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AICHINGER_Ich sehe das genauso. Es 
gibt sehr viel privates Kapital, es fehlen 
steuerliche Anreize. Das Thema Start-up 
ist in der Politik gut angekommen – eine 
Reihe von Vorzeige-Exits wie Runtastic, 
Mysugr oder Shpock haben ihr Übriges 
dazu beigetragen. Die ersten größeren 
Exits 2008/09 wurden noch nicht so ultra 
gehyped. 

Wie sollten die angesprochenen fehlen-

den steuerlichen Anreize ausschauen? 

AICHINGER_Die Junge Wirtschaft fordert 
schon länger einen Beteiligungsfreibetrag. 
Bis zu 100.000 Euro an Investitionskapital 
sollen verteilt auf fünf Jahre als Freibetrag 
geltend gemacht werden können. 

WIESAUER_Ich würde es so wie in Eng-
land machen, wo man sich steuerfrei 
an Start-ups beteiligen kann. Und was 
noch viel besser ist: Wenn das Start-
up einen Exit macht, dann ist der Er-
lös auch steuerfrei. Damit haben sie in 
England vor zwei Jahren einen unglaub-
lichen Boom ausgelöst. Auch ein über-
haupt nicht Start-up-affiner Bekannter 
von mir aus dem Management von IBM 
hat begonnen, in Start-ups zu investie-
ren. Er musste dafür als „Schlipsträger“ 
in einem Konzern extrem umdenken. 
Wobei ich mir gleichzeitig gar nicht 

sicher bin, ob steuerliche Anreize so 

wahnsinnig wichtig sind, weil die Leute 
ja auch ohne diese investieren.

AICHINGER_Der Exit muss nicht steuer-
frei sein, man muss es ja nicht übertrei-
ben. Wenn es wirklich einen Ertrag gibt, 
sollte dieser versteuert werden.

WIESAUER_Das wäre ein kleiner Turbo-
lader, den man draufschraubt.

ACHINGER_Den Turbolader braucht 
man viel früher, in der Anfangsphase, 
um einen ersten Anreiz für ein Invest-
ment zu geben. Vergleichbar mit der 
Initiative „1plus1“, mit der man Ein-
Personen-Unternehmen Anreiz und 
Motivation für die Einstellung der ersten 
Mitarbeiter gibt. Wenn ich einen Ge-

winn erwirtschafte, kann ich davon auch 
Steuern zahlen. 

WIESAUER_Die 

Lohnnebenkostenför-

derung ist eh lässig. Dass ich einem In-
vestor eine Förderung gebe, weil er in ein 
Start-up investiert, ist Unfug. Das Geld 
sollen die Start-ups bekommen.

POLGAR_Der Fördergeber wollte damit 

auch ein Gefühl dafür bekommen, wo 
zurzeit investiert wird, und aus Sicht der 
Start-ups ist die Unterstützung doppeltes 
Kapital.

Gibt es neben den steuerlichen Anreizen 
noch andere Ideen, um der Investoren-
szene in Österreich Schwung zu geben? 

POLGAR_Wir müssen das Thema größer 
denken, dürfen uns nicht nur auf den 
Start-up-Bereich fokussieren und müs-

sen für eine Bewusstseinsbildung der 
Mittelstandsfinanzierung sorgen. Eine 
Unternehmensfinanzierung funktioniert 
nur mit einer Mischung aus Geld von 
Banken und Eigen- sowie Wachstums-
kapital – Letzteres ist oft Risikokapital. 
Der Mittelstand ist teilweise zu stark 
bankenfinanziert, das führt zur Unbe-

weglichkeit bei Betrieben. Im Wachs-
tums- und Innovationsbereich muss 
auch die alternative Finanzierung eine 
Rolle spielen. Je sensibler die Leute da-
für werden und je mehr Start-ups mit 
KMU und Industriebetrieben zusam-

menarbeiten, desto mehr wird der Be-
reich geöffnet. Dann kommt die Inves-
torenszene von selbst in Schwung, weil 
Geld und politischer Wille sind bereits 
da. Überhaupt sollte man den Leuten 
das Thema Unternehmensfinanzierung 
früher näherbringen. Oft setzen Gründer 

– von allen Unternehmen und nicht nur 

von Start-ups – ihr verfügbares Kapital 
völlig falsch ein und kommen dann nicht 
weit, ohne Haus und Hof verpfänden zu 
müssen. 

AICHINGER_Beim Thema Unterneh-
mensfinanzierung ist auch wichtig hin-
zuzufügen, dass dies oft gar nicht mehr 
so risikoreich ist, weil Gründer das Geld 
meist erst in Wachstumsphasen brau-
chen, wo das Geschäftsmodell bereits 
erprobt ist. Unternehmen werden über-

wiegend mit Eigenkapital gegründet, 
Gründer tragen viel Risiko selbst. Als 
Maßnahme für eine Verbesserung der 
Investorenszene muss ein Bewusstsein 
dafür geschaffen werden, dass ein In-
vestment in Start-ups eine Alternative 

zu klassischen Anlegerformen ist. Viele 
Familienunternehmen mit genügend 
Kapital haben das noch nicht am Radar, 

Für Bernhard Aichinger war schon immer klar, dass er eine eigene Firma 
gründen möchte. Mit 22 Jahren setzte er diesen Entschluss um und gründe-
te 2010 die Firma E-Conomix. Sieben Jahre später beschäftigt Aichinger 18 
Mitarbeiter, es werden Websites und Online-Shops für Firmen wie Runtastic 
oder Porr erstellt. Seit 2011 engagiert sich Aichinger in der Jungen Wirt-
schaft, im Herbst 2015 hat der Welser den Landesvorsitz der Interessensver-
tretung übernommen.

„Wenn wir mehr gute Projekte für 

potentielle Investoren haben wollen, 

müssen wir etwas ändern.“

BERNHARD AICHINGER

VORSITZENDER, JUNGE WIRTSCHAFT OÖ

If you fall, 

i’ll be there – 

the floor

Bernhard 

Aichinger