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immer wieder gehörten Klagen über den
Förderdschungel nicht gelten, es gibt ge-
nug Beratungsmöglichkeiten. Solche Kri-
tiken entstehen, wenn Leute für ihre Idee,
die sie natürlich selbst als die coolste
betrachten, nicht so viel Geld wie andere
bekommen.
POLGAR_Ich beschäftige mich seit knapp
15 Jahren mit dem Fördermarkt und traue
mich, mit Überzeugung zu sagen, dass
dieser noch nie so transparent wie jetzt
war. Das heißt nicht, dass endgültig alles
transparent ist, aber vor allem die öffent-
lichen Förderagenturen sind spitze. Kritik
könnte es geben, weil es in den vergan-
genen Monaten einzelne Schwierigkeiten
bei der Geschwindigkeit von Auszahlun-
gen gegeben hat. Neutralität und Unab-
hängigkeit sind bei Finanzierung und För-
derberatung für Start-ups elementar und
das können halböffentliche und öffentli-
che Stellen sehr gut gewährleisten.
STRUGL_Diese Neutralität ist für die
Gründer wichtig. Unsere Inkubatoren
werden genau dafür geschätzt. Unser
OÖ Hightech-Inkubator tech2b ist der
beste Inkubator Österreichs. Das hat die
Evaluierung für das scale-up-Programm
gezeigt.
AICHINGER_Zur Vorphase möchte ich
ergänzen: Es ist ganz wichtig, dass es in
dieser Zeit kostenlose und nicht gewinn-
orientierte Stellen von der öffentlichen
Hand gibt. Gerade in der ersten Phase
sind die Gründer oft noch unschuldig
und unbeholfen. Wenn jemand zum Bei-
spiel nur 5.000 Euro braucht und an den
Falschen gerät, gibt ihm dieser gleich
15.000 Euro für 30 Prozent der Firmen-
anteile. Das eigentlich gebrauchte Geld
hätte er aber ganz einfach, etwa vom
Wirtschaftsimpulsprogramm des Lan-
des OÖ oder Gründerfonds, bekommen.
Man muss aufpassen, die jungen Unter-
nehmer nicht gleich zu verbrennen und
ihnen mit vielen Anteilen die ganze Mo-
tivation zu nehmen. Das ist das Land den
Gründern und Leistungsträgern, die sehr
viel Risiko auf sich nehmen, schuldig. Ich
weiß aus eigener Erfahrung von einem
Start-up, wo ich mitbeteiligt bin und das
im Tech2b-Gründerprogramm ist, dass
das bereits extrem gut funktioniert.
WIESAUER_Ich helfe vielen Start-ups
bei Förderanträgen. Diese sind transpa-
rent, die Beurteilung ist nachvollziehbar.
Das Problem bei den öffentlichen För-
derungen sind die knappen Geldmittel.
Wenn die öffentliche Hand jährlich eini-
ge Millionen Euro für den PreSeed-Be-
reich hat und bis zu einem Höchstbetrag
von 200.000 Euro in ein Gründerteam in-
vestieren kann, dann ist das für ein Land
wie Österreich lachhaft. Israel hat 5.000
bis 7.000 aktive Start-ups, die für die
ersten 24 Monate ein attraktives Fun-
ding haben. Von Israel wird alles nach
Amerika ausgelagert, die haben eine
Struktur in Kalifornien, bei der sie den
Anschluss suchen, und eine Zweitrunde
passiert automatisch.
AICHINGER_In Israel haben sie andere
Rahmenbedingungen, die nicht ange-
nehm sind. Die haben keinen Markt und
müssen ab der Sekunde nach der Grün-
dung sofort in Übersee nach Kunden
suchen. Wir vergleichen uns immer mit
anderen Märkten, die wir mit den vielen
Eigenheiten nicht kopieren können. Jeder
im internationalen Umfeld lobt sich selbst,
aber es ist in den anderen Ländern nicht
Michael Strugl präsentierte im April 2016 eine Gründungsstrategie zur
Forcierung von Unternehmensgründungen am Standort Oberösterreich. Es
werden jährlich 4.500 Unternehmen gegründet, bis zum Jahr 2020 soll die-
se Zahl auf 5.000 gesteigert werden und besonders die Zahl der rund 1.000
wissens- und technologiebasierten Gründungen soll signifikant steigen. Ein
Plus von drei Prozent bei den Gründungen im Jahr 2016 im Vergleich zum
Vorjahr und damit der höchste Zuwachs seit 2005 würde laut Strugl zeigen,
dass das Thema in Schwung kommt.
„Aufgrund unseres kulturellen
Hintergrunds ist in Österreich
das Mindset anders als in anderen
Industriestaaten.“
automatisch alles besser. Wir haben so
viel Industrie und so viele Unternehmen
und dadurch Kapital sowie Nährboden –
das fängt an bei Sicherheit und geht über
das ganze Sozialsystem, wo sich Israel,
Silicon Valley oder Berlin durchaus eine
Scheibe abschneiden können. Wir haben
damit einen entscheidenden Standort-
vorteil, die Szene muss in Österreich nur
ins Laufen kommen. Man darf die eigene
Ware nicht zu schlecht reden – natürlich
gibt es Herausforderungen, aber die gibt
es an jedem Standort.
Sei Erster,
sei besser oder
sei anders.
Michael Strugl
MICHAEL STRUGL
OÖ LH-STV. UND WIRTSCHAFTSREFERENT