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VON ERSTEN ERFOLGEN UND 

EINEM WEITEN WEG VOR UNS

Wie beurteilen Sie die Investorenszene 

in Österreich?

WIESAUER_Wir haben in Österreich eine 

sehr gute Angel-Investorszene. Es gibt 
viele aktive, vermögende Privatpersonen. 
Bei traditionellen Investoren wie Fonds 
ist Österreich halbtot bis tot.

POLGAR_Es sind drei Teile zu unter-

scheiden: Der erste Teil des privaten 
Eigenkapitals, das entweder von den 
Gründern oder vom unmittelbaren Um-
feld zur Verfügung gestellt wird, und der 
zweite Teil der öffentlichen Hand funk-
tionieren sehr gut. Der dritte Teil der 
institutionellen Investoren hinkt nach. 
In Oberösterreich wurden in den vergan-

gebaut, da sind wir im Vergleich nicht 
schlecht. Privates Kapital – insbesondere 
Risikokapital – hat bei uns keine kultur-
elle Verankerung, da sind wir unterentwi-
ckelt. In Asien werden Start-ups haupt-
sächlich öffentlich finanziert, in den USA 
hauptsächlich privat, in Israel beides. Das 
israelische Modell kommt am ehesten für 
Österreich in Frage: Die Unternehmen 
brauchen in der Frühphase öffentliche 
Hilfe in Form von Infrastruktur, Beratung 
und Kapital und später in der Wachs-
tumsphase größere Beträge durch pri-
vate Investoren. Jetzt wird das Thema in 
Österreich gehypt – auch von der Politik. 
Fast alles, was gegründet wird, wird als 
Start-up bezeichnet. Auch wenn die Stim-
mung dadurch deutlich besser geworden 
ist und sich langsam etwas zu entwickeln 
beginnt, müssen wir noch lange Wege 
gehen. Klar ist aber: Es gibt viel privates 
Kapital, es ist nur nicht gematcht mit den 
Ideen und nicht genügend angereizt.

REDAKTION_SABRINA KAINRAD

KREATIV DIREKTION_ALEXANDRA AUBÖCK

FOTOGRAFIE_DISKUSSION: MARIO RIENER / 

WEISZ: JASMINA RAHMANOVIC

ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK, THINKSTOCK

genen zehn Jahren auf der halböffentli-
chen und eher politik- und inkubatoren-
getriebenen Ebene sehr viele Projekte 
begleitet, aber diese konnten nach ein, 
zwei Jahren in der Wachstumsphase 
nicht mehr genug Geld auftreiben. Das 
Erfreuliche ist, dass letzterer Teil nun 
dank vieler verschiedener Akteure end-
lich in Bewegung kommt und besonders 
auch im oberösterreichischen Zentral-
raum Aufbruchsstimmung herrscht. Von 
der Industrie bis zu den KMU wollen nun 
alle mit Start-ups kooperieren. Im Zuge 
der Digitalisierungsoffensive brauchen 
sie die Nähe zu den Start-ups. Es ist 
aber noch nicht klar, welche Akteure es 
gibt. Die Leute in unseren Beratungsge-
sprächen sind verunsichert bezüglich 
der Ansprechpartner.

STRUGL_Ich schließe mich dem grund-

sätzlich an. Wir haben traditionell eine 
öffentliche Unterstützungsstruktur auf-

Wo die

 Investorenszene in Österreich halbtot ist, was man dagegen unternehmen sollte und welche 

Vorteile der Standort gegenüber Start-up-Hotspots wie Silicon Valley und Berlin hat, diskutieren der 

oberösterreichische LH-Stv. Michael Strugl, Business Angel Günther Wiesauer, JW OÖ-Vorsitzender 
Bernhard Aichinger und WKOÖ-Gründerservice-Leiter Peter Polgar.

START-UP SZENE