseite wird
– wenig überraschend – dieser zweiten
Möglichkeit widersprochen, wie der Ge-
schäftsführer der Industriellenvereini-
gung OÖ, Joachim Haindl-Grutsch, er-
klärt: „Wenn das jemand im Bereich der
Industrie behauptet, ist das reiner Popu-
lismus. Wer die Bildungs- und Qualifizie-
rungsaktivitäten in der oberösterreichi-
schen Industrie kennt, würde das nicht
sagen. Ich würde sogar meinen, dass
die Industrie weit überdurchschnittlich
in ihre Mitarbeiter investiert, auch insbe-
sondere in die jungen Leute.“ Ein weiterer
heterogener Faktor steckt in der Nach-
frage nach immer mehr höher speziali-
sierten Arbeitskräften bei gleichzeitigem
Rückgang an Ausbildungsmöglichkeiten.
Warum? Nach der WKO Lehrlingsstatis-
tik geht österreichweit einerseits sowohl
die Zahl der ausbildenden Betriebe seit
2002 sukzessive nach unten (von 39.000
Lehrbetrieben im Jahr 2002 auf 29.000
in 2016), als auch jene der Lehrlinge
(von 120.000 auf 107.000 im selben Zeit-
raum). Andererseits tritt auch am Lehr-
stellenmarkt ein leichtes Mismatch auf.
Laut AMS-Durchschnittswerten von 2016
herrscht in Österreich ein Überangebot
an Lehrlingen (6.400 Lehrstellensuchen-
de kommen auf 3.700 offene Stellen), in
Oberösterreich hält es sich annähernd
die Waage (600 Lehrstellensuchende
kommen auf 750 offene Stellen). Wobei
man mit den genauen Zahlenwerten rund
um Arbeitssuchende und offene Stellen
etwas aufpassen muss, wie eine Studie
REDAKTION_SEBASTIAN LUGER
FOTOGRAFIE_METALLBEARBEITUNG & GESUNDHEIT: BFI /
FRISEUR: STEFAN WOLFSTEINER / ELEKTRO: SIEMENS /
SCHWEISSEN: BFI
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK, THINKSTOCK
FACHKRÄFTE
Ein genauer Blick zeigt eine verzwickte Ar-
beitsmarktsituation, bei der laut AMS - in
Oberösterreich und in Österreich - sowohl
die Arbeitslosenzahlen als auch die offe-
nen Stellen steigen. So stieg die Arbeits-
losigkeit im Jahresdurchschnitt in Ober-
österreich von 2014 bis 2016 von 37.000
auf 42.000 (in Ö von 320.000 auf 357.000
Personen). Die offenen Stellen stiegen in
der selben Zeit von 6.500 auf 11.700 (in
Ö von 26.000 auf 40.000). Und obwohl die
Arbeitslosigkeit und die offenen Stellen
steigen, entspannt sich laut einem sich
daraus ergebenden Parameter - der Stel-
lenandrangziffer - der Konkurrenzkampf
um eine Arbeitsstelle statistisch gesehen
sogar. Konkurrierten 2014 in OÖ noch rund
sechs Arbeitssuchende um eine offene
Stelle (österreichweit waren es 12), waren
es zwei Jahre später nur noch knapp vier
Konkurrenten um einen Arbeitsplatz (ös-
terreichweit waren es neun). Wobei man
die sinkende Andrangziffer relativ sehen
muss, da vier beziehungsweise neun Ar-
beitssuchende, die um eine offene Stelle
konkurrieren, noch immer viel sind.
Wenn sich die Spreu
vom Weizen trennt
Die Gründe dafür haben ihre Wurzeln
in einer immer heterogener werden-