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Erwartungshaltung im
Vorfeld definieren
Die Unternehmensbewertung sei im
Vergleich zur Vergangenheit ein pla-
nungsaktiverer Prozess geworden.
„Die Zukunftsplanung spielt mittler-
weile eine wesentlich größere Rolle “,
sagt der betriebswirtschaftlich spezia-
lisierte Unternehmensberater Manfred
Stallinger.
Für die Herangehensweise an die
Unternehmensbewertung nennt
Stallinger sechs Punkte:
Analyse der Businesspläne
Quantifizieren der bewertungs-
relevanten Risiken
Erstellen unterschiedlicher
Szenarien
Analyse und Beurteilung der
Kapitalstruktur
Erstellen von Bewertungsmodellen
nach Discounted Cashflow
Erarbeitung von Bewertungs-
bandbreiten abhängig von der
Struktur der Transaktion
Aufpassen müsse man im Hinblick
auf kontinentale Unterschiede: „Bei
einem Markt mit völlig anderen Rah-
menbedingungen muss man anders
vorgehen.“
Unternehmensberater
würden im Unterschied zu den Steu-
erberatern den Firmenwert umfang-
reicher betrachten und mit ihnen für
die genauen Betriebskennzahlen zu-
sammenarbeiten. „Wenn man nicht
nur ein 08/15-Ergebnis haben will,
muss man im Vorfeld die Erwartungs-
haltung für das Ergebnis definieren“,
sagt Stallinger. So solle etwa bei einer
Berechnung für einen Verkauf nicht
nur die Entwicklung des zu verkau-
fenden Unternehmens analysiert wer-
den, sondern auch die sich durch den
Verkauf ergebenden Synergien. Ver-
käufer müssten sich die Frage stel-
len, wofür der potentielle Käufer das
Unternehmen braucht. „Da bekommt
man plötzlich ganz andere Werte.“
Manfred Stallinger
Geschäftsführender Gesellschafter, ecc
Ecocare Wirtschaftsberatung
Schwieriger Blick
in die Glaskugel
Start-up-Gründer würden bei der Suche
nach Investoren nicht vordergründig da-
ran denken, wie viel ihr Unternehmen
wert sei, sondern daran, wie viel Kapital
sie bräuchten und wie viele Unterneh-
mensanteile sie dafür hergeben wollen
oder auch müssen, so der Steuerberater
und Wirtschaftsprüfer Thomas Böhm. In
Start-up-Shows werde auf die Komplexi-
tät einer Unternehmensbewertung nicht
eingegangen, in der Praxis werde im
Regelfall nicht ohne vorgelagerte Due-
Diligence-Prüfung investiert. Im Rahmen
einer schnellen Schätzwertverprobung
orientiere man sich an nachhaltigen
jährlichen Umsatz- und Gewinnbeträ-
gen und setze diese ins Verhältnis zum
ausgerufenen Unternehmenswert: Wie
viele anteilige Jahresgewinne wollen die
Gründer?
Es gibt ein Fachgutachten zur Unterneh-
mensbewertung von der Kammer der
Wirtschaftstreuhänder, das die Regeln
zur Bewertung eines Unternehmens
festlegt, nach welchen jeder Steuerbera-
ter vorzugehen hat.
Ein Gutachten besteht im
Wesentlichen aus vier Teilen:
01 Erläuterung der Methodik,
02 Analyse des Unternehmens
sowie der Planungsrechnung
03 Bewertung und
04 Verplausibilisierung mit
anderen Methoden.
In der Start-up-Phase kann man den
Wert eines Unternehmens schwerer be-
urteilen: „Bei Start-ups ist der Blick in
die Glaskugel viel schwieriger.“ Es gibt
noch wenig aussagekräftige Zahlen aus
der Vergangenheit, mit deren Hilfe man
die zukünftige Entwicklung verplausi-
bilisieren könnte. Start-ups befinden
sich oft noch in einer Verlustphase, bei
den Planungszahlen gibt es extreme
Sprünge bei den Umsätzen. Investoren
würden sich häufig rein aufgrund der
Innovativität des Produktes und des zu
erwartenden Wachstums beteiligen. Im
Zuge der Erstellung einer konkreten Be-
wertung eines Start-ups hilft man sich
durch die Unterteilung der Zukunft in
verschiedene Phasen. Besonderes Au-
genmerk müsse man auch auf die mit
einem Start-up verbundenen Risiken le-
gen. „Letztendlich können verschiedene
Gutachter bei Start-ups zu verschiede-
nen Werten kommen, im Regelfall wird
der Unternehmenswert als Bandbreite
angegeben“, sagt Böhm. Die Wertent-
wicklung von Start-ups kann rasant
nach oben gehen und die Zukunftsvor-
stellungen der Gründer beziehungswei-
se Investoren können auseinanderdrif-
ten. Vor diesem Hintergrund rät Böhm
allen Gründern, im Gesellschaftsvertrag
mit einer fix verankerten Berechnungs-
formel für Exit-Szenarien eines Gesell-
schafters vorzusorgen.
Thomas Böhm
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer,
Geschäftsführer „böhm und partner
Steuerberater“
Es ist keine
Schande zu
fallen, nur
liegenzublieben und
nicht weiterzugehen
.
Manfred Stallinger
Es gilt, die
Balance
zwischen Chancen
und Risiken zu finden
und schrittweise
weiterzukommen.
Thomas Böhm