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sie da eine ganz andere Einstellung, die 
sind hungrig. Bei uns ist die grundsätzli-
che Aufklärungsarbeit wichtig, dass man 
die jungen Leute dazu bringt, ein Risiko zu 
tragen und ein Unternehmen aufzubauen. 
An unserem Know-how scheitert es nicht. 

STRUGL_Das Bildungssystem muss in 
Richtung Wirtschaft offener werden, es 

soll mehr Verständnis für und Wissen 
über die Wirtschaft vermittelt werden. 
Manche Pädagogen machen das bereits 
hervorragend, bei anderen bemerken 

wir immer wieder eine Grundskepsis ge-
genüber neuen Ideen und anderen Her-
angehensweisen. Dafür braucht es eine 
Veränderung im System der Schulver-
waltung. Zu mir hat einmal jemand aus 
dem Landesschulrat gesagt: „In meine 
Schulen kommt ihr nicht rein.“

POLGAR_Die Wirtschaftskammer ko-
operiert seit Jahren mit der pädagogi-

schen Hochschule, das Gründerservice 
bringt den Studierenden das Thema „Un-
ternehmertum“ einen Tag lang näher. Da 
gehört natürlich noch viel mehr gemacht, 
aber damit ist schon ein großer Wurf 
gelungen, wenn man die angehenden 
Pädagogen für das Thema sensibilisiert. 
Es gibt auch einen bundesweiten Schul-
terschluss für weitere Kooperationen mit 
den pädagogischen Hochschulen. Ich 
sehe darin viel Potential. 

AICHINGER_Zur Frage, ob es überhaupt 
genügend Projekte zum Investieren gibt: 
Wenn wir mehr haben wollen, müssen wir 
etwas ändern. Wenn jemand eine höher-
bildende Schule besucht, danach einen 
Studienabschluss an einer praxisnahen 
Fakultät macht und dieser dann bei der 
eigenen Unternehmensgründung von al-

len mit einem schiefen Auge angeschaut 
wird, wurde in der Bildung etwas falsch 
gemacht. Mir ist es so gegangen, alle 
haben mich gefragt, warum ich keinen 
Dienstvertrag unterschreibe und mich 
damit für den sicheren Weg entscheide. 

WIESAUER_In Österreich würde uns 
auch eine ordentliche Universität nüt-

zen. Die Stanford Universität ist im Sili-
con Valley und generell in Amerika der 
Motor. Google zahlt der Universität aus 
Dankbarkeit jährlich fünf Milliarden US-
Dollar, weil sie ihnen die Leute ausbil-
den. Stanford hat in etwa das gleiche 
Bildungsbudget wie die gesamte Bun-
desrepublik Deutschland, es werden 

14.000 Studenten von 14.000 Mitarbei-

tern betreut.

Ist das Ziel, dass wir die österreichi-
schen Projekte in die Welt hinaustragen 
und international finanzieren? Oder ist 
das Ziel, dass wir österreichisches Kapi-
tal zusammenbringen, das die Projekte 
im Land finanzieren kann?

AICHINGER_In Österreich gibt es genug 
Kapital und Potential. Wirtschaftlich 
betrachtet ist es für Österreich wahr-
scheinlich der beste Fall, wenn das Ka-
pital hierbleibt.

POLGAR_Das ist eine Entscheidung, 
die man nicht treffen kann, sondern die 
der Markt regeln wird und die Start-ups 
treffen. Wenn Gründer das Gefühl haben, 
dass sie hier Unterstützung bekommen 
und es eine funktionierende Infrastruktur 
gibt, dann ist die Chance höher, dass sie 
dableiben. Darum zahlt sich jede Initia-
tive – egal ob privat oder öffentlich – in 
diesem Bereich aus.

STRUGL_In Israel gibt auch die staatliche 

Agentur schon in der Gründungsphase 
große Summen. Aber die Start-ups müs-
sen bald aus Israel weggehen, weil das 
Industrieumfeld fehlt und der Markt klein 
ist. Ähnlich ist das auch in Berlin. Wir ha-

ben wegen unseres Vorteils des starken 
industriellen Umfelds mit den Berlinern 
vereinbart, dass wir in diesem Bereich 
kooperieren können und daran sind sie 
interessiert. Entscheidend ist jetzt, dass 
ein Ökosystem entsteht und wir Kapital 
anziehen – ohne Letzterem bleiben wir 
bei diesen kleinen homöopathischen Do-
sen, die vielleicht aus dem öffentlichen 
Sektor kommen, und diese sind zu wenig.

Gibt es in Österreich überhaupt genug 
gute Projekte für potentielle Investoren? 

WIESAUER_Als Fundraiser für Capi-
tal300 weiß ich, dass es in Österreich im 
internationalen Vergleich nur wenige gute 
Projekte gibt. Das liegt am Umfeld. Uns 
geht es sehr gut, wir sind satt, werden 
in der Schule in ein Gleichmachersystem 
reingedrängt und dazu erzogen, kein Ri-

siko einzugehen und einmal ein braver 
Angestellter zu werden. In Amerika haben 

Peter Polgar leitet seit 2011 das Gründerservice der WKOÖ. 
Die Anlaufstelle für Gründer und Betriebsnachfolge führt jährlich 
rund 3.000 kostenlose Beratungsgespräche durch, es werden Gründer-

Workshops sowie zahlreiche Veranstaltungen organisiert.

„Wir müssen den Start-ups 

vermitteln, wie interessant 

es sein kann, heimisches Kapital 

zu nutzen.“

PETER POLGAR

LEITER, WKOÖ GRÜNDERSERVICE 

UND UNTERNEHMENSFÖRDERUNG

Mutig sein 

lohnt sich am 

Ende des Tages. 

Peter Polgar